Köln – Zum „March for Freedom“ haben sich am Samstagmittag mehrere tausend Demonstrierende auf dem Kölner Heumarkt versammelt, um für die Freiheit und den Frieden im Iran und in der Ukraine ein Zeichen zu setzen. Aufgerufen dazu hatte der deutsch-ukrainische Verein Blau-Gelbes Kreuz e.V. zusammen mit einer Initiativgruppe von Iranern und Iranerinnen.
Schon von Weitem hört man um 13 Uhr die Trommeln auf dem Platz. Es werden blau-gelbe Schleifen und Flaggen des iranischen Protests in unterschiedlichen Größen verteilt. Man habe einen gemeinsamen Feind, heißt es von den Veranstaltern als Begründung für die gemeinsam angelegte Großdemonstration, denn Russland gelte als einer der wichtigsten international Verbündeten des Mullah-Regimes. Die Entwicklungen im Iran, welche das Ende des diktatorischen Regimes der Mullahs bedeuten könnte, würde gleichzeitig Russland schwächen und somit der Ukraine helfen, den Krieg zu gewinnen.
Deshalb sei es so wichtig, gemeinsam auf die Straße zu gehen und für die Freiheit zu demonstrieren, „nicht nur um Solidarität zu bekunden, sondern auch, um als Demokratie mitzukämpfen“, betont Julia Chenusha, die stellvertretende Vorsitzende des Blau Gelben Kreuz e.V..
Die Demonstrierenden fordern unter anderem von der Bundesregierung, die militärische Unterstützung für die Ukraine zu verstärken, mehr Druck auf die iranische Regierung auszuüben, um die Freilassung der politischen Gefangenen zu erwirken und eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland durchzusetzen.
„Ich finde es wichtig, die Menschen zu unterstützen, die unsere Freiheit verteidigen. Und dabei kann man nicht einfach darauf warten, dass von oben genug kommt. Man muss von unten Druck machen. Ich hoffe, es werden immer mehr Leute, die auf die Straße gehen“, sagt ein älterer Mann, der am Rand stehend beobachtet, wie Demonstrierende auf dem Platz die Fahnen schwenken.
Befreiungsaufrufe dröhnen durch die Lautsprecher. Die Menschen auf dem Platz stimmen immer wieder gemeinsame Parolen an. Der Iran sei ein so wunderschönes Land, schwärmt eine 63-Jährige, „mir tut es im Herzen weh, dass die Menschen dort so leiden müssen, deshalb will ich hier auch meinen kleinen Beitrag zum Protest leisten“.
Mit einer grün-weiß-roten Flagge ausgestattet stellt sich auch die 23-jährige Katharina Jankuhn sichtbar auf den Platz. „Ich bin hauptsächlich für die Frauen im Iran hier, weil ihre Menschenrechte mit Füßen getreten werden. In meine Physiotherapie-Praxis kommen viele Iranerinnen. Die habe ich gefragt, wie man am besten helfen kann und sie haben mir gesagt, es hilft nur auf die Straße zu gehen, Flagge zu zeigen und über Social Media den Protest zu teilen. Damit der Druck nicht weniger wird und aus den Demonstrationen kein Hype, sondern eine riesige Welle wird.“
Demonstration in Köln: Henriette Reker tritt ans Mikrofon
Bevor sich die Masse an Demonstrierenden vom Heumarkt über den Neumarkt Richtung Kölner Dom in Bewegung setzt, treten Oberbürgermeisterin Henriette Reker, der Kölner CDU-Parteivorsitzende Bernd Petelkau und der NRW-Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten Nathanael Liminski ans Mikrofon.
Liminski betont die Zusammenhänge des Protests: „Diejenigen, die sagen, das hat doch nichts miteinander zu tun, den sagen wir; die Feinde der Freiheit arbeiten zusammen. Das ist bekannt. In den letzten Stunden konnten wir verfolgen, dass Flugzeuglieferungen aus dem Iran in Moskau ankommen, um wahrscheinlich neues Drohnenmaterial zu liefern. Zwei Regime versuchen sich hier gegenseitig darin zu unterstützen, die Freiheit zu unterdrücken und das Völkerrecht zu verletzten. Das dürfen wir nicht zulassen. Sie haben die Landesregierung bei ihrem Freiheitskampf auf ihrer Seite.“
Neben der gemeinsamen Großdemonstration wurde zeitgleich mit einer Kundgebung auf dem Ebertplatz vom NRW-Kollektiv Jin Jyian Azadi auf die Situation im Iran aufmerksam gemacht und Solidarität mit den Protestierenden im Iran bekundet. „Jin, Jiyan, Azadi“ (kurdisch) – „Frau, Leben, Freiheit“, gehört zu den Parolen im Iran, mit denen Protestierende seit mehr als einem Monat auf die Straße gehen.
Auslöser der Proteste ist der Tod der 22-jährigen Kurdin Jîna Mahsa Amini. Sie war am 13. September auf den Straßen Teherans von der Sittenpolizei mit der Begründung festgenommenen worden, sie habe ihren Hijab nicht angemessen getragen. Kurz nach ihrer Festnahme starb die junge Frau in Polizeigewahrsam, ihr Tod löste landesweit sowie international Proteste aus.