Kardinal Woelki schildert ergreifende Erlebnisse seines Solidaritätsbesuchs in der Ukraine und betont die dortige Sehnsucht nach Frieden und Freiheit.
Nach Solidaritätsbesuch im KriegsgebietKardinal Woelki: „Not der Ukrainer wird oft vergessen“
Sechs Tage lang war Erzbischof Rainer Maria Woelki zu einem Solidaritätsbesuch in der Ukraine unterwegs, seit Anfang dieser Woche ist er zurück. Und appelliert: Die humanitäre Notlage in der Ukraine muss wieder in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt werden, „sie wird angesichts der vielen Militärfragen leider oft vergessen.“
Woelki in der Ukraine: Auch leise Momente der Hoffnung
Woelki traf Kriegsopfer und Trauernde, Überlebende von Angriffen, Menschen, die in der Not helfen, und Menschen, die weiter kämpfen wollen. Er erlebte, so das Erzbistum Köln in einer Mitteilung, die angespannte Atmosphäre, die ein Kriegszustand mit sich bringt, aber auch Momente der Hoffnung: ein frisch verheiratetes Paar oder Kinder, die wegen Raketenalarms in einen Schutzraum fliegen – und dennoch Spaß am Singen haben. „An mehreren Stellen konnte Kardinal Woelki erleben, dass finanzielle Hilfen des Erzbistums Köln konkrete Unterstützung für das Leben der Menschen vor Ort bieten“, so das Erzbistum.
Frieden und Freiheit seien die großen Sehnsüchte der Menschen, die er in Lwiw und Kiew getroffen hat. In Lwiw sagte der Kölner Erzbischof in einer Predigt vor den Studentinnen und Studenten der Ukrainisch-Katholischen Universität (UCU): „Ich möchte mit Ihnen von anderen Zeiten träumen. Von Zeiten des Friedens. Von Frieden, aber einem gerechten Frieden. Von Frieden, aber einem Frieden in Freiheit.“
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Woelki Gast von bewegender Trauerfeier in Lemberg
Ein besonders bewegendes Erlebnis für Kardinal Woelki war die Teilnahme an einer Trauerfeier für drei gefallene Soldaten in der Garnisonskirche St. Peter und Paul in Lemberg, bei der er spontan auch die Predigt hielt. „Die Trauerfeier werde ich nicht mehr vergessen. Die Bilder haben sich tief in meine Seele eingeprägt“, berichtete Woelki.
Der Erzbischof berichtete auch von einer Begegnung am Grab eines Mannes. Dort habe die Ehefrau mit ihrem acht oder neun Jahre alten Sohn gestanden. „Er sagte uns, er wolle Feuerwehrmann werden. Und wenn das nicht klappe, dann würde er die Uniform seines Vaters anziehen und für ihn kämpfen“, so Woelki. „Das war zutiefst erschreckend. Die Kinder können nicht mehr Kinder sein, wie mir Priester sagten. Aber es zeigt, wie sehr es um ihre Freiheit geht.“ Die Tränen der Mütter und Witwen bewegten ihn zutiefst, sagte Woelki weiter in dem Interview.
Seit 1996 hat das Erzbistum Köln über die Diözesanstelle Weltkirche-Weltmission in der Ukraine über 500 Projekte mit knapp 23 Millionen Euro gefördert. Seit dem Beginn des Krieges im Jahr 2022 hat das Erzbistum Köln drei Sonderfonds mit je 500.000 Euro aufgelegt, um auf die Notlage schnell reagieren zu können. Daraus wurden bislang (Stand Ende Juli 2024) rund 50 Projekte mit über 1,2 Millionen Euro unterstützt. (red)