Im Rahmen des Weihnachtsmarkts im Waldbad Dünnwald veranstaltet der Förderverein jährlich ein Eisschwimmen. Wir begleiten eine Erstteilnehmerin.
„Als würde sich alles zusammenkrampfen“230 Menschen gehen am 3. Advent in Dünnwald Eisschwimmen
Sonntagmittag. Draußen sind es 9 Grad Celsius. Im Waldbad Dünnwald ist Weihnachtsmarkt. Die meisten Besucherinnen und Besucher sind dick eingepackt. Am Schwimmbecken dagegen steht eine kleine Traube an Menschen im Bademantel, mit nackten Beinen, die heraus blitzen. Im sechs Grad kalten Wasser schwimmen sechs Menschen – bloß mit Badesachen und Nikolausmütze bekleidet. Eine lange Schlange an Menschen wartet noch darauf, ihre dicken Klamotten aus und Badesachen anzuziehen. Die Stimmung ist ausgelassen, familiär.
Köln-Dünnwald: 230 Menschen gehen Eisschwimmen – Lauterbach schaut zu
230 Menschen haben sich angemeldet, um an diesem dritten Advent Eisschwimmen zu gehen. Darunter sind einige erfahrene Leute. So zum Beispiel Andrea, Miriam und Claudia, die seit fünf Jahren zweimal die Woche am Fühlinger See oder in der Sieg trainieren.
Die fünfjährige Olivia wiederum ist keine regelmäßige Eisschwimmerin, aber sie ist zum vierten Mal mit ihrem Vater Thomas dabei. Während Karl Lauterbach, der zu Besuch in seinem Wahlkreis ist, vom Beckenrand zu schaut, geht der Vater, mit Olivia auf dem Arm ins Wasser, „dippt“ sie einmal rein. Sie lacht und kreischt laut. Die beiden haben sichtlich Spaß, wollen das noch mindestens 18 Jahre weiter machen.
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Andere Teilnehmende sind nicht so routiniert. Eine von ihnen ist Natalie Brach, die das gemeinsam mit Freundinnen zum ersten Mal macht. Die Mutter ihres Freundes habe die Idee gehabt, sich anzumelden. Die Männer, so erzählen sie, hätten alle gekniffen. Doch Natalie dachte sich „Klar, Eisschwimmen ist gar kein Problem“, erzählt sie. Nun steht sie jedoch mit Gänsehaut an dem Schwimmbecken. Sie sei aufgeregt und freut sich auch. „Ich würde gerne eine Bahn schwimmen“, sagt sie, „mal schauen, ob das klappt“.
Jede Person darf bis zu zwei Bahnen schwimmen, die meisten würden jedoch bloß einmal rein, eine kleine Runde drehen und schnell wieder raus, erzählt Sören Roth, Organisator und Geschäftsführer der Einrichtung, zu der auch ein Campingplatz und eine Minigolfanlage gehören. Es ist das vierte Mal, dass das das Freie Ortskartell Dünnwald und der Förderverein Dünnwalder Waldbad zu dem Event eingeladen hat.
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2021 sprangen rund 100 Leute in das kalte Wasser. Seitdem wuchs die Aktion stetig, teilt Roth mit. Neun Euro kostet die Anmeldung. „Wir mussten vor einem Monat schon die Anmeldungen schließen, weil es so einen Ansturm gab“, berichtet er.
Mehr Leute seien schier nicht möglich, denn sonst würden sie nicht vor Dunkelheit fertig werden. Vor Ort sind Taucherinnen und Taucher, die im und außerhalb des Wassers für Sicherheit sorgen. Damit sie immer den Überblick haben, dürfen nur sechs Personen gleichzeitig ins Wasser.
Natalie und ihre Freundinnen dürfen gemeinsam ins Becken. Kurz davor tanzt die Gruppe sich gemeinsam warm. „Ich denke gerade, dass wir Idioten sind“, witzelt Natalie, bevor sie die Stufen ins Wasser langsam hinuntergeht. Auf der letzten Stufe bleibt sie stehen, „Ei, ei, ei, das ist ganz schön kalt“, sagt sie, atmet durch, befeuchtet ihre Arme und fängt mit einem durch die Zähne gezogenen „Okay, let’s go“ an zu schwimmen. Währenddessen japst sie leicht und betont immer wieder, dass es schlimmer sei, als gedacht.
Beim Eisschwimmen zieht sich die Haut zusammen und Blutbahnen weiten sich
Eine komplette Bahn schafft sie nicht, aber sie ist eine knappe Minute im Wasser, bis sie zitternd und mit rotem Körper aus dem Wasser steigt. „Das tut richtig weh“, sagt sie danach aufgeregt, „es fühlt sich so an, als würde sich alles zusammenkrampfen. Und der Kreislauf!“. Tatsächlich verengen sich die Gefäße in der Haut im eisigen Wasser und die Blutbahnen im Körperinneren weiten sich, damit der Körper seine Kerntemperatur halten kann. Außerdem werden Adrenalin und andere Stresshormone freigesetzt.
Diese sorgen nun dafür, dass Natalie sich erfrischt und lebendig fühlt, obwohl ihr Körper sich komisch anfühle. „Es ist gleichzeitig kalt und warm“, sagt sie, „es ist als wäre meine Körperoberfläche eiskalt und innen ist es warm“. Dann plötzlich fühle es sich draußen ganz heiß an. Ein paar Minuten später, ist ihr nur noch kalt. In einer der drei Saunen kann sie sich aufwärmen, bevor sie in das heiße Badefass steigen kann.
„Es ist super wichtig, dass die Teilnehmenden nicht direkt in das heiße Wasser gehen“, erklärt Roth, „der Unterschied von sechs auf vierzig Grad würde die Haut zerfetzen“. Deshalb sollen der Körper und die Hautoberfläche zunächst in der Sauna aufgewärmt werden. Im Badefass fühlt sich Natalie dann wieder normal. Danach kann sie sich auf dem Weihnachtsmarkt ein Heißgetränk holen. Es sei sehr aufregend gewesen, aber noch einmal müsse das nicht sein, sagt sie lachend. „Obwohl, vielleicht nochmal in der Gruppe...“