Köln – Früher flogen hier Torten, und Hugo Egon Balder vergab „Länderpunkte“ unter übermütigem Gejohle des Publikums – jetzt steht hier eine Turnhalle. Fünf Stockwerke unter der Erde. Wo einst RTL sein großes Studio hatte, in dem Sendungen wie „Alles nichts oder“ und „Tutti Frutti“ aufgezeichnet wurden, trainieren heute die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ordnungsamtes Eingriffstechniken mit Schlagstöcken und Reizstoffsprühgeräten.
Köln: Umbau für das Ordnungsamt dauerte zwei Jahre
Nach zweijährigem Umbau ist das neue Dienstgebäude des Ordnungsdienstes an der Aachener Straße in Junkersdorf jetzt bezugsfertig. In manchen Räumen wird schon gearbeitet. Früher hatte hier der Fernsehsender RTL seinen Sitz, der 2010 zur Messe nach Deutz umgezogen ist.
„Mit diesem Gebäude sind wir jetzt ganz vorne dabei“, sagte Stadtdirektorin Andrea Blome am Donnerstag bei einem ersten Rundgang durch die neuen Räume. Das Gebäude wurde auf 10.000 Quadratmetern kernsaniert und erhielt eine völlig neue Raumaufteilung.
Auf fünf überirdischen und fünf unterirdischen Etagen ist genug Platz für Büros, Konferenz-, Schulungs- und Aufenthaltsräume, Duschen, Umkleiden, Besprechungszimmer, eine moderne Leitstelle und eben eine Turnhalle und weitere Trainingsräume. In einem hängt ein Boxsack. „Man nennt ihn Wolfgang Büscher“, sagt Wolfgang Büscher, der Leiter des Ordnungsamtes, und lacht, während er für die Fotografen eine saubere Linke im Kunstleder versenkt. „An diesem Sandsack können sich die Mitarbeiter abreagieren.“
In einem Nebenraum ist eine kleine Kneipe mit Theke und Barhockern nachgebildet. Hier sollen die Einsatzkräfte in möglichst authentischer Atmosphäre trainieren, wie sie sich im Falle eines Angriffs in einer engen Gaststätte schützen können. Auf einer Leinwand am anderen Ende des Raumes werden Übungsfilme abgespielt – zum Beispiel eine Szene mit einem Wildpinkler, den die Einsatzkräfte zur Rede stellen müssen.
In dem frisch sanierten Gebäude sei nun „alles unter einem Dach“, sagt Wolfgang Büscher. Bislang waren die ungefähr 200 Einsatzkräfte des Außendienstes am Stadthaus in Deutz sowie in anderen Unterkünften untergebracht. Nun könnten auch die Ausbildungskapazitäten „endlich“ verdoppelt werden, freut sich Büscher: von derzeit 24 Plätzen pro Jahr auf künftig 48. Stadtdirektorin Blome nennt es „bitter“, dass bislang zwar das Budget für neue Planstellen vorhanden gewesen sei, aber schlicht zu wenig Platz, um genug Kollegen und Kolleginnen auszubilden. Dieser Missstand hat nun ein Ende.
Gebäude ist „trümmersicher“ gebaut
Eine große Herausforderung beim Umbau war die massive Bausubstanz, berichtet Christoph Halasa vom Raummanagement bei der Stadtverwaltung. Denn weil früher gleich nebenan das Rechenzentrum der Sparkassen NRW untergebracht war, ist das gesamte Gebäudeensemble an der Aachener Straße „trümmersicher“ gebaut, also so, dass es auch einen Flugzeugabsturz oder einen Atomschlag überstehen könnte.