Die Schwerpunktkontrolle der Polizei in Mülheim war Teil eines Aktionstages gegen Messergewalt.
Kontrollen in KölnPolizei stellt Klappmesser auf dem Wiener Platz sicher
Seine Ansprache war eigentlich recht deutlich – so jedenfalls erinnert sich Polizeieinsatzleiter Ralf Oetinger an das Gespräch am Montag mit einem Mann, der heroinsüchtig ist und Stammgast auf dem Wiener Platz. Er habe dem Drogenabhängigen ausführlich erläutert, warum auf der Platzfläche seit Juni ein Waffenverbot herrscht. Und dass die Polizei dort jederzeit und ohne Anlass jeden durchsuchen und gefährliche Gegenstände sicherstellen darf, erzählt Oetinger tags darauf.
Aber irgendwie scheint die Botschaft nicht angekommen zu sein. Als am Dienstagnachmittag Bereitschaftspolizisten für eine Schwerpunktkontrolle auf dem Wiener Platz ausschwärmen, kontrollieren sie auch den Heroinsüchtigen, der mit einem Kumpel auf den Treppenstufen sitzt. Er hat ein Opinel bei sich, ein französisches Klappmesser. Die Polizisten behalten es ein, den Mann erwartet jetzt eine Geldbuße. Er nimmt das äußerlich gelassen zur Kenntnis.
Drei Waffenverbotszonen in Köln
Anders als an den beiden schon länger bestehenden Verbotszonen auf der Zülpicher Straße und entlang der Ringe gilt das Waffenverbot auf dem Wiener Platz nicht nur abends an den Wochenenden, sondern zeitlich unbeschränkt. Wer dort Gegenstände wie Schusswaffen, Reizstoffsprühgeräte oder Messer mit Klingen ab vier Zentimeter Länge dabei hat, riskiert eine Geldbuße bis zu 10.000 Euro.
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Hintergrund ist die in Mülheim und speziell auf dem Wiener Platz laut Polizei stark steigende Kriminalität. Zwar ist der Platz schon seit Jahren ein Brennpunkt, die Polizeiinspektion Mülheim verzeichnete aber im vergangenen Jahr mit 15 Prozent den stadtweit höchsten Kriminalitätsanstieg. Besonders auffällig sind die Zuwächse bei Raub (plus 31 Prozent), Diebstahl (plus 21 Prozent) und Rauschgiftdelikten (plus 19 Prozent).
Im Bereich des Wiener Platzes habe man in den vergangenen Jahren vermehrt Übergriffe von bewaffneten Tätern festgestellt, sagte Polizeipräsident Johannes Hermanns.
Doch Maßnahmen wie das Waffenverbot, die Videobeobachtung der Polizei, die tägliche Präsenz der Beamtinnen und Beamten und Schwerpunktaktionen wie am Dienstag scheinen den Trend gestoppt und sogar umgekehrt zu haben: Seit August voriges Jahr bis heute sei die Straßenkriminalität auf dem Wiener Platz um 60 Prozent gesunken, sagt Inspektionsleiter Stefan Bauerkamp.
Allein in der vergangenen drei Monaten hat die Polizei auf der Platzfläche und in der U-Bahn 1200 Personen kontrolliert, 27 gefährliche Gegenstände - vor allem Messer - sichergestellt, 219 Platzverweise ausgesprochen, 19 Menschen vorübergehend in Gewahrsam genommen und acht festgenommen. Ziel sei es, dass der Wiener Platz künftig kein Brennpunkt mehr sei, sagt Bauerkamp. „Aber so weit sind wir noch nicht.“
Insgesamt gab es im vergangenen Jahr nach Angaben der Kölner Polizei im gesamten Stadtgebiet plus Leverkusen 344 Messerdelikte im öffentlichen Raum. 2022 waren es noch 258, das bedeutet einen Anstieg um 33 Prozent. Um die Messergewalt einzudämmen, hat NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) kürzlich einen Zehn-Punkte-Plan präsentiert: Schwerpunktkontrollen und Aktionstage wie am Dienstag in Köln-Mülheim sind ein Teil davon.