Eine Entscheidung für Hoffmann war sehr unwahrscheinlich geworden, nachdem sich die Grünen gegen den von Reker favorisierten Kandidaten ausgesprochen hatten.
„Teile der Politik haben mir Vertrauen entzogen“Philipp Hoffmann zieht Bewerbung als Stadtmuseums-Direktor zurück
Fünf Tage nach der Entscheidung der Grünen, nicht für Philipp Hoffmann als neuen Direktor des Stadtmuseums zu stimmen, hat sich der Kandidat zurückgezogen. „Leider haben mir Teile der Politik und des Fördervereins das Vertrauen entzogen, noch bevor ich einen ersten Tag für das Museum arbeiten konnte“, sagte Hoffmann am Mittwoch. Unter diesen Umständen sehe er keine Grundlage, um „seine konzeptionellen Ideen zu verwirklichen“. Er stehe daher nicht mehr zur Verfügung und bedanke sich bei seiner Familie, seinen Freunden und Oberbürgermeisterin Henriette Reker für die Unterstützung in den vergangenen Wochen.
Hoffmann hätte den Job allerdings aller Wahrscheinlichkeit nach ohnehin nicht mehr bekommen — ganz unabhängig davon, dass er sich nun freiwillig zurückzieht. Im Hauptausschuss des Stadtrats , der die Entscheidung über die Personalie trifft, gab es ohne die Grünen als größte Fraktion voraussichtlich keine Mehrheit für ihn, da sich auch die SPD, die Linke und „Die Fraktion“ gegen ihn ausgesprochen hatten.
Teile der Politik zweifelten außerdem daran, ob Hoffmann die Kriterien der Ausschreibung für den Posten erfüllt. Über eine dreijährige Führungserfahrung, wie in der Ausschreibung gefordert, verfügt Hoffmann ausweislich seines eigenen Linkedin-Profils nicht. Demnach fehlen ihm neun Monate. Die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Brigitta von Bülow, hatte das Ergebnis des Auswahlverfahrens als „alles andere als optimal“ bezeichnet.
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Und auch der Förderverein Freunde des Kölnischen Stadtmuseums hatte den Kandidaten öffentlich kritisiert — der Vorsitzende Turadj Zarinfar legte am vergangenen Freitag beim traditionellen Herrenessen im Rathaus in Anwesenheit Hoffmanns noch einmal nach und forderte ein neues, transparentes Auswahlverfahren. Es sei „unredlich“, sich nicht zu den Vorgängen zu äußern.
Oberbürgermeisterin Henriette übt Kritik an Politik und Förderverein
Oberbürgermeisterin Henriette Reker, verantwortlich für das Auswahlverfahren, hatte das Thema beim Herrenessen ausgeklammert. Am Mittwoch äußerte sie nun ihrerseits Kritik an Politik und Förderverein. „Ich verstehe die Entscheidung von Dr. Hoffmann und kann sie angesichts der öffentlich geführten Diskussionen und bemerkenswerten Einlassungen aus Teilen der Politik und des Fördervereins gut nachvollziehen“, so Reker. Die Oberbürgermeisterin und Kulturdezernent Stefan Charles haben angekündigt, „kurzfristig“ über eine neue Besetzung des Direktorenpostens zu beraten.
Die Leitung des Stadtmuseums ist seit mehr als einem Jahr vakant. Mario Kramp zog sich im Juni 2022 aus gesundheitlichen Gründen von dem Posten zurück. Philipp Hoffmann sollte den Posten am 1. Oktober antreten.Im Mai dieses Jahres hatte sich die Verwaltung bereits auf eine Kandidatin geeinigt. Doch wenig später sagte sie wieder ab, weil der Verwaltung plötzlich mehrere Medienberichte aufgefallen waren, in der der problematische Umgang der Kandidatin in ihrem damaligen Job mit öffentlichen Geldern thematisiert wurde.
Kölner Zeughaus als zweiten Standort erhalten
Das Stadtmuseum verfügt derzeit nicht über einen für die Öffentlichkeit zugänglichen Standort. Das sanierungsfällige Zeughaus musste es unter anderem aufgrund eines Wasserschadens nach vielen Jahrzehnten verlassen. Das umgebaute ehemalige Modehaus Sauer sollte zwar als Interimsstandort dienen, soll aber erst mit mehr als drei Jahren Verspätung Anfang Dezember eröffnet werden.
Dauerhaft soll das Stadtmuseum in einen Neubau am Roncalliplatz neben dem Römisch-Germanischen-Museum unterkommen, der in Kooperation mit der Hohen Domkirche entstehen soll. Der Bau der sogenannten „Historischen Mitte“ ist allerdings vom Stadtrat noch nicht beschlossen — die Entscheidung steht in den nächsten Monaten an. Oberbürgermeisterin Reker hatte zuletzt vorgeschlagen, das Zeughaus nach einer Sanierung als zweiten Standort zu behalten – möglicherweise für Sonderausstellungen.