Köln – Das Ordnungsamt stellt pro Woche im Schnitt fast vier Strafanträge wegen Übergriffen auf seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 2021 seien insgesamt genau 200 solcher Anträge gestellt worden, teilte die Stadt am Freitag in einer Jahresbilanz des Ordnungsamts mit. „Je länger die Pandemie dauerte, desto fordernder waren die Einsätze, da die Stimmung häufiger als zuvor aggressiv war“, hieß es darin. Die Zahl der Strafanträge hatte sich schon von 2019 auf 2020 von 75 auf 140 beinahe verdoppelt und ist nun abermals um knapp die Hälfte gestiegen.
Bei Kontrollen der Corona-Regeln wurden in den vergangenen knapp zwei Jahren immer wieder Mitarbeitende des Ordnungsdienstes verbal und körperlich angegangen. Die Betroffenen berichten von Spuckattacken, Flaschenwürfen und Handgreiflichkeiten. Bei einem Einsatz in der Nähe des Zoos wurde einer Mitarbeiterin ein Teil des Unterarms herausgebissen. Als eine Reaktion auf derlei Vorfälle soll der Ordnungsdienst noch in diesem Jahr probeweise mit Bodycams ausgestattet werden, die deeskalierend wirken sollen.
Mehr als 100.000 Ansprachen wegen Maskenpflicht
Seit Pandemiebeginn ist aber nicht nur bei vielen die Hemmschwelle für Gewalt gesunken, sondern auch die Gesamtzahl der Einsätze stark gestiegen. 17.530 Corona-Verstöße ahndete das Ordnungsamt im vergangenen Jahr. Diese Zahl umfasst sämtliche corona-bezogenen Ordnungswidrigkeiten von illegalen Feiern über Quarantäne-Brüche bis hin zum wiederholten Ignorieren der Maskenpflicht. Mehr als 100.000 mal wurden Menschen darauf hingewiesen, ihre Masken zu tragen – etwa in Fußgängerzonen, Straßenbahnen und auf Weihnachtsmärkten. Ins vergangene Jahr fiel auch die nächtliche Ausgangssperre im April und Mai, die aber von den meisten Kölnerinnen und Kölnern beachtet wurde.
Die Pandemie sorgte auch dafür, dass das städtische Fundbüro, für das das Ordnungsamt zuständig ist, geschlossen war und daher mit Fundstücken volllief. Die Mitarbeitenden verpackten einige der Gegenstände und schickten sie an die Eigentümer. „Selbst ein großer Reisekoffer aus China fand so den Weg zu seinem Besitzer in Fernost“, teilte die Stadt mit.
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Allein im Verkehrsdienst sind 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. 576.899 Knöllchen verteilten diese im ruhenden Verkehr, also zum Beispiel an Falschparker. 588.724 Verstöße wurden bei Geschwindigkeitskontrollen geahndet. Das Ordnungsamt ist aber immer noch personell unterbesetzt und schiebt einen Überstundenberg vor sich her. Ein Grund dafür ist fehlender Platz zum Beispiel für Umkleidekabinen – selbst wenn es genug qualifizierte Bewerber gäbe, würde deren Einstellung also am Platz scheitern, sie unterzubringen. Weil Bauvorhaben während der Pandemie noch länger als üblich dauern, hat sich auch der Umzug des Amtes nach Junkersdorf verzögert, wo mehr Raum zur Verfügung stehen soll. Nun hoffe man auf einen Umzug im April. „Mit Siebenmeilen-Stiefeln ist die Digitalisierung in die Verwaltung eingezogen, auch ins Ordnungsamt. Die moderne Konferenztechnik wird uns auch nach Corona Wege und damit viel Zeit ersparen, die wir im Sinne der Bürgerinnen und Bürger sinnvoller einsetzen können“, sagte Amtsleiter Wolfgang Büscher.