Müngersdorf – In vollem Galopp kommt Jörg Weidenhöfer über die Wiese förmlich angeflogen. Mit lauter Stimme fordert er die verwunderten Spaziergänger in der Nähe des Haus am See auf, ihren Hund anzuleinen und sich abseits zu postieren. In kurzem Abstand folgen weitere Reiter in strammem Tempo. Und dann ist sie zu hören – die Hundemeute. Im Zickzack rasen gut 20 Foxhunde laut kläffend über die Wiese und dahinter weitere 40 Reiter. Eine Schleppjagd ist im Gang – mitten im Äußeren Grüngürtel. Das erklärt auch den etwas rüden Ton des Jagdherren.
Aus Sicherheitsgründen sollten Jagdhunde und andere Tiere nicht aufeinandertreffen und natürlich sollten auch keine Passanten den Jagdreitern in die Quere kommen. „Während der Jagd ist wenig Zeit, die Leute freundlich aus dem Weg zu bitten, da ist der Ton dann schon mal etwas rauer. Das tut mir leid, aber anders geht es nicht“, sagt Weidenhöfer. Er ist Mitglied im Kölner Reit- und Fahrverein, der die Jagd im Stadtwald schon zum 59. Mal organisiert. Mit Genehmigung der Stadt natürlich. „Wir haben etliche Helfer dabei, die uns den Weg freihalten, und Ärzte, die sich im Notfall um Mensch und Tier kümmern“, so Weidenhöfer, der ein passionierter Jagdreiter ist. Bei der Schleppjagd wird keine lebende Beute verfolgt. Das ist in Deutschland seit den 1930er Jahren verboten.
Duftspur aus Heringslake
Die Hunde folgen stattdessen einer extra ausgelegten Duftspur, Schleppe genannt. Die Hundemeute rennt einer Fährte hinterher, die die Reiter kurz zuvor eigens gelegt haben. „Wir verwenden Heringslake, ein Duft der im Wald sonst nicht vorkommt, so werden die Hunde nicht von einer anderen Fährte abgelenkt“, erklärt Stephan Geldsetzer. Er ist der Master der Hundemeute, so heißt der Führer des Hunderudels. Geldsetzer und die Hunde gehören zum Cappenberger Schleppjagdverein. Die Foxhunde, eine speziell für die Fuchsjagd gezüchtet englische Rasse, trainieren die Vereinsmitglieder schon von Geburt an. Die Tiere sind ausdauernd und kräftig. Das ist auch nötig, denn so eine Jagd ist kräftezehrend – für Tier und Mensch.
Rund 25 Kilometer legt die Jagdgesellschaft während der gut vierstündigen Hatz zurück. Dabei ist die Jagd in mehrere Runs unterteilt. So heißen die einzelnen Schleppen; etwa anderthalb Kilometer lang ist eine davon. Möglichst kurvenreich sollen sie durch das Gelände führen und auch Hindernisse, die übersprungen werden, beinhalten. Vor jedem Run wird die Hundemeute eng zusammengehalten.
Runs in vollem Galopp
Erst wenn der Schleppenleger genügend Vorsprung hat, werden die Hunde losgelassen. Dahinter folgen die Reiter, die sich in zwei Felder aufteilen. Zuerst kommen die geübten Reiter, die über die Hindernisse springen, und dann diejenigen, die nicht springen. Die Runs werden in vollem Galopp absolviert.
Das bringt Reiter, Pferde und Hunde an ihre Grenzen. Deshalb gibt es auch einen Jagdstopp, bei dem alle Teilnehmer zusammenkommen und sich für den zweiten Teil stärken. Pferde und Hunde bekommen Wasser, die Menschen Kölsch. So ergab sich auf der Wiese in der Nähe des Haus am See ein seltenes Bild für den zufälligen Beobachter. Dampfende Pferde, schwitzende Hunde und lächelnde Reiter, die sich an ihrem doch etwas ungewöhnlichen Sport erfreuten.
Neben der Schleppjagd veranstaltet der Verein unter anderem auch jedes Jahr ein Dressur- und Springturnier. Wer sich für den Reitsport interessiert, kann auf dem Vereinsgelände des Kölner Reit- und Fahrvereins an der Aachener Straße 800, gegenüber der Park-and-Ride-Station am Rhein-Energie-Stadion, jederzeit Übungsstunden buchen
koelnerreitundfahrverein.de