AboAbonnieren

„Immer ein offenes Ohr“Kölner Uni-Kiosk droht Insolvenz – Studenten sammeln Geld

Lesezeit 2 Minuten
20200618-RAK-kioskimphilosophikum-010

Inhaber Bariş Altuntaş vor seinem Kiosk

  1. Bariş Altunbaş führt den Kiosk im Philosophikum der Universität Köln. In der Corona-Krise hat er kaum Kunden.
  2. Zwar hat er eine Soforthilfe des Landes erhalten. Die Universität erließ ihm zudem die Miete.
  3. Doch trotzdem bleibt es finanziell äußerst eng für Altunbaş. Nun setzt sich eine Gruppe von Studierenden für ihn ein.

Köln – Der Uni-Campus am Albertus-Magnus-Platz ist am Mittwochnachmittag wie leergefegt. Wenig los ist auch im Kiosk von Bariş Altuntaş, der sich im Philosophikum befindet. Man kann es sich leicht ausmalen, dass sich ein Geschäft, dass ausschließlich von Studenten und Mitarbeitern der Hochschule lebt, in extremen Turbulenzen befindet, wenn die Universität wegen der Corona-Pandemie nur im Notbetrieb läuft. Die meisten Hochschüler lernen im Homeoffice. Keine Studenten, kein Geschäft. „Ich habe vielleicht zwei oder drei Prozent des normalen Umsatzes, aber laufende Kosten“, sagt der 34-Jährige. „Wenn es zwei oder drei Monate weiter so läuft, ist es aus für mich“, sagt der Inhaber.

Kurz nachdem die Hochschule einen Lockdown im März verhängte, machte auch Altuntaş seinen Laden zu. Sechs Wochen hielt er das durch, mit Unterstützung des Soforthilfeprogramms, aus dem er 9000 Euro erhielt, der Universität, die ihm die Miete erließ und seines Vaters, der zwei Lebensversicherungen verkaufte, um die Familie über Wasser zu halten.

Kölner Kiosk-Besitzer hofft auf zweite Soforthilfe

Altuntaş hofft nun, dass es auch eine zweite Soforthilfe geben wird. Aber auch damit könnte es langsam eng für ihn werden. Er muss unter anderem Kredite bedienen und die Leasinggebühren für seine Kaffeemaschinen zahlen. Pro Quartal verliere er 100.000 Euro an Umsatz, sagt der Vater zweier Kinder.

Alles zum Thema Universität zu Köln

20200618-RAK-kioskimphilosophikum-013

Baris Altunbas hofft auf eine zweite Soforthilfe.

Dabei ist der Kiosk sein Leben. „Ich bin hier Arzt, Psychologe und großer Bruder“, sagt er. Schon als 17-Jähriger hat er lange Jahre hier als Aushilfe gejobbt. Kein Wunder, seine Familie hat eine große Nähe zur Hochschule. Der Großvater arbeitete als Industriemechaniker an der Uni, sein Vater als Schlosser. Den Kiosk übernahm Altuntas, der selbst Wirtschaftsrecht an der Rheinischen Fachhochschule studiert hat, 2013 vom früheren Besitzer Frank Neu, der ihn aus Altersgründen abgab.

Kölner Studenten starten Spendenaktion

Die wenigen Studenten und Dozenten, die dann doch kommen, ist der Kiosk ans Herz gewachsen. „Es ist ein Treffpunkt für uns“, sagt Student Max (31). „Hier kann man mal den Uni-Stress vergessen.“ Auch Romanistik-Professor Axel Rüth sagt: „Bariş Altuntaş hat immer ein offenes Ohr für alle.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Nun hat eine Gruppe von Studierenden um Max Ortmann eine Spendenaktion gestartet, um den Kiosk vor dem drohenden Aus zu retten. Innerhalb von zwei Tagen sind bereits mehr als 800 Euro zusammengekommen. „Mit dieser Aktion wollen wir nun so viel Geld wie möglich sammeln, damit Bariş uns auch in Zukunft mit Kaffee und Kippen, Süßem und Trinkbaren zur Seite steht, wenn wir es dringend benötigen“, heißt es in der Petition.