Endlich stehen zwei Toiletten auf dem Wiener Platz. Doch weil Lücken in den Türen Einblick ins Innere gewähren, ist der Ärger groß.
„Griff ins Klo“Neue Toiletten auf dem Wiener Platz bieten kaum Privatsphäre

An beiden Türen der neuen Toiletten auf dem Wiener Platz hat man oben und unten etwa 30 Zentimeter große Öffnungen belassen.
Copyright: Arton Krasniqi
Fast drei Jahre hat es gedauert, nun steht die lang ersehnte Toiletten-Anlage endlich auf dem Wiener Platz in Mülheim. Schon im Juni 2022 hatte die Bezirksvertretung nach langer öffentlicher Diskussion dem Toiletten-Vorschlag der Stadtverwaltung einstimmig zugestimmt.
Grund dafür war, dass viele Menschen ihre Notdurft in den benachbarten Parks oder an schwer einsehbaren Orten verrichteten. Insbesondere traf das auf die Trinker- und Drogenszene zu, die sich nach wie vor auf dem Platz aufhält.
Mülheimer Bezirksbürgermeister sieht Verbesserungsbedarf
Doch kaum sind die Klos da, gibt es Ärger. Denn: An beiden Türen der Toiletten hat man oben und unten etwa 30 Zentimeter große Öffnungen belassen. Das heißt: Wer am Wiener Platz auf Toilette geht, muss befürchten, beobachtet zu werden.
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Linda Rennings, Initiatorin des Vereins „Heimatlos in Köln“, sagte dem „Express“: „Wie kann man es wagen, den vor allem wohnungslosen Nutzern jede Intimsphäre zu rauben? Sind das denn für die Stadt Menschen zweiter Klasse, denen man ruhig beim Klogang zugucken kann? Diese Türen gehören umgehend ausgetauscht.“ Und auch der Streetworker Franco Clemens, der sich zuvor unter anderem mit einem Klo-Sitz-Streik für die Toiletten engagiert hatte, zeigt sich gegenüber „Express“ von der Umsetzung entsetzt.

Der Mülheimer Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs hat Verständnis für die Kritik: „Man muss schon sagen: Das war ein Griff ins Klo.“
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Der Mülheimer Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs hat Verständnis für die Kritik: „Man muss schon sagen: Das war ein Griff ins Klo.“ Lange habe er sich gemeinsam mit der Bezirksvertretung für eine Toiletten-Anlage auf dem Wiener Platz eingesetzt. Doch den richtigen Standort zu finden und eine Baugenehmigung zu bekommen, habe deutlich länger gedauert als geplant. In der Zwischenzeit half Helmut Zoch, der Inhaber des Biergartens, mit seinem Toiletten-Container aus. „Doch das konnte kein Dauerzustand sein, denn die Kosten waren erheblich“, sagte Zoch dem „Express“.
Nicht das einzige Klo mit Lücken in Köln
„Deswegen ist die Toiletten-Anlage für uns ein großer Gewinn. Doch die Schlitze müssen überdeckt werden. Niemand muss sehen, welche Farbe meine Unterhose hat, wenn ich dort die Toilette benutze“, sagt Fuchs. Der Standort sei besonders ungünstig, weil Menschen aus dem gegenüberliegenden Gebäude direkten Blick in die Toilettenkabine haben.
Dass die geplanten Toiletten mit Öffnungen an den Türen ausgestattet sind, sei weder ihm, noch jemand anderes aus der Bezirksvertretung aufgefallen, als der Antrag der Stadtverwaltung beschlossen wurde. „Auch den jetzigen Kritikern nicht, die teilweise die Planungen als Mitglieder des Arbeitskreises Wiener Platz kennen mussten.“
Die großzügigen Lücken in den Toilettentüren sollen offenbar verhindern, dass sich Obdachlose oder Personen aus der örtlichen Trinker- und Drogenszene dauerhaft in den Toiletten aufhalten. „Die oben und unten offen gestaltete Tür und eine automatische Entriegelung nach 15 Minuten laden nicht zum Verweilen und Nächtigen ein“, antwortet die Stadtverwaltung auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger.“
Eine weitere Toilette dieser Art wurde vor einigen Wochen auch schon am Porzer Marktplatz in Betrieb genommen. Und weitere Toiletten sollen im Laufe des Jahres auch in der Innenstadt installiert werden. „Mögliche Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre angesichts der oben und unten offenen Türen konnten nach vorherigen Erfahrungen aus anderen Städten nicht bestätigt werden.“
Es sei allerdings möglich, die Lücken zu verkleinern, indem die Tür mit einem teiltransparenten Material gefüllt wird. Da die Toilette erst seit weniger als einem Monat in Betrieb ist, möchte die Stadt zunächst Erfahrungen im Umgang mit der Toilette sammeln. Eine kurzfristige Veränderung sei derzeit nicht vorgesehen. „Stadt und die AWB werden den Standort engmaschig beobachten, evaluieren und gegebenenfalls nötige Anpassungen prüfen“, so eine Sprecherin der Stadt.