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Gegen den FachkräftemangelNeues Bildungszentrum für Pflege in Köln bietet mehr Ausbildungsplätze

Lesezeit 3 Minuten
Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (Mitte) lässt sich das neue Ausbildungszentrum für Pflege-Azubis in Köln zeigen.

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (Mitte) lässt sich das neue Ausbildungszentrum für Pflege-Azubis in Köln zeigen.

Die Schule neben dem St. Elisabeth-Krankenhaus bietet 252 Plätze für Pflege-Azubis. Bis 2030 könnten dennoch 3000 Fachkräfte in Köln fehlen.

Das Caritas-Bildungszentrum für Pflege ist Freitag in einen Neubau umgezogen. Die Vergrößerung der Schule soll dem Fachkräftemangel in Köln entgegen wirken: Statt der vorherigen 75 bietet sie jetzt 252 Ausbildungsplätze. Der Mangel bleibt dennoch groß. 3000 Alten- und Pflegekräfte fehlen in Köln bis 2030 in der ambulanten und stationären Behandlung, sagt Caritas-Vorstandsmitglied Carmen Witte-Yüksel. Aktuell fehlen in NRW 9000 Pflegekräfte. „Das wird noch mehr“. Das Problem: Nicht nur nimmt die Zahl der Pflegebedürftigen zu, auch gehen die Pflegekräfte, vielfach älter als 50, in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Neben Fachkräften fehlen auch Pflegeplätze, laut Caritas aktuell 1000 bis 1200 in der Stadt.

Das Bildungszentrum unterstützt explizit Auszubildende, die noch nicht fließend Deutsch sprechen. „Förderangebote für die Sprache und auch Lerninhalte haben eine viel stärkere Relevanz als vor 20 Jahren“, sagt Witte-Yüksel. Das könne zusätzlich Fachkräfte überzeugen.

Neben der Caritas und den Deutschordens-Altenzentren Konrad Adenauer ist das benachbarte St. Elisabeth-Krankenhaus dritter Träger. Bisher seinen 70 Prozent der ausgebildeten Fachkräfte von den Kölner Trägern übernommen worden, sagte St.-Elisabeth-Geschäftsführer Frank Dünnwald. Vom Rest kehrten nach wenigen Jahren viele zurück in ihre Ausbildungsstadt, sagte er. „Wir müssen investieren, das ist sonst kein Stillstand, sondern ein Rückschritt“, sagte Dünnwald. „Wir können uns nicht beklagen, sondern müssen etwas tun.“ 30 Pflegestellen seien zurzeit in St. Elisabeth nicht besetzt.

Fachkräftemangel wird sich verschärfen

Die Engpassanalyse der Agentur für Arbeit zeigt, dass in NRW eine ausgeschriebene Stelle für Pflegefachkräfte im Durchschnitt 138 Tage vakant ist. Auch die Pflegemodellrechnung des Statistischen Landesamts NRW prognostiziert bis 2050 einen deutlichen Anstieg der Menschen, die ambulante und stationäre Pflege bedürfen. In Köln soll demnach die jeweils um die Hälfte mehr Menschen beide Pflegearten in Anspruch nehmen müssen als es 2021 der Fall war, das Jahr, aus dem die jüngsten Zahlen des Landes stammen.

Bundesweit steigt die Zahl der Bedürftigen von ambulanter und stationärer Pflege laut statistischem Bundesamt von aktuell 1,9 Millionen bis 2050 auf 2,8 Millionen Menschen. Demnach steigt der Bedarf an Pflegekräften in Deutschland in den kommenden 25 Jahren im Schnitt bei allen Einrichtungsarten um ein Drittel, bei ambulanter Betreuung sogar um zwei Drittel.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann sagte bei der Eröffnung des fast 14 Millionen teuren Neubaus in Köln: „Es gibt in NRW keinen Ausbildungsberuf, der so viele Leute anzieht.“ Vergangenes Jahr seien 15.600 Ausbildungsplätze besetzt worden. Zum Vergleich nannte er die Zahl 33.000 begonnener Ausbildungen in allen Handwerksberufen zusammen. Mit der staatlichen Finanzierung der Ausbildung habe Deutschland anerkannt, dass die Pflege ein ganz wichtiger Bestandteil seiner Infrastruktur sei. „Das Image der Pflege ist besser als es in der Öffentlichkeit aussieht“, sagte Laumann. Er fokussierte sich auf das Berufsbild und die Ausbildung; den Fachkräftemangel – oder wie Dünnwald es vorsichtig formulierte: „Wir haben Sorgenfalten in diesem Krankenhaus“ – thematisierte er am Freitag nicht.

NRW-Gesundheitsminister Laumann verteidigt Image des Pflegeberufs

Der Minister sprach sich gegen die starke staatliche Kontrolle der Pflegeberufe aus, etwa durch Festlegung der Lerninhalte durch die noch junge und nicht unumstrittene Pflegekammer in NRW. „Die Trägervielfalt macht unser Sozialsystem bunter und das macht eine Gesellschaft attraktiver“, sagte Laumann zu der Kooperation für das Bildungszentrum.

Weil das Eckgrundstück in der Werthmannstraße neben der bestehenden Klinik recht klein ist, ragt das schmale Gebäude nach einer Bauzeit von zwei Jahren fünf Stockwerke in die Höhe. Ausgestattet mit Bibliothek, Pausenraum mit Terrasse, Unterrichts- und Praxisräumen, ist das „Skillslab“ ein Grund, wieso die Schule die modernste in Köln für ihr Gebiet sein soll. An Puppen, die Atmung, Puls und sogar Unbehagen und Ablehnung simulieren, üben die Azubis die Praxis.