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Gegen Verluste im SenegalKölner Start-up baut Solartrockner, der Ernten retten soll

Lesezeit 3 Minuten
Die Gründer von Save the Grain, Marvin Maul, Lenia Römer und Robin Schallenberg, sitzen auf Sofa zusammen.

Die Gründer von Save the Grain (v.l. Marvin Maul, Lenia Römer und Robin Schallenberg) wollen mir ihren Solartrocknern zur Ernährungssicherheit beitragen.

Ein studentisches Start-up aus Köln setzt sich für die Reduzierung von Ernteverlusten im Senegal ein. Vor seinem Flug in das Land haben wir mit Mitgründer Robin Schallenberg gesprochen.

Das studentische Start-up „Save the Grain“ (auf Deutsch: „Das Getreide retten“) aus Köln hat eine Solartrocknungsanlage entwickelt, um Ernteverluste im Senegal zu verringern. Die Gründer Robin Schallenberg, Lenia Römer und Marvin Maul haben es sich zum Ziel gesetzt, überschüssige Ernten vor dem Verderb zu bewahren und so die Lebensgrundlage zahlreicher Landwirte zu sichern.

Die Idee entstand während ihres Studiums, inspiriert durch einen Studenten aus Togo, der auf die enormen Ernteverluste in seiner Heimat hinwies. „Obwohl die Böden fruchtbar sind, fehlen oft Möglichkeiten, die Ernte nach der Erntezeit richtig zu trocknen oder zu lagern“, so Schallenberg.

Studiert haben die drei Gründer an unterschiedlichen Universitäten in Köln: Schallenberg an der Rheinische Fachhochschule Köln, Römer an der Universität zu Köln und Maul an der Technischen Hochschule Köln.

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Der von ihnen entwickelte Solartrockner funktioniert ohne Strom oder Benzin und nutzt ausschließlich Sonnenenergie – ideal für abgelegene Dörfer ohne ausreichende Infrastruktur.

Robin sitzt auf einer gelben Treppe.

Robin Schallenberg hat einen Master in Wirtschaftspsychologie. Jetzt arbeitet er an Agrarprojekten im Senegal.

Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt in Togo liegt der Fokus inzwischen auf dem Senegal. Dort trocknet das Team aktuell Hirse und Mais, plant aber auch, Gemüse und Obst wie Mangos und Tomaten zu verarbeiten. „Mais oder Getreide muss getrocknet werden, sonst schimmelt es. Bislang wird das auf großen Planen gemacht. Dabei ist der Trocknungsvorgang aber unstetig und während der Regenzeit ist es nochmal schwieriger mit der Luftfeuchtigkeit“, erklärt Schallenberg.

Whatsapp mit der senegalesischen Regierung

Inzwischen arbeitet Save the Grain mit dem senegalesischen Agrarministerium und der Gesellschaft für internationalen Zusammenarbeit (GIZ) aus Dakar zusammen. Gemeinsam haben sie eine Whatsapp-Gruppe: Nachrichten auf dem kurzen Dienstweg.

Fünf Teammitglieder stehen hinter ihrem Solartrockner im Senegal.

Mit Solarenergie wird das Getreide und die Früchte getrocknet.

Anfang des Jahres gab es das erste Mal nach langer Zeit einen Umschwung in der Regierung. Das hat auch das Team aus Köln vor einige Herausforderungen gestellt, sagt der 32-Jährige: „Durch Neuwahlen gab es einen Regierungswechsel, wodurch vieles still stand. Bis dann wieder alles angelaufen ist, sich alles neu sortiert, hat es lange gedauert.“ Mittlerweile laufe die Zusammenarbeit wieder stabil.

Schweißen bei 40 Grad

Finanziert wird das Start-up derzeit durch ein Stipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.

Ein Team aus zehn Ehrenamtlichen unterstützt die Gründer. „Wir versuchen, dass alle einmal den Senegal erleben, um ein besseres Verständnis für die Bedingungen vor Ort zu entwickeln“, sagt Schallenberg. „Vor Ort bauen wir die Trockner zurzeit selbst mit den Menschen aus den Dörfern zusammen auf – unter der sengenden Sonne und bei über 40 Grad.“

Drei Menschen trocknen Nahrungsmittel im Solartrockner im Senegal.

Die Solartrockner bauen die Gründer aktuell noch selbst auf. Bald wollen sie ein Team vor Ort anlernen.

Wichtig ist den Gründern, die Bevölkerung einzubinden. Sie wollen nicht als europäische Helfer auftreten, die vorgeben, was gebraucht wird. Stattdessen arbeiten sie eng mit einer senegalesischen Familie aus Köln zusammen, die die Bedürfnisse vor Ort gut kennt. Gemeinsam haben sie Interviews in dem Dorf durchgeführt und gefragt, was die Bedürfnisse der Einwohnerinnen und Einwohner sind.

Eine Frauenkooperative im Senegal ist mittlerweile Partner des Start-ups. Sie können ihre Ernte nun selbst trocknen und weiterverarbeiten, etwa zu Hibiskus- und Moringa-Pulver. Diese Produkte sollen auch in Deutschland verkauft werden. Gemeinsam mit einem Winzer aus Ghana entwickelte das Team ein neues Getränk: den „Hibisküsschen“-Spritz, ein Hibiskusgetränk.

Gründer statt Doktor

Anfang November sind Marvin Maul und Robin Schallenberg erneut in den Senegal gereist, um die Trockner mit einer Ausbildungswerkstatt zu optimieren und ein lokales Team zu schulen. Mitgründerin Lenia Römer ist schon länger vor Ort. Unterstützung kommt auch von deutschen Studierenden, die in ihren Bachelorarbeiten technische Verbesserungen erarbeitet haben.

Langfristig möchte das Team seine Solartrockner auch in anderen Ländern einsetzen. Für die Betreiber ist das Projekt längst zum Vollzeitjob geworden. Schallenberg hat dafür sogar eine Promotionsstelle abgelehnt: „Ich hätte nie gedacht, dass ich Agrarprojekte im Senegal umsetze. Aber der kulturelle Austausch und die Chance, etwas Positives zu bewirken, treiben mich an.“