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Kommentar

KVB-Fahrgastbilanz
Aus Überzeugung dürfte derzeit kaum ein Kölner sein Auto stehen lassen

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Lesezeit 2 Minuten
Köln: Besuch an der Haltestelle Geldernstraße/Parkgürtel für die Serie "Auf den Punkt".

Die Linie 13 an der KVB-Haltestelle Gelderstraße/Parkgürtel.

Die KVB hat Probleme, wohin man auch schaut. Der Stadtrat hat es im April in der Hand, für eine echte Verbesserung zu sorgen.

Die Freude über die stabilen Fahrgastzahlen fällt in der Chef-Etage der Kölner Verkehrs-Betriebe verhalten aus. Und das ist auch gut so. Die Vorstandschefin weiß sehr genau, dass die Betriebsleistungen des Unternehmens dazu keinen Anlass geben.

Vollere Züge, längere Wartezeiten

Der Fahrplan musste aus Personal- und Fahrzeugmangel mehrfach ausgedünnt werden, was bedeutet, dass die 236 Millionen Menschen, die 2024 in Köln mit der KVB gefahren sind, sich mit volleren Zügen und längeren Wartezeiten an den Bahnsteigen abfinden mussten.

Dass sich immer mehr Menschen bei der KVB dennoch als Dauerkunden verpflichten, dürfte in den meisten Fällen finanzielle Gründe haben. Das Deutschlandticket war im vergangenen Jahr mit 49 Euro konkurrenzlos günstig und wird es auch 2025 wohl bleiben. Das lässt sich an der verschwindend geringen Zahl der Kündigungen nach der Preiserhöhung vom Januar schon jetzt absehen.

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Die KVB und ihre Kunden sind nicht mehr als eine Zwangsgemeinschaft. Ihr Image hat in den letzten Jahren wegen der Unzuverlässigkeit des Fahrplans, den vielen Störungen im Betriebsablauf und Zugausfällen schwer gelitten. Aus Überzeugung dürfte derzeit kaum jemand sein Auto stehen lassen und auf den ÖPNV wechseln.

Ob das Unternehmen diese Krise bewältigen wird, ist völlig offen. Wenigstens gibt es derzeit einen Fahrplan, der wegen der vielen Kürzungen einigermaßen verlässlich erscheint. Aber damit ist auf Dauer kein Nahverkehr zu machen.

Probleme wohin man schaut

Ansonsten nur Probleme – wo man auch hinschaut. Aber immerhin auch das Bemühen, sie in den Griff zu kriegen. Beim Mangel an Fahrpersonal gibt es Hoffnung auf Besserung, doch neue Stadtbahnen kann die Chefetage nicht herbeireden, wenn der Bahnhersteller Alstom sie täglich spüren lässt, welch kleiner Fisch sie doch ist und alle Strafzahlungen bereits ausgeschöpft sind.

Beim einzigen neuen großen Verkehrsprojekt, dem Ausbau der Ost-West-Achse, ist ein hoffnungslos zerstrittener Stadtrat auf Blockadekurs. Die Nord-Süd-Stadtbahn wird noch über Jahre ein Torso bleiben. Für all die anderen Ausbauprojekte, die für eine wachsende Millionenstadt dringend nötig wären, fehlt das Geld.

Die Kunden muss das alles nicht interessieren. Für sie zählt das Ergebnis – und das ist schlecht. Es liegt an der Politik, endlich zu begreifen, dass eine Verkehrswende in der viertgrößten Stadt Deutschlands mit einer KVB in diesem Zustand nicht gelingen kann. Und das selbstgesteckte Ziel, Köln bis 2035 klimaneutral zu machen, schon mal gar nicht.

Schon im April kann die Kommunalpolitik entscheiden, ob sie ihre Verkehrsbetriebe zukunftsfähig machen möchte. Oberirdisch oder unterirdisch. Wieder zu vertagen, wäre das Schlechteste.