Auf dem Ebertplatz verzichtete die Stadt Köln aus Energiespargründen auf eine Schlittschuhbahn. Auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Heumarkt jedoch hat der Veranstalter eine aufgebaut.
Umstrittenes EnergiesparenEisbahnen in Köln – Heumarkt ja, Ebertplatz nein
Blaue Stunde auf dem vorweihnachtlich hell erleuchteten Heumarkt. Bei spätherbstlichen Temperaturen um sieben Grad Celsius schlendern die zahlreichen Besucher über den gerade eröffneten Weihnachtsmarkt. Es duftet nach Glühwein, Kräutern, Flammlachs, Grillwurst und frisch gebackenem Brot. Weihnachtsmusik plätschert träge ins Hirn, man hört „Ah“ und „Oh“ beim Eisstockschießen, die Kufen von Schlittschuhläufern kratzen harsch übers Eis. Nach einem ausgefallenen Markt-Jahr und einem Markt unter Corona-Bedingungen freuen sich viele auf „Heinzels Wintermärchen“ ohne Einschränkungen.
Alleinstellungsmerkmal auf dem Heumarkt ist die Eisbahn, die zwischen den Buden eingebettet ist und mit einer mehr als 100 Meter langen Geraden durchaus attraktiv ist für alle Eislauffans. Man kann das abends bunt beleuchtete Reiterdenkmal umrunden, fährt unter einer Fußgängerbrücke hindurch und macht sich auf einem runden „Platz“ vor dem doppelstöckigen Glühweinpalast wieder auf den Rückweg. Noch bis zum 8. Januar kann man sich täglich ab 11 Uhr aufs Glatteis begeben. Tagestickets für Erwachsene kosten acht Euro (Kinder ab fünf Jahren sechs Euro/Kleinkinder frei, Familienkarten für vier Personen liegen bei 23 Euro).
Allerdings sind Open-Air-Eisbahnen angesichts des Klimawandels nicht unumstritten. So hat die Stadtverwaltung aus Energiespargründen auf eine eigentlich geplante Eisbahn auf dem Ebertplatz verzichtet. Der Stadtrat folgte dem Vorschlag der Verwaltung, die Eisfläche entgegen einem früheren Beschluss doch nicht aufzubauen. „Vor dem Hintergrund der aktuell vorliegenden Energiekrise ist die Umsetzung einer städtischen Eisbahn auf dem Ebertplatz in der Wintersaison 2022/2023 nicht vertretbar“, begründete die Stadt. 2018 wurde erstmals eine Eisbahn auf dem Ebertplatz aufgebaut, um den Platz auch über den Winter zumindest für einige Wochen attraktiv zu halten. 2020 pausierte das Angebot wegen der Corona-Pandemie. Nun soll es in der kommenden kalten Jahreszeit zumindest kulturelle Angebote geben sowie drei synthetische Bahnen zum Eisstockschießen.
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Die Bahnen verbrauchen laut Stadt keinen Strom, ihre Einrichtung kostet rund 100.000 Euro. „Die Eisbahn ist schlicht nicht mehr zeitgemäß“, sagte Isabella Venturini, stadtentwicklungspolitische Sprecherin von Volt, damals. „Es wird ein attraktives und cooles Alternativangebot für Kinder und Jugendliche geben.“
Dass eine Eisbahn nicht mehr zeitgemäß ist, sieht Rodney Ranz, Veranstalter von „Heinzels Wintermärchen“, erwartungsgemäß anders. Man habe sich intensiv mit der Frage beschäftigt, aber die Eisbahn sei gerade für Kinder und Jugendliche „ein besonderer Treff- und Anziehungspunkt. Vor allem in den Winterferien nach Weihnachten gibt es keine vergleichbaren Angebote für sie“, so Ranz. Auch die nackten Zahlen sprächen gegen einen Verzicht. „Ein Besuch in „Heinzels Wintermärchen“ verursacht pro Besucher 0,165 Kilowattstunden Stromverbrauch“, sagt Ranz. „Das ist weniger als ein Prozent des Tagesverbrauchs eines Bundesbürgers. Das ist so wenig, weil der Weihnachtsmarkt gleichzeitig von vielen Menschen besucht wird und sich alle den Verbrauch teilen. Wenn man Zuhause bleibt, verbraucht man in der Regel mehr Energie. Hinzu kommt, dass wir seit vielen Jahren für den Weihnachtsmarkt und die Eislaufbahn ausschließlich Tüv-zertifizierten Ökostrom nutzen, der zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammt. Wir sind seit einigen Jahren klimaneutral.“
Erhöhte Unfallgefahr auf Kunsteis
Natürlich habe man sich auch mit dem Thema Kunsteis befasst. Ranz: „Wir haben das Eislaufen auf Kunsteis getestet und vor allem die stark erhöhte Unfallgefahr für Eisläufer würde uns große Sorgen bereiten.“ Mit Blick auf die oben genannten Zahlen habe man sich entschieden, nicht auf die Eisbahn zu verzichten und stattdessen durch andere Maßnahmen rund 30 Prozent Energie einzusparen.
„Den größten Effekt wird eine aufwendige Isolierung des Eisbahn-Bodens nach unten haben, sowie eine neue elektronische Temperatursteuerung. An unterschiedlichen Messpunkten im Eis haben wir eine neuartige elektronische Temperaturmessung eingebaut. Diese Messung ermöglicht eine stromsparende Steuerung bis hin zur zeitweisen Abschaltung der Kühlaggregate“, erklärt der Veranstalter. Nach dessen Angaben hat die Eisbahn im vergangenen Jahr insgesamt knapp 200.000 Kilowattstunden Energie verbraucht. Das entspricht in etwa dem durchschnittlichen Wärmenergiebedarf von neun Einfamilienhäusern pro Jahr.
Als sichtbares Zeichen will man die großflächigen Elemente der Weihnachtsmarktbeleuchtung nach 23 Uhr ausschalten. Auch wird auf Heizungen an den Ständen verzichtet. (mit og)