Deutsche und ukrainische Studierende forschen an der Uni und TH Köln zum Klimawandel. Wie lassen sich Umwelt, Krieg und Uni-Alltag verbinden?
Umwelt-Projekt mit Ukrainerinnen an der Uni Köln„Klimawandel ist eine andere Art von Krieg“
Anna Volkova scheint ganz fasziniert von dem Wachstum ihrer Pflanzen im Gewächshaus der Universität zu Köln zu sein, rasch füllt die 20-Jährige noch etwas auf ihrem Zettel aus, bevor sie zurück zu den anderen Studierenden des Projekts „Plant-Ukraine“ läuft.
Die 20-Jährige lebt und studiert in der Ukraine, in Czernowitz, eine Stadt nahe der rumänischen Grenze. An der Uni Köln ist sie für zwölf Tage, aber „es ist hart zu vergessen, was in der Ukraine passiert, die Situation dort ist wirklich schlimm“, sagt Anna Volkova.
Uni Köln: Studierende erforschen die Auswirkungen des Klimawandels
Mit dem Projekt wollen sie und die anderen Studierenden „eigene Ideen und Konzepte zur Erforschung des Klimawandels und dessen Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum und die Biodiversität im Boden“ erforschen, sagt Projektleiterin Isabelle Metzen. Im Juli vergangenen Jahres haben die Uni Köln und die Technische Hochschule Köln „Plant-Ukraine“, das an ein bereits etabliertes Forschungsprojekt anknüpft, auf die Zusammenarbeit mit den Ukrainern erweitert.
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Anna Volkova ist eine der insgesamt zehn ukrainischen Studierenden von insgesamt fünf Universitäten. Gemeinsam mit neun Studierenden der Uni und TH Köln führen sie in Köln den praktischen Teil des länderübergreifenden Projekts durch. Zudem sind noch zwei junge ukrainische Männer Teil des Projekts, „aber die dürfen ja nicht ausreisen und sind nur beim theoretischen Teil dabei“, sagt Metzen.
Die jungen Studierenden haben sich bewusst dafür entschieden, in der Ukraine zu bleiben, das Studium vor Ort fortzuführen. Auch wenn es schwieriger geworden ist, bis auf Volkovas Universität haben alle anderen vier Unis auf Online-Lehre umgestellt.
Die 23-jährige Anna Svezhunenko ist von Charkiw aufs Land gezogen. Das Internet funktioniert nicht immer. Über die Möglichkeit, gemeinsam mit den Kölner Studierenden zum Thema Klimawandel zu forschen, sind sie besonders froh, „denn der Krieg hat starke Konsequenzen für die Umwelt“, sagt Svezhunenko.
Es gebe mehr Abfälle und die Böden und die Atmosphäre seien stärker verschmutzt. Und genau deshalb sind sie Teil des Projekts „Plant-Ukraine“. „Menschen sterben, um unser Land zu schützen. Wir wollen auch etwas machen. Und der Klimawandel ist eine andere Art des Kriegs, also kämpfen wir für eine Zukunft der Ukraine“, sagt Anna Volkova.
Eine Einstellung, die Jil Hennig, Biologie-Studentin an der Uni Köln, beeindruckt. Während des Projekts lerne man eben nicht nur, wie verschiedene Länder und Kulturen mit den Auswirkungen des Klimawandels umgehen, sondern „vor allem in den Zeiten, in denen die Ukrainerinnen gerade leben, dass sie überhaupt noch die Mentalität haben, hier dabei zu sein. Das finde ich unglaublich bewundernswert“, sagt die 23-Jährige.
Aber es gibt noch einen weiteren Grund, warum sich die Hochschulen fünf Monate nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine für die Erweiterung des geförderten Projekts entschieden haben. „Wir wollten aktiv die Studierenden unterstützen, weil die teilweise komplett zerstörte Labore haben“, sagt Metzen. Zudem habe sie sich erhofft, sagt sie offen, den Studierenden für eine kurze Zeit ein Stück Normalität zurückgeben zu können.
Ukrainerinnen in Deutschland: Ein normaler Alltag ist nicht möglich
Einen Alltag wie vor dem Krieg haben die Ukrainerinnen aber auch in Köln nicht, sagen sie. „Wir sehen hier das normale Leben, wir haben uns eher unwohl gefühlt, als wir angekommen sind“, sagt Anna Volkova. In der Ukraine habe man aufgrund der Angriffe immer wieder Stromausfälle, die Städte seien tagelang dunkel. „In den ersten Tagen in Köln haben unsere Augen wehgetan, weil das Licht so hell war.“
Für die 20-Jährige ist es komisch gewesen, an einem Ort zu sein, an dem sie keine Angst haben muss, wenn sie ein vorbeifliegendes Flugzeug hört. „In der Ukraine weiß man, dass es irgendwo eine Schießerei gibt und du sterben könntest.“ Auch fühlen sie sich schuldig, sagt sie. „Wir sind jetzt hier, es ist warm, wir können ganz normal in den Supermarkt gehen. Es war traurig, als wir verstanden haben, dass die Menschen in der Ukraine das nicht erleben können und dass es so viel Zeit braucht, bis wir wieder ein normales Leben führen können.“