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Kölner MalerMit den Bildern von Gerhard Richter wird wild spekuliert

Lesezeit 3 Minuten

Michael Schultz und Knut Osper (r.) mit Richter.

Köln – Der Kölner Maler Gerhard Richter zählt zu den weltweit teuersten noch lebenden Gegenwartskünstlern. Kein Wunder, dass sich so mancher rund um den Namen Richter ein lukratives Geschäft erhofft. Während etwa auf der Art Fair, die am Montag in den Messehallen zu Ende ging, ein paar Galeristen Original-Werke des weltweit gefragten und hoch gehandelten Künstlers im Angebot hatten, versuchen immer wieder auch Trittbrettfahrer und Spekulanten Geschäfte mit den Bildern zu machen. Sogar mit Bildern, die ihnen nicht gehören.

So erhielt der Berliner Galerist Michael Schultz (63), der auf der Messe mit einem großen Stand in Halle 2 vertreten war (und der für Richter schon vor Jahren die erste museale Ausstellung in Südkorea organisierte und seitdem den asiatischen Markt mit bedient), am Wochenende zwei Richter-Bilder angeboten. „Ein Privatmann aus Paris hatte mich angerufen und dann Fotos der Bilder aufs Handy geschickt. Die Werke stammten angeblich aus den USA.“

Doch es waren exakt die beiden Bilder, die sein Kölner Galeristen-Kollege Knut Osper (70) an seiner Koje in Halle 1 aushängen hatte. Allerdings hätte Schultz, der seit 30 Jahren im Kunst-Geschäft mitmischt, rund 150.000 Euro mehr zahlen sollen – zuzüglich einer 15-Prozent-Provision für die Vermittlung – als die Werke „Probe 3 – Lack auf Karton“ (190.000 Euro) aus dem Jahr 1981 sowie „Abstraktes Bild – Öl auf Leinwand“ von 1978 bei Osper kosten sollten. „Manche Leute halten uns einfach nur für blöd“, sagt Schultz und schmunzelt. „Aber solche Aktionen sind auf dem Richter-Markt echt eine Seuche. Da die Preise für diesen Künstler fast täglich steigen, wollen da viele mitspielen.“ Oftmals bekomme er über Rechtsanwälte und unterschiedliche Agenten exakt die Bilder angeboten, die in seinem Besitz seien und in seinen Galerien gezeigt werden. „Angeblich aus der Schweiz oder aus Amerika.“

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Originale kaum zu bekommen

Osper weiß Ähnliches zu erzählen. „Wenn ich zehn Tage in meinem Kölner Büro sitze, erhalte ich meine eigenen Bilder sicher zehnmal angeboten. Zumeist von Leuten, die selbst gar keinen Richter haben, aber wissen, welche Werke derzeit auf dem Markt sind.“ Die kopierten sich dann anhand der Werkverzeichnis-Nummern Fotos und Beschreibungen. Häufiger habe er sogar schon zugesagt. „Ich kaufe sofort und zahle in bar bei Anlieferung. Doch die findet dann aus fadenscheinigen Gründen nie statt. Einmal hieß es gar, ich sollte mein Bild bei einer renommierten Münchener Galerie einstellen, weil der Kunde anonym bleiben wollte. Da wussten die ja nicht, dass ich selbst der anonyme Interessent war.“

Aber auch von solchen Flops lassen sich die international agierenden Kunstspekulanten nicht abhalten. „Die Hoffnung, dass diese doch eher linke Tour einer Geschäftemacherei aufhört, ist eher gering“, sind sich die Galeristen Schultz und Osper einig. Denn beide wissen: „Einen Richter zu verkaufen ist nicht so schwer. Da gibt es eine ständige Nachfrage. Schwierig ist es aber, an die Originale heranzukommen.“

Da die meisten Gemälde Richters, der seit dem 80. Lebensjahr nicht mehr malt, weltweit Eingang in Privatsammlungen fanden und in Museen ausgestellt werden, sind seine Werke vornehmlich auf Auktionen oder bei Privatleuten erhältlich. Schultz: „Da wollen schon mal Leute, die bei mir vor Jahren einen Richter für 50.000 Euro gekauft haben, mir den nun für 700.000 Euro andrehen.“

Allein der Name des Kölner Künstlers hat seinen Preis. So verkauft Osper einen einfachen, großformatigen Offset-Druck mit dem Motiv einer brennenden Kerze und einer großformatigen Signatur des Künstlers für 12.500 Euro. Ohne die Unterschrift Richters würde der Druck nur 70 oder 80 Euro kosten, heißt es.