Bei der Sanierung der Oper am Offenbachplatz darf Geld ab sofort keine Rolle mehr spielen, weil sonst alles den Bach runtergeht.
Satirischer WochenrückblickDas Fass ohne Boden am Offenbachplatz
Bei aller Kritik am Spitzenpersonal unserer Stadtverwaltung, vor dem Baudezernenten müssen wir ausnahmsweise mal den Hut ziehen. Weil er beim Bau-Drama um die Oper als Einziger erkannt hat, dass es völlig sinnlos ist, in die Vergangenheit zu blicken, wenn direkt vor seiner Nase ein Fass ohne Boden steht.
Der Mann kennt sich aus in der griechischen Mythologie und hat das Drama der Danaiden genau vor Augen. Danach töteten die 50 Töchter des Danaos, König von Libya und Ahnherr der Griechen, auf seinen Befehl hin – bis auf eine Danaide – in der Brautnacht ihre jungen Ehemänner, allesamt Söhne des Aigyptos. Zur Strafe muss jede von ihnen im Tartaros bis heute Wasser in ein durchlöchertes Fass schöpfen, weshalb diese qualvolle, sinnlose Mühe bis heute Danaidenarbeit genannt wird. Die dazugehörige lyrische Tragödie wurde am 26. April 1784 in Paris uraufgeführt.
Während die komplette Stadtspitze einschließlich des Stadtrats und der Intendanz von Oper und Schauspiel jammert und wehklagt, warum der Bau einfach nicht fertig werden will, verfolgt der Baudezernent energisch sein Ziel. 250 Jahre nach der Uraufführung in Paris soll „Les Danaïdes“, das Drama in fünf Akten von Antonio Salieri, am Offenbachplatz in einer modernen kölschen Fassung zur Wiedereröffnung der Oper Premiere feiern.
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Das wäre im Jahr 2034 und ist zugegeben recht knapp bemessen, aber jetzt, wo das Geld keine Rolle mehr spielt, wird sich doch wohl irgendwo in Griechenland ein traditionsreicher Handwerksbetrieb finden, der Fässer ohne Boden reparieren und damit überdies die 50 Töchter des Danaos von ihrer sinnlosen Schufterei befreien kann. Die Ausschreibung soll noch in diesem Jahr erfolgen.
Mit dem Taxi in die Düsseldorfer Oper
Falls der Plan scheitert, wird das eine Kaskade nach sich ziehen, die niemand verantworten möchte. Der Riphahn-Bau gammelt vor sich hin, die Oper bleibt im Staatenhaus, das Musical steckt in der blauen Mülltüte am Breslauer Platz fest, weshalb die nicht entsorgt und der Hauptbahnhof nicht erweitert werden kann. In der Folge bricht der S-Bahnverkehr zusammen, bleibt der Bahnknoten verworren und Kölns Opernabonnenten können mit ihren Deutschlandtickets nicht einmal in die schöne, neue Düsseldorfer Oper fahren, die ihnen die Kölner Theatergemeinde unter dem Motto „Werhahn statt Riphahn“ gerade schmackhaft gemacht hat.
In der Stadtverwaltung sitzt eine verzweifelte Kämmerin und rechnet aus, wie viele Taxifahrten zwischen Riphahn und Wehrhahn man für die 84 Millionen Euro organisieren kann, die der Kasten am Offenbachplatz gerade wieder teurer geworden ist, um Kölns Opernfreunde in die Landeshauptstadt zu bringen.
Das alles will unser Baudezernent verhindern. Wir sollten ihm dankbar sein und nur noch nach vorne schauen.