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Tops und FlopsDas Jahr im Kölner Westen

Lesezeit 5 Minuten
Bunte Wiese mit zwei Spaziergängern im Hintergrund, Sonnenschein.

Kornblumen, Senf und Mohn sorgten auf der neu angelegten Wiese im Neuehrenfelder Takufeld für eine ansehnliche Pracht.

Jahresrückblick 2022 für den Kölner Westen – was gut gelaufen ist, und was nicht.

Tops

Neue Schule

Wie schnell eine neue Schule entstehen kann, zeigte sich an der Aachener Straße 746-750. Weil die Stadt mehr Plätze an weiterführenden Schulen braucht und freie Flächen für den Neubau knapp sind, setzte sie auf eine neue Strategie und mietete das ehemalige Bürogebäude des Unternehmens Vodafone an. Im September 2021 wurde der Bauantrag für den Umbau gestellt, im Dezember 2021 genehmigt. Und seit Ende der Herbstferien wird im neuen „Gymnasium Müngersdorf“ gelernt. (se)

Enteignung möglich

Lange stehen drei große Gebäude an der Sülzer Friedrich-Engels-Straße 3-7 leer, trotz der Wohnungsnot. Das Problem: Sie gehören Russland. Nachdem Putin die Ukraine überfallen hat, wuchs in der Bevölkerung der Zorn über den Leerstand der „Russenhäuser“. Nach Protesten, auch prominenter Bürger, ergab ein Rechtsgutachten, das die Stadt in Auftrag gegeben hatte: Mit einem neuen Bebauungsplan als Bedarfsfläche für notwendige städtebauliche Belange lässt sich Russland enteignen. (se)

Bequem mit dem Bus

In Kölns Westen freuen sich viele Menschen über eine bessere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Die Buslinie 136 fährt vom Endhaltepunkt Krankenhaus Hohenlind zum Einkaufszentrum Weiden und zum Gymnasium Lövenich – und zurück, so dass viele Junkersdorfer nun bequem mit dem Bus zum Krankenhaus gelangen. Die Linie 143 fährt nicht mehr nach Weiden, sondern ins Gewerbegebiet Marsdorf. Praktisch zum Einkaufen für die Junkersdorfer.(se)

Alles zum Thema Aachener Straße (Köln)

Kleine Paradiese

Erst wurde ein bisschen gemurrt als aus Rasen Wiesen wurden. Vor allem in Parks wurden im Bezirk Ehrenfeld Blühwiesen geschaffen. Als sich die kleinen Paradiese in ihrer ganzen Farbenpracht präsentierten, waren neue Fans gewonnen. Insekten flogen sowieso drauf. Dass an Stängel und Blüten jedoch immer zeitig mit Sense und Mähdrescher Hand angelegt werden muss, war für viele eine bittere Erkenntnis. Ein Trost: Nächstes Jahr blüht es wieder. (Rös)

Veedelstreff mit Herz

Das Café Herzhäuschen am Rand des neuen Wohnquartiers der GAG auf dem früheren Groten-Gelände in Bickendorf ist eine Erfolgsgeschichte. Hier kommen alte und neue Bewohner zusammen, hier gibt es kleine, aber feine Kultur und es wird wichtige Erinnerungsarbeit geleistet. Es ist eine Genugtuung für all jene, die sich beharrlich dafür einsetzen mussten, damit genau dort, wo einst das Häuschen der von den Nazis ermordeten Familie Herz stand, ein solcher Ort entstehen konnte. (Rös)

Die drei stehen unter dem Schriftzug Herzhäuschen im Cafeeingang.

Carmen-Marie Zens und Christoph Wehr vom Herzhäuschen mit Mitarbeiterin Mia Lamperts (v.l.).

