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Jahrelanger DisputDemo gegen Fällverbot der Platane am Bahnhof Belvedere angekündigt

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf ein altes Gebäude mit zwei Platanen im Vordergrund

Die Platanen am Bahnhof Belvedere stehen seit Jahren im Brennpunkt einer Debatte.

Seit zehn Jahren wird gestritten, nun rufen Kölner Bürger und Politiker aufgrund des Verbots zur Fällung der Platane zur Demonstration.

Ein Baum in Müngersdorf ist der Grund für eine Demonstration in der Stadt: Am Mittwoch, 4. Dezember, werden Bürgerinnen und Bürger sowie Politikerinnen und Politiker von 16 bis 16.30 Uhr vor dem Gebäude der Bezirksregierung Köln an der Zeughaus Straße 2–8 protestieren.

Die Behörde hat gerade verboten, dass die Platane, die den denkmalgeschützten Bahnhof Belvedere an der Belvederestraße bedroht, gefällt wird. Über die Frage, ob der Baum zum Schutz des Gebäudes weichen darf, tobt seit zehn Jahren ein Streit, in den verschiedene Behörden und politische Gremien involviert sind.

Kontroverse um die Fällung der Platane: Bürgerschaft ruft zur Kundgebung auf

Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte zuletzt eine Beschlussvorlage für den Stadtrat vorbereitet, damit dieser in seiner Novembersitzung beschließt, dass der „mittlerweile berühmteste Baum im ganzen Bundesland“ – wie sie die Platane selbst bezeichnet – gefällt wird.

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Doch bevor das geschehen konnte, hat die Bezirksregierung Köln in den Vorgang hineingegrätscht und die Oberbürgermeisterin angewiesen, die Fällgenehmigung nicht zu erteilen. Das sorgte für Empörung bei der Bürgerschaft: Der Förderkreis Bahnhof Belvedere, der Bürgerverein Müngersdorf, der Freundes- und Förderkreis zur Vollendung des Grüngürtels – Landschaftspark Belvedere, der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz und Mitglieder der Bezirksvertretung Lindenthal haben nun zu der Kundgebung aufgerufen.

Der Förderkreis Bahnhof Belvedere setzt sich bereits seit 2012 für die Sanierung des denkmalgeschützten städtischen Gebäudes ein. 2014 hatte das Liegenschaftsamt deswegen auch die Fällgenehmigung für die dicht am Bahnhofsgebäude wachsende und es unterwurzelnde Platane beantragt. Doch der Beirat des Umweltamtes, ein beratendes Gremium, widersprach, da es sich bei der Platane um ein Naturdenkmal handele und sie sich im Landschaftsschutzgebiet befindet. Die Umweltbehörde erteilte die Genehmigung nicht.

Fällen oder nicht fällen? Das Gerangel um die Platane

Eine Gruppe von Denkmalschützern, unter ihnen die ehemalige Wissenschaftsministerin Anke Brunn (SPD), riefen den Petitionsausschuss des Landes NRW an, um über den Streit zu entscheiden. Zwischenzeitlich visierte das Umweltamt auf der Basis eines Gutachtens einen Kompromiss mit den Denkmalschützern an: Die Wurzeln des Baumes sollten mit einer Bodenplatte daran gehindert werden, das Gebäude weiter zu beschädigen.

Doch im Herbst vergangenen Jahres entschied der Petitionsausschuss nach Ortsterminen und einem wissenschaftlichen Gutachten, dass die Platane entfernt werden müsse, um das Bahnhofsgebäude zu schützen. Das Interesse am Erhalt des bedeutsamen Baudenkmals überwiege gegenüber dem des Naturdenkmals. Das Gerangel eskalierte: Die Oberbürgermeisterin wies das Umweltamt an, zu fällen. Der Beirat widersprach. Die Behörde fällte nicht. Der Umweltausschuss entschied, dass die Platane zu entfernen sei.

Nun schaltete sich die Bezirksregierung ein und pochte darauf, dass der Baum stehen bleiben müsse. Henriette Reker wertete die Stellungnahme der Bezirksregierung als Meinungsäußerung – und bereitete einen Beschluss des Stadtrats vor, wonach die Fällung nun genehmigt werden muss.

Jetzt wies die Bezirksregierung die Oberbürgermeisterin schriftlich an, dass der Baum stehen bleiben müsse – und am Ende muss wohl doch das Verwaltungsgericht entscheiden. Die Bezirksvertretung hatte eine Klage bereits in einer vergangenen Sitzung per Dringlichkeitsbeschluss angeregt. Eine solche Weisung der Bezirksregierung verletze kommunales Selbstverwaltungsrecht, sei rechtlich fehlerhaft und müsse gerichtlich überprüft werden, hatte die Bezirkspolitik ihren Beschluss begründet.

„Die Bezirksregierung kommt zu einer eigenen Auffassung, die deutlich davon abweicht, was die Fachgutachter befunden haben und beziehe sich auf ein älteres Gutachten“, sagte Roland Schüler (Grüne) „Auf dieser Basis einen Beschluss der Stadt Köln infrage zu stellen, ist sehr gewagt. Eine Klage der Stadt dagegen wird sehr wahrscheinlich erfolgreich sein.“