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Kanalbau unter dem RheinNiehler Damm muss für zwei Jahre voll gesperrt werden

Lesezeit 4 Minuten

Ausschnitt eines Düker-Rohrs, wie es unter dem Rhein verbaut wird.

  1. Von 2021 an werden die Stadtentwässerungs-Betriebe ihren unter dem Rhein hindurch führenden Abwasser-Düker erneuern.
  2. Die Grundschule Halfengasse muss während der Bauzeit umziehen.
  3. Durch die unterbrochene Verbindung wird es in Alt-Niehl de facto keinen Durchgangsverkehr mehr geben.

Köln-Niehl – Die Generalsanierung des Niehler Damms ist gerade geschafft, da zieht am Horizont das nächste Groß-Bauprojekt in Alt-Niehl auf: Von 2021 an werden die Stadtentwässerungs-Betriebe (Steb) ihren unter dem Rhein hindurch führenden Abwasser-Düker erneuern. Damit verbunden ist abschnittsweise eine Vollsperrung des Niehler Damms – und auch die Gemeinschafts-Grundschule (GGS) Halfengasse muss während der Bauzeit umziehen.

Auf einem Informationsabend für Bürger im Pfarrheim St. Katharina stellten Steb-Vorstand Otto Schaaf und Projektleiter Christian Heinze rund 80 Bürgern das Projekt und seine Auswirkungen vor.

Was ist genau geplant? Von ihrem Düker-Oberhauptbauwerk am Niehler Damm, neben der GGS Halfengasse und unweit der Kirche Alt St. Katharina, wollen die Steb zwei neue Abwasser-Rohre unter dem Rhein hindurch verlegen. Sie münden im Klärwerk Stammheim, wo 83 Prozent des Kölner Abwassers landen.

6000 Liter Wasser pro Sekunde

Die beiden Leitungen mit 2,8 und zwei Metern Innendurchmesser, die bis zu 6000 Liter pro Sekunde transportieren, ersetzen die alte Leitung von 1929. Hierfür investieren die Steb rund 60 Millionen Euro. Der Rohbau soll von 2021 bis 2023 laufen; der neue Düker 2025 in Betrieb gehen.

Die Leitung muss nicht „von Hand“ gegraben werden, sondern die Rohre werden im sogenannten „Pipe-Jacking“-Rohrvortrieb verlegt – 15 bis 25 Meter unterhalb des Flussbetts. „Wir werden gleichzeitig in Niehl und Stammheim bauen“, erläuterte Heinze. Rechtsrheinisch befinden sich am Ufer jedoch nur Felder und Wiesen; dort sind keine Anwohner betroffen. Wieso wird der Neubau nötig?

Die 90 Jahre alte Vorgänger-Leitung weist gravierende Nachteile auf. Zum einen ist sie zu klein dimensioniert. „Der Düker stößt aufgrund des Kölner Wachstums an seine Grenzen“, erläuterte Heinze. Als er gebaut wurde, zählte Köln 733 000 Einwohner; heute sind es 50 Prozent mehr, mit immer noch steigender Tendenz.

Mit zunehmendem Alter steige das Bruch- und Leckage-Risiko; durch seine Lage nur knapp unterhalb des Flussbetts gebe es eine Gefahr durch Notankerungen havarierter Schiffe. Eine Beschädigung hätte fatale Folgen für Rhein- und Grundwasser. Ferner sei er derzeit nicht insgesamt zu reinigen und nur per Tauchgang zu begutachten; zudem fehlt eine hydraulische Steuer- und Regelmöglichkeit.

Wie wirkt sich die Baustelle auf den Verkehr aus? Für die Verlegung des Anfangsstücks muss der nördliche Niehler Damm zwischen 2021 und 2023 vom Sebastianstraßen-Kreisel bis zur Einmündung Merkenicher Straße voll gesperrt werden. Der Kreisel selbst bleibt jedoch befahrbar. „Das genaue Verkehrskonzept wird bis Baubeginn noch mit der Stadt erarbeitet“, erläuterte Schaaf.

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Ein Nebeneffekt für den Ort: Durch die unterbrochene Verbindung zur Bremerhavener Straße sowie dem Industriegebiet mit Ford wird es in Alt-Niehl de facto keinen Durchgangsverkehr mehr geben. „Der sich stark vermindernde Verkehr im Ort ist ein großer Vorteil für uns“, merkte Bernd Valjeur, Vorsitzender des Niehler Bürgervereins, an.

Warum muss die GGS Halfengasse umziehen? Weil die Grundschule direkt neben dem Düker-Oberhauptbauwerk liegt, wäre sie extrem von Baulärm betroffen, wodurch ein Lernen und Unterrichten kaum mehr möglich wäre. „Selbst Schallschutzwände würden nicht ausreichen“, so Heinze.

Deshalb zieht sie ins Container-Interim auf der Grünfläche Ecke Niehler Damm/Merkenicher Straße/Bremerhavener Straße, rund 400 Meter vom Schulhaus entfernt. „Gleichzeitig wird das Altgebäude der Schule während des Umzugs saniert“, kündigte Heinze an. „Die Schule zeigte großes Verständnis für den Umzug und Freude über die Sanierung.“ Auf der Ausweichfläche ließen sich Fällungen nicht vermeiden, man wolle aber möglichst viele Bäume in einen „naturnahen“ Schulhof einbinden.

Nachbarn sind verständnisvoll

Welche Auswirkungen gibt es sonst? Die Haltestelle „Niehler Damm“ der KVB-Buslinie 147, genau im gesperrten Abschnitt, muss aufgehoben und der Fahrtweg geändert werden. Auch ein Teil von Alt-Niehl wird Lärm und Vibrationen spüren: Die ungefähre Westgrenze der möglichen Belastungen bildet laut der Steb die Merkenicher Straße, in ihrem Abschnitt ab dem „Bunneplätzche“.

Man werde Schallschutzwände setzen und mit möglichst leisen Maschinen arbeiten; zwischen 20 und 7 Uhr ruhen die Arbeiten. Für Anlieger gebe es vorsorglich ein Beweis-Sicherungsverfahren. An der Rheinufer-Promenade müssen zudem einige Bäume gefällt werden. Es soll aber Ausgleichs- und Zusatzpflanzungen geben, möglichst am Niehler Damm.

Wie reagierten die Bürger? Sachlich und verständnisvoll; zudem wiesen sie auf mögliche Gefahren hin. „Wir haben entlang der Merkenicher Straße sehr schmale Bürgersteige, stellenweise nur 30 Zentimeter breit. Das wäre für einen Schüler mit Ranzen schon zu eng“, so eine Anwohnerin. Die Steb sicherten zu, den Schulweg zum Interims-Areal genau zu prüfen. Eine weitere Anwohnerin wies auf ein zu erwartendes stärkeres illegales Befahren der KVB-Privatstraße zwischen Merkenicher Straße und Flittarder Weg hin.

Ein weiterer Bürger fragte nach, ob die Kostenschätzung über 60 Millionen Euro belastbar sei, und wie sich das Bauprojekt auf die Abwassergebühren auswirke. „Die größte Unsicherheit ist die Preisentwicklung bis 2021, aber ansonsten haben wir gute Erfahrungswerte bei der Planung“, so Schaaf. Da der Düker über 72 Jahre abgeschrieben werde, gebe es keine größeren Effekte auf die Gebühren.

Für Fragen rund um das Bauvorhaben stehen die Steb per Service-Telefon 221-268 68 sowie E-Mail zur Verfügung. Auch eine Web-Präsenz zum Projekt ist geschaltet.