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Koelnistkool-Kolumne„Es gibt kein städtisches Ausgehkonzept für junge Leute“

Lesezeit 3 Minuten
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Kontrolle am Brüsseler Platz im Sommer 2021.

Köln – Im Rahmen dieser Kolumne dürfen wir Macher von „koelnistkool“ darüber schreiben, was uns beschäftigt, was gerade so in der Stadt los ist, worüber wir lachen. Und auch, worüber wir uns ärgern.

Was also klar ist: Die Kolumne wird kein Jammerkasten. Dennoch müssen wir mit einer Thematik starten, die vermutlich seit Jahren omnipräsent ist. Dabei geht es um den Konflikt zwischen jungen Menschen, Anwohnern und der Stadt Köln.

Brüsseler Platz, Stadtgarten, Mäuerchen – wer diese drei Orte in einem Satz erwähnt, hat den Tenor und Verlauf des folgenden Gesprächs bereits im Ohr …

Alles zum Thema Brüsseler Platz

  1. „Also Anwohner will ich da ja auch nicht sein.“
  2. „Die Leute, die da wohnen, wissen doch worauf sie sich einlassen.“
  3. „Trotzdem muss man da ja nicht so randalieren, früher war das anders.“

Genau, früher war das anders! Früher war allerdings auch noch mehr anders. Früher gab es eine innerstädtische, alternative Ausgehkultur jenseits der Ringe – nur wo ist diese jetzt hin? Dass Gastronomien schließen müssen, ist normal. Dass sich das Stadtbild wandelt ist selbstverständlich. Doch ebenso relevant sollte es sein, dass junge Menschen das Bedürfnis haben auszugehen.

Und genau daran, einem städtischen, kulturellen Ausgehkonzept für junge Leute, fehlt es.

Das ist koelnistkool

koelnistkool ist als reine Unterhaltungsseite mit humoristischen Bildern über die Stadt Köln auf Instagram entstanden. Mittlerweile ist koelnistkool unter anderem auch ein Event-Veranstalter und eine Community und die nach eigener Auffassung lustigste Seite der Stadt.

In einer regelmäßigen Kolumne schreiben die drei Gründer Firat Mercan, Tim Schmitz und Julius Kahleis auf ksta.de über Themen, die sie rund um die Stadt Köln bewegen.

Um an dieser Stelle einmal den Gedankengang nachvollziehen zu können: Die Dichte an Gastronomie in der Innenstadt sinkt, die Nachfrage des Nachtlebens steigt, die Menschen suchen sich Alternativen im öffentlichen Raum und werden von dort wieder vertrieben. Das ändert aber wiederum nichts an der Tatsache, dass die Menschen raus wollen. So suchen sie sich einen Aufenthaltsplatz nach dem nächsten, bis es darin gipfelt, dass sie am Brüsseler Platz durch „Panzer“ der Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) weggejagt werden oder am Mäuerchen Leisten wie zur Taubenvertreibung angebracht werden.

Nun steht man vor einem Problem, was sicherlich komplex ist und multiple Einflussfaktoren wie Gentrifizierung, Landflucht und auch die Covid-Pandemie hat. Dass wir an dieser Stelle auch keine perfekte Lösung vorschlagen können, ist vermutlich ebenso klar, dennoch ist der bekannte Tenor der Stadt Köln und des zugehörigen Ordnungsamts, der des Verbots.

Im Gegensatz dazu möchten wir einige Gedanken, Ideen und Ansätze vorstellen, welche es zu hören und diskutieren gilt.

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Die Koelnistkool-Macher (von links): Firat Mercan, Tim Schmitz und Julius Kahleis.

Aus anderen Städten ist das Prinzip der Zwischennutzung ein gängiges Konzept zur vorübergehenden Nutzung eines Objekts, beispielsweise vor einer Sanierung, einem Abriss oder einer Weitervermietung. Es gibt aktuell genug leerstehende Objekte, die alternativ bespielt werden könnten, wenn einem der gute Wille der Stadt entgegenkommt.

An motivierten und flexiblen Veranstaltern mangelt es sicherlich nicht. Gleiches gilt für öffentliche Flächen, welche kontrolliert bespielt werden können.

Und genau darum geht es in den meisten Fällen – Kontrollierbarkeit. Die größten Streitpunkte an öffentlichen Plätzen sind die Personenanzahl, die Lautstärke und auch der Zugang zu Toiletten. Bei professionell organisierten Events (welche es diesen Sommer in sehr geringer Stückzahl übrigens gab, beispielsweise die „Open Deck Music Days“ am Offenbachplatz) sind diese Parameter absprechbar und kontrollierbar.

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Diesen Kompromiss würden viele Menschen, sowohl Gäste als auch Veranstalter, sicherlich eingehen. Denn das ständige Gegeneinander-Arbeiten macht weder Spaß, noch führt es zu einem gemeinsamen Ziel. Und schlussendlich ist auch niemandem damit geholfen, wenn im nächsten Frühjahr ein neuer Spot entdeckt wird, der sich über den Sommer rumspricht und spätestens im Herbst wieder kassiert wird.