In der Corona-Krise wurden Mundschutzmasken in Krankenhäusern knapp.
Damit die Kölner Uniklinik in Zukunft nicht mehr von Lieferanten abhängig ist, werden dort nun selbst Masken produziert.
Dafür wurde ein alter OP-Saal umgebaut.
Köln – Die Uniklinik Köln produziert ab sofort eigene Schutzmasken. Als erstes Krankenhaus in Deutschland. „Uns ist keine andere Klinik bekannt, in der derzeit etwas Vergleichbares geschieht“, sagte Professor Edgar Schömig, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor der Uniklinik bei der Vorstellung der neuen Masken-Produktionsstätte.
Die gut 300.000 Euro teure Maschine wurde in der vergangenen Woche geliefert. Sie steht in einem etwa 30 Quadratmeter großen Raum, einem ehemaligen Operationssaal im Gebäude der Neurochirurgie. Die vollautomatische Produktionslinie für medizinische Gesichtsmasken schafft in einer Tagschicht rund 50.000 Masken. „Bei Bedarf könnte die Produktion auf ein Drei-Schicht-Modell ausgeweitet werden“, sagte Schömig. Pro Tag werden in der Uniklinik etwa 10.000 Masken benötigt.
Kölner Uniklinik will unabhängiger sein
„Wir haben uns bereits im März überlegt, wie wir unabhängiger von internationalen Lieferketten werden können. Denn besonders zu Beginn der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, dass es trotz umsichtigem, vorausschauendem Management zu Engpässen bei Schutzmasken kommen kann“, erklärte der Ärztliche Direktor. Auch in der Uniklinik Köln habe es zeitweise dramatische Situationen bei der Versorgung mit Schutzmasken gegeben.
„Die Lieferungen für das Universitätsklinikum hingen etwa an Grenzen fest, zum Beispiel an der französisch-deutschen Grenze, und wurden teilweise beschlagnahmt. Solche Situationen möchten wir in Zukunft unbedingt vermeiden.“
Wie fix und vor allem leise die Maschine aus einem Ballen Vliesstoff einen ganzen Schwung Masken produzieren kann, überraschte auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die sich die Produktionsstätte ansah. „Mich beruhigt es enorm, dass die Uniklinik nun eigene Masken herstellen kann. Sie leistet damit einen weiteren wichtigen Beitrag, damit wir gemeinsam gut durch die Corona-Krise kommen“, sagte sie. Damian Grüttner, kaufmännischer Direktor der Uniklinik, wies darauf hin, dass die Masken komplett „Made in Germany“ sind. Die Spezialmaschine hat der Düsseldorfer Maschinenhersteller Nucelus als Prototyp für die Kölner Klinik gebaut, die Gummibänder und den Nasendraht liefert die Textilfirma Escher aus Wuppertal, die Vliesstoffe kommen von dem Unternehmen Sandler aus Schwarzenbach an der Saale in Oberfranken.
Derzeit werden, so Schömig, noch keine medizinischen Masken gefertigt, da die letzte Stufe der Zertifizierung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte noch aussteht. „Wir rechnen in Kürze damit“, sagte Grüttner. Bis dahin werden Mitarbeiter in den Büros oder in den Studienbereichen mit den weißen Masken, die am unteren Rand den eingestanzten Aufdruck Uniklinik Köln tragen, versorgt. Demnächst werden dann unterschiedliche Maskentypen für die Ambulanzen und die OP-Säle produziert, keine FFP-Masken.
Die Leistungskapazität der Maschine reicht nicht nur aus, um den Bedarf der Uniklinik zu sichern. „Denkbar ist für uns die Mitversorgung weiterer Einrichtungen wie zum Beispiel andere Krankenhäuser, Pflegeheime und Schulen“, sagte Edgar Schömig. Ein lukratives Geschäftsmodell solle daraus nicht erwachsen, ergänzte Damian Grüttner, „die Masken sollen ausschließlich der Versorgungssicherheit dienen.“