Köln – Mehr als 650 Einsätze hat die Polizei voriges Jahr in Köln durchschnittlich bewältigt – pro Tag. Insgesamt 242.248 waren es im gesamten Jahr. Die jährlich im Februar oder März veröffentlichte Kriminal- und die Verkehrsunfallstatistik gab bislang immer nur einen Überblick über die Entwicklung in der gesamten Stadt.
Nun hat die Behörde erstmals bekannt gegeben, in welchen Gegenden die einzelnen Straftaten und Verkehrsunfälle gemeldet wurden, wo welche Schwerpunkte lagen und wie viel Zeit jeweils vergangen ist, bis ein Streifenwagen am Tat- oder Unfallort eintraf. Ein Ergebnis: Die Polizistinnen und Polizisten sind in den vergangenen Jahren immer schneller geworden. Ein anderes: Die meisten Notrufe sinkt kamen im Vorjahr aus dem Südosten Kölns.
Deutlich weniger Einsätz in der Innenstadt
Die Polizei Köln, zuständig für Köln und Leverkusen, hat die beiden Städte in insgesamt sieben Polizeiinspektionen (PI) unterteilt, die jeweils mehrere Stadtteile umfassen. Sechs Inspektionen verteilen sich auf das Kölner Stadtgebiet, Leverkusen bildet die PI7.
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Die mit Abstand meisten Einsätze fielen rechtsrheinisch im Südosten Kölns an, auf dem Gebiet der PI6 – wenig überraschend, denn es ist auch die Inspektion mit der höchsten Einwohnerzahl. Im Schnitt 143-Mal pro Tag rückten Streifenteams im Vorjahr nach Kalk, Humboldt-Gremberg, Ostheim, Porz und den umliegenden Stadtteilen aus.
Auf Platz Zwei folgt die kleinste Inspektion mit den wenigsten Einwohnern: die PI Mitte. Sie umfasst die gesamte Innenstadt. Durchschnittlich 128 Einsätze fielen hier jeden Tag an. In früheren Jahren war diese Zahl noch deutlich höher. Mit Beginn der Pandemie aber und dem ersten Lockdown im Frühjahr sowie dem zweiten im Winter waren Geschäfte, Kneipen, Bars und Restaurants wochenlang geschlossen. Diskotheken sind seit mehr als einem Jahr dicht.
Die Clubszene auf den Ringen und in der Altstadt, die der Polizei vor allem nachts und an Wochenenden sonst zuverlässig Arbeit beschert, kam mit Corona völlig zum Erliegen. Und Taschendiebe waren plötzlich mangels Touristen und Shoppingkunden plötzlich nahezu beschäftigungslos. „Es gab für uns deutlich weniger Einsätze, das ist eindeutig der Pandemie geschuldet“, sagt Martin Lotz, Leiter der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz. Auffallend ist: In jeder einzelnen Kölner Inspektion war die Gesamtzahl der Einsätze höher als in ganz Leverkusen.
Die meisten Einsätze sind Verkehrsunfälle
Am weitaus häufigsten rückten die Polizistinnen und Polizisten stadtweit zu Verkehrsunfällen mit Sachschaden aus. Es folgten Streits, Ruhestörungen und Ermittlungen – ein Sammelbegriff für häufig eher niedrigschwellige Einsätze wie zum Beispiel Halterabfragen bei Verkehrsbehinderungen. Die Reihenfolge der Anlässe unterscheidet sich in den einzelnen Inspektionen kaum.Während die Zahl der Verkehrsunfälle und auch der Straftaten in vielen Bereichen pandemiebedingt stark gesunken ist, hatten die Beamtinnen und Beamten in anderen Bereichen mehr zu tun, berichtete Lotz. So sei in den vergangenen Monaten etwa die Zahl der gemeldeten Ruhestörungen um knapp 30 Prozent gestiegen.
Streifenteams im Schnitt in 4:36 Minuten vor Ort
Die Zeit, die eine Streife vom Notruf bis zum Eintreffen am Unfall- oder Tatort benötigt, ist die sogenannte Einsatzreaktionszeit. Seit 2015 ist sie in Köln kontinuierlich gesunken – oder anders gesagt: Die Polizei ist schneller geworden. Brauchten die Beamten vor fünf Jahren noch durchschnittlich 17 Minuten und 40 Sekunden zum Einsatzort, so war es im Vorjahr eine knappe Minuten weniger. Eingerechnet sind hier zum Beispiel auch Unfälle mit Bagatellschaden.
Deutlich schneller waren die Streifenteams, wenn der Anrufer meldete, dass der Täter noch am Ort war, dass also unter Umständen eine akute Bedrohung herrschte. Insgesamt 2000-Mal war das im Vorjahr der Fall. Hier waren die Beamten innerhalb von 4:36 Minuten vor Ort. 2015 benötigten sie im Schnitt noch 5:28 Minuten - wohlgemerkt aber auch bei 1100 Einsätzen mehr in jenem Jahr.
So viele Demonstrationen wie nie zuvor
Nie wurden bei der Polizei Köln derart viele Versammlungen angemeldet wie 2020 – insgesamt 1459, durchschnittlich vier pro Tag, die allermeisten in der Innenstadt. Zum Vergleich: 2019 gab es im gesamten Jahr nur 882 angemeldete Versammlungen, vor zehn Jahren gerade einmal 495. Den starken Anstieg im Vorjahr erklärt sich lau Polizei vor allem durch zahlreiche Demos der Klimaschützer von „Fridays for Future“ sowie Kundgebungen von Gegnern der staatlichen Corona-Maßnahmen, die sich phasenweise mehrmals pro Woche zum Protestieren getroffen haben.Bei diesen Veranstaltungen stellen Polizei und Ordnungsamt auch regelmäßig Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung fest, vor allem gegen die Maskenpflicht.
Bislang 38 Streifenpolizisten mit Corona infiziert
Wie alle Behörden und Unternehmen der Privatwirtschaft musste auch die Polizei ihre Arbeit in der Pandemie teilweise neu organisieren. „Dafür gab es keine Blaupause“, sagt Polizeipräsident Uwe Jacob. Maskenpflicht im Streifenwagen, 12-Stunden-Schichten und immer wieder Dienstplanänderungen, weil Beamtinnen oder Beamte infiziert oder zumindest in Quarantäne waren. 31 der insgesamt 1674 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Streifendienst waren oder sind an Corona erkrankt, berichtete Martin Lotz – „zum Glück eine überschaubare Zahl“. Man sei auf der Straße „durchweg einsatzfähig“ geblieben.