Zu den Besuchern zählten CDU-Politiker Nathanael Liminski, NRW-Ministerin Ina Scharrenbach und Oberbürgermeisterin Henriette Reker.
Totenmesse im Kölner Dom „Kirchenvater des 20. Jahrhunderts“ – Kardinal Woelki würdigt Benedikt XVI.
Als „einen der bedeutendsten Theologen, ja vielleicht sogar den Kirchenvater des 20. Jahrhunderts“ hat Kardinal Rainer Woelki am Samstag den emeritierten Papst Benedikt XVI. gewürdigt. „Er hat uns zu unseren Lebzeiten manchen wertvollen Dienst erwiesen, und dafür dürfen wir ihm von ganzem Herzen dankbar sein“, sagte der Kölner Erzbischof beim Pontifikalrequiem für das am Silvestertag gestorbene ehemalige Oberhaupt der katholischen Kirche.
Zu den Besuchern im gut gefüllten Dom zählten Nathanael Liminski, Chef der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei, NRW-Ministerin Ina Scharrenbach und Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Zu Beginn der Totenmesse sprach Woelki die Verbindungen Joseph Ratingers, der als Papst den Namen Benedikt trug, zum Erzbistum Köln an.
Kardinal Woelki würdigt Benedikts Verbindungen nach Köln
Er habe einige Jahre an der Universität Bonn gelehrt, als theologischer Berater Kardinal Josef Frings zum Zweiten Vatikanischen Konzil begleitet, sei mit den Kardinälen Joseph Höffner und Joachim Meisner ebenso befreundet gewesen wie mit dem emeritierten Weihbischof Klaus Dick, der am Requiem teilnahm, und beim Weltjugendtag 2005 in Köln habe er die „Herzen der Jugendlichen“ gewonnen.
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Kritische Worte fand Woelki dazu, dass sich in den vergangenen Tagen „mancher berufen“ gesehen habe, „das Pontifikat Benedikts theologisch, vor allem aber kirchenpolitisch einzuordnen beziehungsweise zu beurteilen. Nicht wenige folgten dabei den heute gängigen Mustern weltlicher und kirchlicher Kritik vor dem Hintergrund ihrer persönlichen Sicht auf das, was die Kirche ist oder wie sie sein sollte oder ihrer Ansicht nach zu sein hätte.“
Kardinal Woelki: „Neu zu lernen, auf Christus zu schauen, hat Benedikt in den Mittelpunkt gestellt“
Vernachlässigt werde dabei die entscheidende Frage des auferstandenen Christus an den Apostel Simon Petrus, den er zum „Hirten seiner Kirche“ bestellt habe, die Frage nämlich: „Liebst du mich?“ Diese Frage habe der emeritierte Papst „für sich mit seinem gesamten priesterlichen und bischöflichen Leben sowie mit seinem wissenschaftlichen Werk konsequent und eindeutig mit einem bedingungslosen Ja beantwortet.“
Die Aufforderung seines Vorgängers Johannes Paul II., „neu zu lernen, auf Christus zu schauen“, habe Benedikt XVI. als „Leitmotiv“ aufgegriffen und „in den Mittelpunkt seines Pontifikats“ gestellt.
Damit habe er auf „eine der tiefsten Krisen in der heutigen Kirche“ aufmerksam gemacht, auf die „Krise des Christusglaubens, das heißt des Glaubens daran, dass Jesus – über seine menschlichen Dimensionen hinaus – der eingeborene Sohn Gottes ist, der als der von den Toten Auferstandene in der Person des Heiligen Geistes unser gegenwärtig ist“. Mit diesem Bekenntnis aber, das vielen „Schwierigkeiten und Mühe“ bereite, „steht und fällt unser christlicher Glaube“.
Die Botschaft von der Menschwerdung Gottes, von der Gegenwart Christi als „das Licht unseres Lebens“ – diese Botschaft als „Mitte unseres Glaubens“ immer wieder „neu zu durchdenken, ins Wort zu bringen, sie intellektuell auf Augenhöhe mit den anderen Wissenschaften zu entfalten, sie vor allem aber gläubig als Priester und Bischof zu verkünden, das macht das Wesen, die Persönlichkeit, das theologische Schaffen, die Berufung und Sendung Joseph Ratzingers aus“, sagte Woelki und fügte hinzu: „Die Erinnerung und das Lebendighalten dieser Mitte war für ihn die einzig wahre Reform, die unsere Kirche heute nötig hat. Alle anderen Reformen müssen sich von dieser entscheidenden Reform her ergeben. Die Liebe zu Christus ist der Angelpunkt, um den sich in der Kirche alles drehen muss.“
Als Präfekt der Glaubenskongregation und später als Papst habe Ratzinger es als seine Aufgabe angesehen, „für die gesunde Lehre gelegen oder ungelegen einzutreten, sich stark zu machen für das uns von den Aposteln überlieferte kostbare Glaubensgut“. Vom jeweiligen Amt habe er sich verpflichtet gewusst, „angesichts der und mitten in der Vielfalt heutiger Theologien die Frage und die stets neue Suche nach dem gemeinsamen Glauben der Kirche anzumahnen und einzufordern“.