Mülheim – Das Thema ließ die Emotionen hochkochen. Mehrere Anwohner der Stammheimer Egonstraße, deren Häuser die Stadt als Eigentümerin nach und nach abbrechen lässt, weil sie den Mindestabstand zur Stammheimer Kläranlage unterschreiten, waren in das Bezirksrathaus Mülheim gekommen, um ihrem Ärger Luft zu machen. „Wir waren vor dem Klärwerk da“, so eine Anwohnerin: „Wir haben ein Recht, da zu wohnen.“
Bezahlbarer Wohnraum für Köln – darum ging es in der Diskussionsrunde, zu der die SPD eingeladen hatte. Ein Thema, das kaum jemanden kalt ließ. „Die Egonstraße ist ein schönes Beispiel für ein Grundproblem, vor dem wir stehen“, so Jochen Ott, SPD-Landtagsabgeordneter und Hauptredner des Abends. Früher seien von vielen Industrieanlagen große Gesundheitsgefahren ausgegangen, dank moderner Technik sei das heute oft nicht mehr der Fall. Die heutigen Mindestabstandsflächen seien daher zu hinterfragen. Mülheims Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs will sich nun dafür einsetzen, dass es für die verbliebenen Bewohner der Siedlung Egonstraße eine endgültige Lösung gibt.
Angst vor Gentrifizierung in Köln-Mülheim
Bezahlbarer Wohnraum ist natürlich auch an anderer Stelle im Bezirk Mülheim in Gefahr. „Bei Neuvermietungen gibt es kaum noch eine Wohnung unter elf Euro pro Quadratmeter“, so eine weitere Besucherin der Diskussionsrunde: „So funktioniert hier die Gentrifizierung.“ Sie befürchte, dass etwa im Mülheimer Süden, wo derzeit ein neues Stadtquartier entsteht, demnächst ähnliche Preise wie in den teuren linksrheinischen Vierteln aufgerufen würden.
Mehr geförderter Wohnungsbau lautet dazu eine Antwort der SPD. Das „Kooperative Baulandmodell“ der Stadt, das Investoren größerer Bauvorhaben verpflichtet, 30 Prozent der Wohnungen im öffentlich geförderten Segment zu errichten, reiche nicht aus. „Wir werden in den nächsten Jahren dazu übergehen müssen, 50 Prozent zu erreichen“, so Jochen Ott. Damit sich dies für die Investoren rechne, müsse die Stadt ihre Grundstücke aber günstiger abgeben als bisher. Dazu erschwerten bürokratische Hürden den Wohnungsbau. In der Bauverwaltung gebe es zu wenig und oft überfordertes Personal, so Ott: „Das ist schlecht für kleine und große Bauvorhaben.“
In Sachen Mietpreise drohten Stadtteile wie Mülheim und Kalk eine ähnliche Entwicklung zu nehmen wie Ehrenfeld und Nippes, so der Landtagsabgeordnete. „Wir müssen aufpassen, dass es nicht ganz pervers wird.“ Etwa so wie im Agnesviertel, wo derzeit eine Wohnung für 23 Euro pro Quadratmeter angeboten werde.