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„Stadt macht sich erpressbar“Kölner Architekten kritisieren geplantes Investorenverfahren für Otto-Langen-Quartier

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Das Otto-Langen-Quartier im Mülheimer Süden.

Das Otto-Langen-Quartier im Mülheimer Süden

Ein Direkterwerb des ehemaligen Industrieareals vom Land NRW war gescheitert. Die Architekten kritisieren das Vorgehen von Politik und Verwaltung.

Der Kölner Ableger des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) fordert die Stadt dazu auf, die Teile des Otto-und-Langen-Quartiers, die dem Land NRW gehören, direkt zu kaufen. Das schreibt der Vorstandsvorsitzende Erich Pössl in einem offenen Brief des BDAs an Oberbürgermeisterin Henriette Reker und die Mitglieder des Kölner Stadtrats.

Der BDA fordere den Rat der Stadt Köln auf, „den Direkterwerb der Grundstücksflächen des Otto-Langen-Quartiers weiterzuverfolgen und die Verwaltung entsprechend anzuweisen“, heißt es in dem Schreiben.

Direkterwerb vom Land NRW ist gescheitert

Hintergrund ist, dass der Stadtentwicklungsausschuss im Juni beschlossen hat, das von der Verwaltung und Baudezernent Markus Greitemann vorgeschlagene Investorenverfahren für das ehemalige Industrieareal wieder voranzutreiben. Eigentlich hatte der Stadtentwicklungsausschuss Anfang des Jahres einstimmig beschlossen, einen Direkterwerb durch die Stadt Köln anzustreben.

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Marc Leßle und Anja Kolacek wollen mit dem Deutzer Zentralwerk der schönen Künste wieder im Otto-Langen-Quartier einziehen.

Marc Leßle und Anja Kolacek wollen mit dem Deutzer Zentralwerk der schönen Künste wieder im Otto-Langen-Quartier einziehen.

Die strittigen Grundstücksteile gehören der landeseigenen Entwicklungsgesellschaft NRW.Urban. Der Stadt Köln gehört seit 2021 bereits der vordere Teil des Geländes, auf dem sich die ehemalige Hauptverwaltung von Klöckner-Humboldt-Deutz befindet. Die Stadt zahlte dafür 21 Millionen Euro. Dort soll künftig die Initiative Raum 13 wieder das „Deutzer Zentralwerk der schönen Künste“ betreiben können, der Mietvertrag soll im Liegenschaftsausschuss Anfang September final beschlossen werden.

Kölner Architekten wollen altes Industrieareal in Stadtbesitz sehen

Auf dem alten Industrieareal, auf dem der Otto-Motor erfunden wurde, sollen unter anderem Wohnungen und Gewerbe entstehen. Die Stadtratsmitglieder hatten wegen einer Neuerung im NRW-Haushaltsgesetz gehofft, dass die Stadt das Gelände über einen Direkterwerb kaufen könnte, wenn „kommunale Zwecke oder die Errichtung von öffentlich gefördertem Wohnraum“ vorgesehen sind. NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach erteilte dem allerdings eine Absage, da das Konzept für das Otto-Langen-Quartier eben auch gewerbliche Nutzungen vorsieht. Nun wird ein Investor für das Gelände gesucht. Der BDA bemängelt, dass sich der Schriftwechsel zwischen Greitemann und Scharrenbach nicht so lese, „als wäre er vom Willen getragen, hier die beste Lösung im Sinne einer gemeinwohlorientierten Entwicklung zu finden“, so die Architekten.

„Die Vergabe an einen einzigen Großinvestor setzt alles auf eine Karte“, schreibt der BDA. „Die Stadt macht sich so erpressbar und läuft große Gefahr, in der Umsetzung weitere Qualitätsabstriche akzeptieren zu müssen, mit denen sich der Investor seinen Kaufpreisvorsprung zurückholt.“ Angesichts der Wohnraumknappheit und dem hohen Bedarf an Flächen für kommunale Aufgaben und der Bedeutung von Kunst und Kultur als Motor der Stadtentwicklung sei die „beschlossene Privatisierung verfehlt und gestrig“. Die Politik solle die Entwicklung des Otto-Langen-Quartiers nun so konzipieren, dass ein Direkterwerb doch noch möglich wird.