Köln – An einem solch ungewöhnlichen Ort haben sich Kölner Studenten wohl selten zu einer Prüfung eingefunden. Weil die Kölner Universität nicht über ausreichend viele große Hörsäle verfügt, in denen die Hygieneregeln während der Corona-Pandemie eingehalten werden können, ist die Hochschule in die Deutzer Messehallen ausgewichen.
Hier sollen in der Pfingstwoche von insgesamt 6000 Studenten 36 Prüfungen geschrieben werden. Den Auftakt machten am Dienstag angehende Akademiker in den Fächern Politikwissenschaft und Unternehmens- und Wirtschaftsethik. Bis zu 500 Studenten können in der Messe gleichzeitig eine Klausur schreiben.
Universität stößt an Grenzen
„Die Universität stößt bei den Prüfungen an ihre Grenzen, deshalb nutzen wir die Messe“, sagte Beatrix Busse, Prorektorin für Lehre und Studium der Universität Köln. „Das ist absolutes Neuland für uns.“ Die Uni verfüge lediglich über 21 große Hörsäle, in denen Prüfungen absolviert werden könnten. Die große Aula 1 könne unter den erforderlichen Abstandsregeln nur zu 20 Prozent belegt werden, also mit 130 Studenten. Bei den Prüfungen handelt es sich um Klausuren, die eigentlich schon zu Anfang oder in der Mitte des Sommersemesters hätten geschrieben werden sollen. Um die Messehallen zu buchen, musste die Uni 50 000 Euro zahlen, die sie aus Rücklagen entnommen hat.
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Die Klausuren stehen wohl exemplarisch für ein Sommersemester 2020, wie es die Hochschule so noch nicht erlebt hat. Der Semesterbeginn musste wegen der Pandemie vom 1. auf den 20. April verschoben werden, und dann öffnete die Uni zunächst nur digital.
Kölner Uni: Betrieb im Internet
Binnen weniger Tage wurde nahezu der gesamte Hochschulbetrieb ins Internet verlagert. 98,5 Prozent der Veranstaltungen hätten stattgefunden, sagt Busse, davon hätten wiederum 90 Prozent online abgehalten werden können. Über die Lernplattform Ilias hätten sich täglich 200000 Studenten angemeldet. Als Ausnahme ist mittlerweile ein reduzierter Präsenzbetrieb möglich für notwendige Prüfungen, Ausleihdienste in Bibliotheken, Lehrveranstaltungen und Forschungsarbeiten, etwa im Labor.
Die Studenten nehmen die Prüfungen im Corona-Modus relativ gelassen. Vor den Prüfungen sitzen sie vor dem Eingang der Messehalle Ost und rauchen, unterhalten sich oder gucken noch in ihre Prüfungsunterlagen. „Es ist eine bisschen ungewohnt“, sagt Theresa Metz, die im sechsten Semester BWL studiert und am Dienstag die Prüfung in Wirtschaftsrecht absolvierte. „Das macht für mich keinen großen Unterschied, wo ich die Prüfungen schreibe“, sagt wiederum Leo (22), der ebenfalls BWL studiert. Die Hauptsache sei, die Prüfungen könnten überhaupt absolviert werden. Einzig die Vorbereitungszeit sei mit zwei Wochen etwas zu kurz ausgefallen. Dass das Sommersemester vorwiegend digital verlief, hält er nicht für ein Problem. Viele seiner Kommilitonen hätten es sogar begrüßt, dass man Vorlesungen zeitversetzt im Internet sehen konnte.