Köln – Deutschland setzt auf immer auf Dialog und – uneingeschränkt – auf Diplomatie. Schöne Worte, gewiss. Doch Norbert Röttgen, der profilierteste Außenpolitiker der CDU, hält sie im Rückblick auf den bisherigen Umgang Deutschlands mit Russland und mit Präsident Wladimir Putin für Banalitäten und Binsenweisheiten.
„Es braucht mehr als nur die Betonung unserer Dialogbereitschaft, wenn die Politik der anderen Seite in fortgesetzter Aggression besteht“, schreibt Röttgen in seinem jüngsten Buch „Nie wieder hilflos!“, einem „Manifest in Zeiten des Krieges“, wie es so programmatisch wie ambitioniert im Untertitel des „Spiegel“-Bestsellers heißt.
Außenpolitiker mit Mut zur eigenen Meinung
Man kann und muss Röttgens Schrift auch als eine Abrechnung mit Fehlern und Versäumnissen der von Angela Merkel geführten Bundesregierungen lesen, in denen der Außenminister jeweils von der SPD oder der FDP gestellt wurde.
Von 2014 bis 2020 war Röttgen als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag so etwas wie das parlamentarische Pendant zum Auswärtigen Amt. In dieser Funktion leistete er sich – auch öffentlich – eine eigene Meinung, die sich jetzt auch in seiner analytischen Zusammenschau einer Kaskade aufeinander folgender Krisen wiederfindet.
Der 57-Jährige, der als strategischer Kopf gilt und sich wohl auch selbst so versteht, empfiehlt der deutschen Außenpolitik den Wechsel von der bloßen Reaktion zur Eigeninitiative und eine permanente Krisenvorschau. Vor allem seine eigene Generation, die „Baby-Boomer“, sieht er in der Pflicht.
Wie der zweimalige Anwärter auf den Parteivorsitz die aktuelle Lage im Ukraine-Krieg und den Gas-Konflikt mit Russland beurteilt und was er von der amtierenden Außenministerin Annalena Baerbock hält, darüber spricht er mit DuMont-Chefkorrespondent Joachim Frank am Mittwoch, 13. Juli, im Rahmen einer Lesung in der Mayerschen Buchhandlung am Kölner Neumarkt.