Köln – Aktivisten haben in der Nacht zum Donnerstag an verschiedenen Orten in der Stadt Werbevitrinen geöffnet und Plakate aufgehängt, die sich gegen die katholische Kirche richten. Auf den Postern ist die schwarz gezeichnete Silhouette eines Bischofs zu erkennen, der einem in roter Farbe dargestellten Kind in die Hose greift. Darüber der Text aus Psalm 118,23: „Was keiner für möglich gehalten hat, das tut Gott vor unseren Augen.“
Eines der Plakate hing am Morgen in einer Vitrine von JCDecaux auf der Schildergasse. Wie viele Poster insgesamt aufgehängt wurden, ist unklar. Ein Sprecher von WallDecaux sagte auf Anfrage: „Von uns war nur eine Vitrine betroffen. Wir haben das Plakat abhängen lassen und werden eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung stellen.“ Dies tue man grundsätzlich bei jedem Fall von „Adbusting“ (wörtlich übersetzt: Zerschlagen von Anzeigen).
Aktivisten wollen mit ihrer Aktion das Erzbistum anklagen
Hinter der Aktion verbirgt sich offenbar die Gruppe „Public Space Intervention“ – Menschen, die nach eigener Darstellung öffentliche Werbeflächen in NRW für politische Botschaften nutzen, oftmals in satirischer Form oder mit Mitteln der Kunst. Im konkreten Fall gehe es ihnen um eine Reaktion auf die jüngsten Enthüllungen über den systematischen Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche und die Rolle, die der emeritierte Papst Benedikt dabei spielte, sagte ein Sprecher der Gruppe dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Die Poster sollten demnach bei Passanten und Passantinnen eine kritische Reflektion der Geschehnisse fördern und die „massive Differenz“ zwischen kirchlichem Selbstanspruch als moralische Instanz und gelebtem Alltag zu unterstreichen – sei es zum Beispiel die Ablehnung von Homosexuellen, Transmenschen oder Frauen, die abtreiben. „Das schließt eindeutig auch das Erzbistum Köln ein als Teil eines Systems, das Missbrauch an den Schwächsten der Gesellschaft unter seinem Dach gefördert, zumindest aber nicht verhindert hat. Das klagen wir an.“
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Geöffnet habe man die Vitrinen mit einem leicht veränderten Sechskantschlüssel. „Diese lassen sich mit einfachen Mitteln selbst herstellen.“ Die Kästen seien dabei nicht beschädigt worden, die ursprünglichen Plakate habe man jeweils dort zurückgelassen. Am Donnerstagvormittag waren Arbeiter zu sehen, die die Plakate wieder austauschten.
Wie viele Plakate sie in der Nacht in Köln und auch in Bonn aufgehängt haben, wollen die Aktivistinnen und Aktivisten nicht verraten. Die Rede ist aber von bis zu einem Dutzend. Man halte die Zahl bewusst vage, um es den Betreibern der Kästen „nicht zu einfach zu machen“, die Plakate wieder zu entfernen.