Glückliche Kicker

Schon klar: Es ist ein Kunstprodukt mit viel Plastik. Dennoch sind die beiden neuen Kunstrasenplätze auf der Bezirkssportanlage Bocklemünd eine Bereicherung für die Sportstadt. Hier kicken nun auch Teams, die zum Teil von weit her kommen. So groß ist die Platznot in Köln. Für die neuen Plätze wurde keine Wiese geopfert, sie entstanden, wo schon seit fast 50 Jahren der Ball rollte, allerdings auf Aschebelag. Das ist kein Vergnügen, weil oft Staub oder fieser Matsch das Spiel bestimmten (Rös)


Flops

Defekter Aufzug

Die Treppe zu den Gleisen des S-Bahnhofs Lövenich ist lang und steil, für Menschen mit Rollator, Koffer, Rad oder Rollstuhl nicht zu bewältigen. Doch der Aufzug war 2022 monatelang kaputt. Es sei nicht so einfach, ihn wieder in Betrieb zu nehmen, begründete die Bahn. Zudem gebe es bundesweite Warteschlangen und der Bahnhof in Lövenich habe keine Priorität. Die Bahn empfahl, am Technologiepark Müngersdorf einzusteigen. Doch der Aufzug dort war auch immer wieder kaputt. (se)

Trauer um Häuschen

Das kleine Haus am Lövenicher Weg prägte 200 Jahre den dörflichen Ortskern von Müngersdorf mit. Doch hatte es wegen baulicher Veränderungen den Denkmalschutz verloren – und wurde vom neuen Eigentümer abgerissen, der dort ein vierstöckiges Wohnhaus baut. Zwar gibt es seit Jahrzehnten die „Erhaltungssatzung Müngersdorf“, die den Ortskern schützen soll. Die Verwaltung erteilte dennoch eine Baugenehmigung. Die Müngersdorfer beklagen nun den Schaden für den Ortskern. (se)

Berge von Müll

Der Sessionsauftakt am 11. 11. auf der Uniwiese hinterließ den Eindruck, dass dort nicht der richtige Ort dafür ist. Feiernde hinterließen Berge von Müll und Glasscherben. Rasen wurde zu Matsch. Dabei sind die Uniwiesen als Teil des Landschaftsschutzgebiets für Veranstaltungen tabu. Deshalb lud die Bezirksvertretung Lindenthal auch Vertreter von Grünflächen- und Ordnungsamt in ihre Sitzung. Doch eine Alternativfläche für die Feiernden zu finden, ist schwierig. (se)

Grundschule fehlt

Die Schulbaumisere betrifft ganz Köln und alle Schulformen. Dass aber Bocklemünd-Mengenich immer noch ohne Gemeinschaftsgrundschule zurechtkommen musste, wird zu wenig beachtet. Seit dem notgedrungenen Umzug der Schule nach Vogelsang 2017 lernt nun schon die zweite Schülergeneration im Provisorium. Immerhin wurde nun ein Schulneubau in das städtische Maßnahmenpaket aufgenommen. Ein Baubeginn ist aber noch nicht in Sicht. (Rös)

Frust unterm Baum

Verschönerung oder Hindernis? In Ehrenfeld riefen mit besten Absichten platzierte Blumenkübel und Sitzgelegenheiten auf Gehwegen oder an Bäumen das Ordnungsamt auf den Plan. Knöllchen für Blümchen. Was nach behördlicher Willkür aussah, hatte seine Ursache im Ärger anderer Bürger, die die Straße als überfrachtet und eingenommen ansahen. Nun soll geklärt werden, was geht und was nicht, damit Kübel und Bänke keinen Anlass geben, sich gegenseitig das Leben schwer zu machen. (Rös)

Im Hintergrund geparkte Autos.

Jan-Marc Kutscher zeigt die mit Knöllchen beklebten Pflanzgefäße in der Körnerstraße.

Abriss droht

Ist die Gaskugel von Ehrenfeld nun ein Denkmal oder nicht? Experten von Stadt und Landschaftsverband sind darüber uneins. Fest steht, dass sie ein erheblicher Kostenfaktor ist, selbst wenn sie nur herumsteht. Fest steht aber auch, dass sie aufgrund vieler Eigenschaften ein wertvoller Teil der Industriegeschichte ist. Daher taugt sie als Identifikationsort des künftigen neuen Wohnviertels dahinter. Derzeit aber gibt es kein breites Bekenntnis für den Erhalt. Und solange das fehlt, droht der Abriss. (Rös)