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Miet-WahnsinnViele Studenten können sich Köln nicht mehr leisten

Lesezeit 4 Minuten

Kölner Studenten müssen immer mehr Miete zahlen.

Köln – Das Pendeln gehört zum täglichen Leben von Shawar Jamil. Anderthalb Stunden fährt die 23-Jährige Studentin von Wuppertal zum Campus der Kölner Universität, anderthalb Stunden zurück. Macht an fünf Tagen 15 Stunden in der Woche. Verspätungen der Bahn nicht einberechnet. „Eine Wohnung in Köln kann ich mir schlicht nicht leisten“, sagt die junge Frau, die im fünften Semester Archäologie studiert. Trotz der günstigen Unterkunft im Bergischen (250 Euro) muss sie zwei bis dreimal in der Woche in einem Bekleidungsgeschäft arbeiten, um über die Runden zu kommen. All das führe dazu, dass das Studium länger als geplant dauert.

Hohe Mieten treiben Kosten in die Höhe

Das Leben der Kölner Studenten ist deutlich teurer als im Bundesdurchschnitt, das ist eines der Ergebnisse der neuen Regionalauswertung der Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks. Benötigt ein Student in Deutschland im Schnitt 796 Euro, sind es in Köln 873 Euro. Besonders die hohen Mieten treiben die Kosten für die Studenten in die Höhe– 366 Euro zahlen die angehenden Akademiker im Mittel. Nicht selten müssen Studenten in Köln für 20 Quadratmetern aber auch 500 Euro und mehr an den Vermieter überweisen.

dpa Wohnungssuche 240417

Die Wohnungssuche ist für viele Studenten nach wie vor schwierig.

Wie Jamil müssen die meisten Studenten daher nebenbei arbeiten. 78 Prozent von ihnen haben einen Nebenjob. Annika Mörseburg (22) etwa kellnert in einem Café in Langenfeld, wo sie bei ihren Eltern wohnt. Auch sie kann sich ein Zimmer in Köln nicht leisten. In Lindenthal hatte sie eine Zeit lang im Tiefparterre gewohnt. Nur ein kleines Zimmer, Dusche und Toilette lagen auf der anderen Seite der Etage. „Im Winter war es dunkel und sehr bedrückend“, begründet sie ihren Umzug zu den Eltern. Und Jamil und Mörseburg sehen durchaus einen Zusammenhang von Nebenjob, Pendelfahrten und dem Studium, dass sie nun langsamer absolvieren als sie unter besseren finanziellen Bedingungen eigentlich könnten. „Ich werde zwei Semester verlieren, bis ich meinen Bachelor habe“, sagt Jamil.

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Zeit also, dass sich der Bafög-Satz erhöht. Derzeit beträgt er 735 Euro, Bundeswissenschaftsministerin Anja Karliczek hat am Dienstag bekanntgegeben, dass sie eine Erhöhung auf 850 Euro plant. Außerdem sollen die Freibeträge für Eltern erhöht werden. Nicht genug, um ein Studium in Köln zu finanzieren. Bemerkenswert ist auch, dass seit Jahren immer weniger Kölner Studenten die finanzielle Unterstützung in Anspruch nehmen. Bezogen 2014 noch gut 19 800 Studenten Bafög, waren es drei Jahre später gerade einmal 17 000. Der Geschäftsführer des Kölner Studierendenwerks, Jörg Schmitz, glaubt, dass viele Studenten keinen Antrag stellten, weil sie davon ausgingen, dass ihre Eltern zu viel verdienten.

Zu wenig Wohnheime

Das Leben der Kölner Studenten ist unter anderem so teuer, weil es zu wenige Wohnheime für Studenten mit günstigen Zimmern gibt – sie kosten im Schnitt 262 Euro. Das Studierendenwerk bietet gut 5000 Zimmer an, von denen etwa 3000 pro Jahr frei werden, erhält aber pro Jahr etwa 8000 Anfragen. Um die größte Not zu lindern, will Schmitz bis 2023 immerhin 1000 zusätzliche Zimmer anbieten. In den vergangenen Monaten wurden immerhin neue Wohnheime in Deutz, Zollstock und Leverkusen eröffnet, weitere Plätze sind an der Franz-Kreuter-Straße in Ehrenfeld (40), der Ludolf-Camphausen-Straße in der Innenstadt (150) und in Hürth-Efferen (250) geplant.

Dem Studentenwerk fehlt es dabei nicht so sehr am Geld, sondern an den Grundstücken, die schwer zu haben sind. „Daran hängt alles, wir können unser Geld gar nicht ausgeben“, so Schmitz. Er kritisiert auch die lange Bearbeitungsverfahren der Kölner Bürokratie.

Sinkender Landeszuschuss

Die Bilanzsumme des Kölner Studierendenwerks erhöhte sich laut dem am Dienstag vorgestellten Geschäftsbericht auf 133 Millionen Euro. Während der Semesterbeitrag der Studenten in den vergangenen Jahren von 58 auf 75 Euro stieg, sank der Landeszuschuss für das Kölner Studentenwerk in Nordrhein-Westfalen von 2012 auf 2017 von 5,1 auf fünf Millionen Euro und betrug zehn Prozent. Seitdem hat sich die Zahl der Studenten allerdings deutlich erhöht. Derzeit betreut das Kölner Studentenwerk 87 000 Studenten, insgesamt gibt es sogar 100.000 angehende Akademiker in Köln, rechnet man private Hochschulen hinzu.