Der Kölner Billotin ist Newcomer: In seinen neuen Songs geht es um Angst, Freundschaft Plus und andere seelische Einblicke.
Kölner Newcomer BillotinMusiker spricht ehrlich über Angststörung und Freundschaft Plus
Handgemacht, jung und poppig, bisweilen heiter-melancholisch: So kann man Billotins Musik beschreiben. Der Newcomer aus Köln, der in der Hauptstadt derzeit seinen Lebensmittelpunkt hat, wagt sich mit ehrlichen Texten, die nie ins Banale-Gefühlsduselige abdriften, und auffälligen Gitarrenriffs auf den Musikmarkt. Und ist zufrieden mit sich. Kürzlich ist seine EP „Extroinvertiert“ mit sechs Songs erschienen.
„Emotional war das schon sehr aufregend – von der Entstehung bis Veröffentlichung sind anderthalb Jahre vergangen. Ich freue mich jetzt einfach, Musik zu veröffentlichen. Fühlt sich toll an, dass man zu sich gestanden hat und dass sie nicht in der Schublade gelandet ist“, verrät Billotin im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Billotin über Angststörungen und Panik
Der 26-Jährige firmiert mit seinem Familiennamen: bürgerlich heißt der Musiker René Billotin. „Jetzt stehe ich mit meinem Gesicht da und verbuche das als gutes Gefühl.“ Auch möchte er sich nicht etwa hinter der englischen Sprache verbergen. So soll das Publikum einen authentischen Einblick in das Leben des Sängers und Gitarristen erhalten. Die Lieder seien teilweise in einer Zeit entstanden, in der er sich mental nicht gut gefühlt habe, so Billotin.
Alles zum Thema Domplatte
- Großeinsatz Polizei sperrte Zugang zum Kölner Dom – Verdächtiger Gegenstand auf Domplatte gefunden
- Beschluss vom Stadtrat Straßenmalerei am Kölner Dom bald verboten
- Straßenmaler, Musiker, Pascha-Kauf Das hat der Kölner Rat abseits der Haushalts-Diskussion entschieden
- Neue Stadtordnung Stadt will Flaggenmaler von Domplatte drängen – Farbe gelangt in den Dom
- Workshop in Hennef Der lange Weg zum eigenen Dokumentarfilm
- Abschiedsspiel Lukas Podolski Polnische Hooligans hielten FC-Mitarbeiter Messer an den Hals
- Kölner zeigen Solidarität mit Israel Verein „Klare Kante“ stellt 101 leere Stühle auf Roncalliplatz auf
Es war die Corona-Pandemie. Billotin war nach Abschluss seines Musikstudiums an der Popakademie Mannheim zum Praktikum nach Hamburg gezogen. Alles hatte geschlossen. Dann zog es ihn nach Berlin, kreativer Tummel und Anziehungspunkt, wo viele Freunde und Weggefährten aus dem Studium waren.
Die Themen Angststörung und Panikattacken, die ihn zu jener Zeit beschäftigten, verarbeitet er in seiner aktuellen Musik. Da wäre der Song „Angst“: „Dachte, wäre ausgezogen ohne meine Ängste im Gepäck / (…) Warum holst du mich genau jetzt ein“. Durch die Enttaubisierung seiner eigenen psychischen Probleme hat Billotin festgestellt, dass es vielen so geht. „Neulich hat jemand zu einem Video von mir über Panikattacken auf TikTok gesagt: Schön, endlich ein Song, der meine Gefühlswelt wiedergibt. Dafür hat sich für mich schon alles gelohnt: Wenn man jemandem für einen Moment das Gefühl von Zugehörigkeit geben kann.“
Billotin: Song „Nackt“ stellvertretend für Gen Z?
Ein Phänomen, das seine als „Gen Z“ umschriebene Generation betrifft, beschreibt der Song „Nackt“. „Wär' so gerne Freunde / Warum liege ich jetzt nackt neben dir?“. Zwei Menschen fühlen sich körperlich zueinander hingezogen, doch für eine Beziehung reicht es nicht. Man nennt es Freundschaft Plus. Das ist nicht unbedingt im Sinne der Betroffenen.
Doch passiert das Mittzwanzigern scheinbar so oft? „Mir fällt es stark auf, dass 22- bis 26-Jährige in der richtigen Erwachsenwerdenzeit stecken. Diese Zeit ist anstrengend, weil man sich fragt: Bin ich da, wo ich sein will? Es ist die Zeit, in der man sich von seinen Eltern löst.“
In Billotins Fall heißt das vom Elternhaus in Köln-Porz, wo der Musiker aufgewachsen ist. Jetzt erstmal Arbeiten und Musikmachen in Berlin. Und irgendwann soll es wieder zurück an den Rhein gehen. „Was mich kickt ist der Anblick des Doms, von der Brücke aus. Wenn ich zurückkomme, trinke ich als Erstes ein Kölsch auf der Domplatte. Auch im Karneval merke ich, dass dieses Beisammensein und dieser Spirit tief in mir sitzen.“