Axel Freimuth (61) ist seit dem Jahr 2005 Rektor der Kölner Universität.
Die Universität muss sparen, um ihr Haushaltsloch von 17 Millionen Euro zu schließen. Studenten fordern sofortigen Stopp der Budgetkürzungen, der Asta warnt vor untragbaren Lernbedingungen und vor dem Wegfall von Studiengängen.
Köln – Herr Freimuth, wir sprechen heute über die Finanzen der Uni Köln. Wie hoch ist das Budget und wo kommt das Geld her?
Das Budget der Uni Köln ist in den letzten zehn Jahren stark gewachsen – von 480 Millionen auf 810 Millionen Euro pro Jahr. Der überwiegende Teil des Mittelzuwachses hat drei Quellen. Das sind Mittel für die bauliche Entwicklung, Drittmittel für die Stärkung der Forschung sowie Mittel für den Aufbau von Lehrkapazitäten in Zusammenhang mit den Hochschulpakten, die von Land und Bund finanziert worden sind, um etwa den doppelten Abiturjahrgang aufzunehmen. Wir haben damit beispielsweise ungefähr 100 zusätzliche Professuren eingerichtet.
Sie haben in dieser Zeit auch einen erheblichen Zuwachs an Studenten stemmen müssen.
Innerhalb von drei Jahren ist die Zahl der Studenten an der Uni Köln von 37.000 auf 50.000 gestiegen. Für den dafür benötigten Zuwachs an Personal und Budget hat die Uni erhebliche Mittel von Bund und Land aus dem Hochschulpakt erhalten. Die waren aber zeit- und zweckgebunden und laufen derzeit zum Großteil wieder aus. Deshalb müssen die damit befristet eingerichteten Stellen und Studienplätze zum Teil – wie geplant – wieder abgebaut werden. Es sei denn, man verstetigt uns diese Mittel.
Lassen Sie uns auch über das Defizit von 17 Millionen Euro sprechen, das sich derzeit im Uni-Haushalt befindet. Wie und wann ist es zustande gekommen?
Es ist richtig, dass es das gibt. Durch das starke Wachstum der Universität kommt es dazu, dass außer den Personalkosten auch andere Kosten stark anwachsen, beispielsweise zusätzliche Mieten und Bewirtschaftungskosten, die alleine bereits elf Millionen Euro zusätzlich pro Jahr verursachen. Insgesamt ist so ein Strukturdefizit von 17 Millionen Euro pro Jahr entstanden.
Wie wollen Sie das einsparen?
Die Einsparungen belaufen sich auf circa zwei Prozent des Budgets von 810 Millionen Euro. Die werden komplett solidarisch abgebaut – quer durch die ganze Universität.
Zwei Prozent sind eine moderate Kürzung. Man kann daher nicht davon reden, dass dadurch die Universität in ihren Grundfesten erschüttert würde.
Der Asta der Universität befürchtet, dass sich die Lehrbedingungen verschlechtern könnten.
Wir haben damit befristete Professuren und andere Mitarbeiterstellen eingerichtet. Man muss den Budget-Tatsachen aber ins Auge blicken. Wenn wir das Geld aus dem Hochschulpakt nicht weiter erhalten, können wir die befristeten Stellen nicht weiter finanzieren.
Da gibt es gute Nachrichten, weil das Land die Hälfte seines Anteils verstetigt. Ein Viertel der Mittel aus dem Hochschulpakt ist damit gesichert. Der Bund, der die andere Hälfte finanziert, hat gesagt, er will einen Hochschulpakt IV einrichten, der in ähnlicher Weise wie bislang Geld bringen soll. Aber es ist noch unklar, wie das Geld verteilt wird. Deswegen wissen wir an der Uni Köln nicht, wie viel Geld kommt und wann das Geld kommt.
Fordern Sie mehr Mittel vom Land?
Wir haben in den letzten Jahren viel zusätzliches Geld vom Land bekommen: Wie gesagt, haben wir für die Finanzierung des doppelten Abiturjahrgangs Mittel aus dem Hochschulpakt erhalten, von denen zumindest das Land bereits einen Teil verstetigt hat. Zudem haben wir zusätzliche 20 Millionen Euro pro Jahr aus den Qualitätsverbesserungsmitteln bekommen, die die früheren Studienbeiträge ersetzen.
Darüber hinaus hat das Land mehr als 15 Millionen Euro pro Jahr dauerhaft gegeben, um die Lehrerbildung und die Inklusionsangebote auszubauen. Wir bekommen außerdem 75 Millionen Euro jährlich für die Gebäude der Universität. Auch wenn nun ein Teil der Hochschulpaktmittel ausläuft – das Land hat sich sehr angestrengt und wir stehen am Ende sehr viel besser da als zuvor.