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Kölner KardinalErmittlungen gegen Woelki gehen in die entscheidende Phase

Lesezeit 2 Minuten
Der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Woelki, zelebriert das Pontifikalamt zu Fronleichnam am 30. Mai 2024 vor dem Kölner Dom.

Kardinal Woelki an Fronleichnam vor dem Kölner Dom

Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt gegen Woelki wegen des Verdachts auf Meineid. Die Sichtung der Datensätze aus Woelkis Handy und Laptop sind beendet.

Die Meineid-Ermittlungen gegen Kardinal Rainer Woelki gehen in die entscheidende Phase. Polizei und Staatsanwaltschaft haben inzwischen die Sichtung der Daten unter anderem aus Woelkis Handy und Laptop beendet, die bei einer Razzia beschlagnahmt worden waren. Dies sagte der Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft, Ulrich Bremer, auf Anfrage.

Nun gehe es darum, die umfangreichen Datenbestände mit gleichfalls sichergestellten schriftlichen Unterlagen abzugleichen und abschließend zu bewerten. Es sei nicht auszuschließen, dass dann auch noch weitere Zeuginnen und Zeugen vernommen werden müssen. Nachdem der leitende Ermittler Ulf Willuhn, Chef der politischen Abteilung bei der Kölner Staatsanwaltschaft, die von ihm genannten Abschlusstermine mehrfach hatte verschieben müssen, sprach sein Kollege Bremer jetzt nurmehr vage von „geraumer Zeit“ bis zu einer Entscheidung. Eine sichere Prognose sei derzeit unmöglich.

Es geht um Woelkis Kenntnisse über zwei Missbrauchsfälle

In dem laufenden Verfahren gegen den Erzbischof verfolgen die Ermittler den Verdacht falscher Aussagen vor Gericht unter Eid sowie falscher eidesstattlicher Versicherungen. Inhaltlich steht die Frage im Raum, welche Kenntnisse Woelki zu welcher Zeit über zwei prominente Fälle von sexuellem Missbrauch im Erzbistum hatte.

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Die Behörde wurde erstmals tätig, nachdem eine Mitarbeiterin aus dem Generalvikariat im „Kölner Stadt-Anzeiger“ über eine Liste mit Missbrauchstätern berichtet hatte, die sie Anfang 2015 für den Kardinal angefertigt hatte. Darauf stand unter anderem der Name des früheren „Sternsinger“-Präsidenten Winfried Pilz, mit dessen Fall Woelki erst viel später befasst worden sein will. Die frühere Sekretärin seines Vorgängers, Kardinal Joachim Meisner, widersprach zudem Woelkis Angaben zum Fall eines Priesters, den Woelki 2017 in ein herausgehobenes Amt beförderte. In einem Presserechtsstreit mit der „Bild“-Zeitung dazu vor dem Landgericht befragt, machte Woelki unter Eid Angaben, an denen so erhebliche Zweifel laut wurden, dass die Staatsanwaltschaft Handlungsbedarf sah. Ende Juni 2023 durchsuchten die Ermittler Räume des Erzbistums.

Sie stellten unter anderem rund 800.000 E-Mails mit 500.000 Anhängen sicher, ebenso Textnachrichten von Woelkis Handy. Die Auswertung teilten sich Kripobeamte und Willuhn, der sich Woelkis Handydaten persönlich vornahm – nach seinen Angaben aus Sorge vor Indiskretionen. Vor der Razzia im Erzbischöflichen Haus war der Termin hierfür an die Medien durchgestochen worden.

Wegen der langen Dauer der Ermittlungen, über deren Tendenz nichts bekannt ist, kam der Verdacht auf, Woelki solle von den Strafverfolgern geschont werden. Woelki bestreitet alle gegen ihn gerichteten Vorwürfe und beharrt auf der Stichhaltigkeit seiner Aussagen.