Köln – Wer den lieben Gott einen guten Mann sein lässt, der findet sicher auch nichts dabei, den Papst als alten Mann zu bezeichnen. Kardinal Rainer Woelki allerdings hat nun eilends versichert, das liege ihm fern. Wie jetzt? Ist Franziskus, ein Mann von 85 Jahren, denn nicht alt? Doch, schon.
Aber Woelki will seine Beschreibung im Diözesanpastoralrat am Wochenende auf gar keinen Fall als abfällig verstanden wissen. Er habe seinem wichtigsten Beratergremium lediglich dargelegt, dass er den Papst mit Rücksicht auf dessen Alter vor Unbill bewahren wollte.
Woelkis Erklärung für das A-Wort
Woelkis Erklärung geht so: Im Februar 2021 war er in Rom. Damals wurde weit über das Erzbistum Köln hinaus kontrovers über seinen Umgang mit dem Missbrauchsskandal gestritten. Der Papst habe seinem Kölner Kardinal gesagt, dass er voll und ganz hinter ihm stehe – und dass er das die deutschen Medien auch wissen lassen dürfe. Das, so Woelki jetzt, habe er aber bewusst nicht getan, weil er das – und hier folgt das A-Wort – dem „alten Mann“ nicht auch noch habe zumuten wollen.
In Anlehnung an Woelkis Wort der „Entschuldigung" zu Weihnachten 2020 soll das wohl heißen: Was ich, Rainer Maria Woelki, im Zusammenhang mit dem Missbrauchsgutachten an Kritik darüber und insbesondere auch an Kritik an meiner Person ertragen musste, das – will ich dem Heiligen Vater partout ersparen.
Solidarität mit dem Papst?
Es war also Ausdruck der Fürsorge Woelkis und seiner Solidarität mit dem Papst, die Solidarität des Papstes mit ihm für sich behalten zu haben. Das kann man glauben – oder auch nicht.
Das ist ja das Schöne an dem, was der Papst in kleinstem Kreise gesagt oder nicht gesagt haben soll: alles Glaubenssache! Franziskus hätte viel, sehr viel zu tun, wollte er die spätere Wiedergabe seiner Konversationen jedes Mal bestätigen oder dementieren.
Woelki dementiert sich selbst
Für die Glaubwürdigkeit bestimmter Inhalte kommt es deshalb entscheidend darauf an, was seine Gesprächspartner sonst noch so erzählen. Und da steht Kardinal Rainer Woelki seit Sonntag ausgesprochen schlecht da. Eher beiläufig erklärte er nämlich jetzt, dass die Idee zu seiner „geistlichen Auszeit“ – prosaischer formuliert: seiner Beurlaubung – nicht von ihm ausgegangen sei.
Damit revidiert er seine eigenen Darstellungen zur Sache. Im Oktober 2021 zum Beispiel hatte Woelki im „domradio“ seine Absicht, für 30 Tage in Exerzitien zu gehen, als Grund angeführt, „warum ich den Heiligen Vater um diese Auszeit gebeten habe“. Anfang März bei seiner Rückkehr erklärte er, eine Art Burnout („körperliche und mentale Erschöpfung“) hätten seine Auszeit „notwendig“ gemacht.
Im Widerspruch zum Papst
Aber Woelki widerspricht sich nicht nur selbst. Er fällt auch dem Papst in den Rücken. In der Mitteilung des Heiligen Stuhls zu Woelkis Beurlaubung vom September 2021 heißt es nämlich wörtlich, das offenkundige Erfordernis einer „Zeit des Innehaltens, der Erneuerung und Versöhnung“ für Erzbischof und Erzbistum „hat Papst Franziskus dazu veranlasst, Kardinal Rainer Maria Woelki, auf dessen eigenen Wunsch, eine geistliche Auszeit zu gewähren“.
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Auf Woelkis eigenen Wunsch… Der kleine Satzeinschub erweist sich nun als das, was man von Anfang in ihm sehen durfte: als diplomatische Bemäntelung, als Gesichtswahrung oder schlicht – als ein großer Bluff.
Was daraus über Woelkis wirkliches Verhältnis zum Papst folgt? Glaubenssache! Nur eines ist und bleibt in Ewigkeit wahr: Der liebe Gott bleibt im Erzbistum Köln ein guter Mann.