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Krise im ErzbistumDechanten fordern „persönliche Konsequenzen“ von Woelki

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Woelki

Kardinal Rainer Maria Woelki unter Druck

Köln – Der Druck auf den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki steigt: In großer Einhelligkeit haben die Stadt- und Kreisdechanten des Erzbistums den Kardinal jetzt schriftlich dazu aufgefordert, „persönliche Konsequenzen“ aus dem Missbrauchsskandal und den Vorwürfen gegen ihn zu ziehen. Nach einem Bericht der „Bild“ gehören 14 der 15 Dechanten des Erzbistums zu den Unterzeichnern der E-Mail, die an den Kardinal sowie an dessen Generalvikar Markus Hofmann ging. Darin konstatieren sie, dass sich die Krise im Erzbistum zugespitzt habe. Angesichts der massiven Glaubwürdigkeitskrise und der nicht enden wollenden Zahl der Kirchenaustritte könne es so nicht mehr weitergehen. Nach Angaben der „Bild“ hat Kardinal Woelki den Dechanten inzwischen als Reaktion auf die Mail ein persönliches Gespräch angeboten.

Ausgangspunkt der Krise war ein von Woelki in Auftrag gegebenes Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Priester. Dieses war mit Verweis auf rechtliche Bedenken zunächst zurückgehalten worden. Ein zweites Gutachten hatte Woelki von Pflichtverletzungen freigesprochen. In der Folge kamen aber weitere Vorwürfe an die Öffentlichkeit. Unter anderem zuletzt die Tatsache, dass Woelki einen Pfarrer zum stellvertretenden Stadtdechanten von Düsseldorf befördert hatte, obwohl dieser zugegeben hatte, Sex mit einem 17-jährigen Prostituierten gehabt zu haben. Generalvikar Markus Hofmann hatte die Beförderung damit gerechtfertigt, dass es sich weder nach kirchlichem noch weltlichem Recht um eine Straftat gehandelt habe.

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Wenig dazugelernt

Daraufhin hatten bereits einzelne Stadtdechanten die Bistumsleitung kritisiert. So schrieb der Kölner Stadtdechant Robert Kleine auf Facebook, dass er es für einen gravierenden Fehler halte, „das Fehlverhalten von Geistlichen danach zu bewerten, ob es strafrechtlich oder kirchenrechtlich justiziabel war oder ist“. Die Kirche müsse sich an moralischen und jesuanischen Kategorien wie Wahrhaftigkeit und Eingestehen von Fehlern messen lassen. Auch der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken hatte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur geäußert, diese Aussage lasse vermuten, dass man wenig dazugelernt habe. Sie lasse vielmehr befürchten, „man würde Ähnliches wieder tun und Missbrauchstäter in leitende Kirchenpositionen befördern, um ihnen eine Chance zu geben“. Woelki und Hofmann müssten zugeben, dass die Beförderung des Pfarrers ein Fehler gewesen sei.

Dass nun nahezu alle Dechanten sich geschlossen äußern, gibt dem Ganzen allerdings nochmal eine neue Dimension. Anfang dieser Woche hatte zudem der offene Brief von Vertretern der Gemeinde Sankt Margaretha in Düsseldorf an Kardinal Woelki hohe Wellen geschlagen. Dort war der betreffende Priester tätig gewesen. Die 140 Gemeindemitglieder hatten Woelki aufgefordert, auf die Anfang Juni geplante Firmung zu verzichten und diesen Termin einem Vertreter zu übertragen. Der Kardinal sei nicht mehr glaubwürdig und deshalb auch nicht mehr geeignet, Jugendlichen das Sakrament zu spenden. Woelki hatte der Gemeinde daraufhin einen gemeinsamen Dialog vorgeschlagen. (mit dpa)