Unbekannte haben am Donnerstag am Hauptgebäude der Universität Köln einen Farbanschlag verübt.
„Das geht gar nicht“Studenten äußern sich zu Anti-Israel-Schmierattacke an Unigebäude
Gegen 14.30 Uhr kann man die rote Schmiererei an der Fensterfront des Hauptgebäudes, an der Seite zur Uniwiese hin, noch erahnen. An den Fensterrahmen sind leichte rötliche Spuren zu sehen. Drei Stunden haben Reinigungskräfte der Uni bei Minustemperaturen gebraucht, um die Sprühfarbe mit einem Anti-Graffiti-Spray zu entfernen. Unbekannte hatten dort in der Nacht zu Donnerstag einen Farbanschlag verübt und die Glasfront des Uni-Bistros breitflächig mit Farbe beschmiert. Am Albertus-Magnus-Platz befand sich rund um die Statue ebenfalls Farbe.
Staatsschutz ermittelt nach Farbanschlag in Köln
Zu lesen waren am Fenster die Worte: „Kein Podium für Genozid. Free Gaza“. Der Sicherheitsdienst der Universität habe die Polizei morgens informiert, teilte ein Sprecher mit. Es sei Anzeige wegen Sachbeschädigung und Volksverhetzung erstattet worden, so der Polizeisprecher.
„Der Staatsschutz ermittelt nun, wie auch bei propalästinensischen Demos üblich, ob der Anfangsverdacht zur Volksverhetzung gegen Israel besteht“, sagte der Sprecher. Grünen-Politiker Martin Herrndorf hatte den „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf den Vorfall aufmerksam gemacht.
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Israelischer Botschafter spricht Montag an der Uni – Demos geplant
Ob die Tat in Verbindung zu einem Besuch des israelischen Botschafters Ron Prosor steht, ist nicht klar. Die Universität Köln hat den Spitzendiplomaten zu einem Vortrag am Montag, 15. Januar, eingeladen. Er soll im Rahmen der Veranstaltung „Kölner Gespräche“ zu Recht und Staat über die Terroranschläge der Hamas, den Krieg in Gaza und den gewachsenen Antisemitismus in Deutschland referieren.
Gegen den Besuch des Botschafters regt sich Widerstand in propalästinensischen Gruppierungen. Auf der Instagram-Seite von Palästina-Soli-Köln wird zum Protest gegen den Auftritt von Prosor aufgerufen. Die Demo soll laut der Gruppe Montag um 9.30 Uhr vor dem Hauptgebäude der Humanwissenschaftlichen Fakultät in der Gronewaldstraße stattfinden.
Eine propalästinensische Demo mit 100 Teilnehmenden sei bei der Polizei zwar bereits angemeldet worden, jedoch fehle noch die Bestätigung durch die Behörde sowie der genaue Ort. Dies könne noch bis zu 48 Stunden vor dem Termin geschehen, so der Sprecher.
Auch eine pro-israelische Kundgebung findet ab 11 Uhr statt: Eine Privatperson hat die Gegendemo „Klare Kante gegen jede Dämonisierung Israels! Gegen jeden Antisemitismus!“ auf dem Albertus-Magnus-Platz angemeldet. 100 Personen werden laut Polizei erwartet.
Uni Köln und Deutsch-Israelische Gesellschaft melden sich
Zur Schmierattacke und den Besuch des israelischen Diplomaten lässt eine Uni-Sprecherin wissen: „Der Botschafter des Staates Israel ist immer ein gern gesehener Gast an der Universität zu Köln. Er kommt hierher, um mit unseren Studierenden zu diskutieren. Sich dafür oder dagegen zu positionieren oder zu demonstrieren ist völlig in Ordnung, solange dies im Rahmen der rechtsstaatlichen Vorgaben stattfindet. Schmierereien gehören nicht dazu.“
Auch die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) meldet sich zu Wort, verurteilt den Farbanschlag scharf und nennt ihn „antisemitisch“. Zudem weist der Vorsitzende der DIG Köln, Johannes Platz, auf antisemitische Tendenzen innerhalb linker Gruppierungen hin, die Tradition hätten: „Die jahrzehntelange Kritik am linken Antisemitismus ist an den Aufrufenden für die antiisraelische Demonstration offenbar spurlos vorbeigegangen. Sie streben danach, eine Urszene des linken Antisemitismus zu wiederholen. Ich meine die Szenen am 9. Juni 1969 an der Universität Frankfurt am Main, als der Vortrag des ersten Botschafters Israels in Deutschland, Asher Ben-Natan, im Hörsaal VI vom damaligen SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) und von Palästinensern massiv gestört wurde.“
Kölner Studenten über die Schmierattacke an der Uni
Student Malte Braun verurteilt die Aktion ebenfalls entschieden: „Ich finde, das geht gar nicht.“ Der Sowi-Student ist Sprecher der Grünen Jugend Köln und berichtet aus eigener Erfahrung davon, dass sich unter den extremen linken studentischen Gruppen nicht alle dezidiert von Antisemitismus abgrenzen. Ein anderer Sowi-Student sagt: „Ein Banner hätte gereicht, jetzt bleibt es ja doch wieder an den Mitarbeitern der Uni hängen“. Studentin S. äußert sich so: „Ich verstehe, dass das ein emotionaler Krieg ist und dass auch viele Menschen in Köln emotional damit verbunden sind. Ich persönlich mag aber keine Polarisierungen oder Aktionen, die mich zu sehr auf eine Seite ziehen wollen.“