Beim Schallschutz wird bei dem Festival am Flughafen auf eine besondere Art durchgegriffen.
Milow kommt zum Flughafen Köln/BonnVorbereitungen für „Open-Airport-Festival“ laufen
Musik-Stars auf einer imposanten Bühne und mehrere Tausend feiernde Fans – es fällt schwer, sich das genau hier vorzustellen. Rechts die Auffahrt zur Abflugebene und das Moxy-Hotel, geradeaus das Flughafen-Terminal samt Bahnhof, links das Parkhaus 2 – und dazwischen ganz viel Nichts. Noch deutet hier wenig darauf hin, dass knapp die Hälfte der 7000 Quadratmeter umfassenden Fläche auf dem Gelände des Flughafens Köln/Bonn im August wieder zur quirligen Festivalmeile werden soll. Zu sehen ist aktuell nur nackter Schotter.
Doch sind der Flughafen und die Wahner Veranstaltungsgesellschaft Sa Cova schon weit vorangeschritten in den Planungen für das dritte „Open Airport“-Festival. Wenn am 11. August der Singer-Songwriter Milow das Eröffnungskonzert spielt, wird das Areal kaum wiederzuerkennen sein. Doch die Verwandlung erfordert Planung und Kraft. „Wir haben mitten in der Corona-Zeit die Idee und den Mut gehabt, hier ein Festival zu installieren“, sagt Sa Cova-Geschäftsführer Roland Kulik, der ursprünglich Kulturangebote im pandemiebedingt fast menschenleeren Flughafengebäude ins Auge gefasst hatte. „Das ließ sich wegen verschiedenster Auflagen nicht verwirklichen“, erinnert sich Flughafen-Geschäftsführer Torsten Schrank.
Köln-Grengel: Festival soll „Airport City“ bewerben
„Wir haben statt dessen eine der wertvollsten Flächen des Flughafens zur Verfügung gestellt“. Der große Platz sei zuvor schon als „unser Wohnzimmer“ für Mitarbeitendenfeste der allein 1800 Beschäftigten der Flughafengesellschaft genutzt worden. Und der Flughafen habe große Pläne. Torsten Schrank und Stephan Merkens als Leiter der Media-und Eventabteilung des Flughafens verweisen auf Konzepte zum Aufbau einer „Airport City“. Für die Ansiedlung von Büros und Lebenswelten direkt am Flughafen sei es wichtig, dass Gäste und Besucher den Flughafen nicht allein als Abflugort wahrnähmen, sondern als Destination mit vielen weiteren Möglichkeiten erkennen könnten.
Alles zum Thema Flughafen Köln/Bonn
- Wartezeit zu Weihnachten Es wird voll an den Flughäfen Köln und Düsseldorf
- Bekannte Masche Kölner Zoll findet kiloweise Drogen als Weihnachtsbäume deklariert
- Flugverkehr in Rhein-Berg „Konsensroute“ über Königsforst wird weiter verfehlt
- Schritt gegen Warte-Chaos Nancy Faeser übergibt Flughafen Köln/Bonn Hoheit über Sicherheitskontrollen
- E-Mobilität auf dem Vorfeld Neue E-Flugzeugschlepper am Flughafen Köln/Bonn in Betrieb genommen
- Wie Hamburg oder Berlin Was wäre, wenn Köln ein Bundesland wäre?
- A3 stundenlang gesperrt Schnee und Eis in NRW sorgen für Unfälle
„Dafür ist so ein Festival die perfekte Werbung“, sagt Merkens mit Verweis auf das Musikprogramm. Schrank betont: „Wir als Flughafen wollen dem Umland und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit dieser Veranstaltung etwas zurückgeben“. Auf dem Platz, wo während der Flüchtlingswelle 2015 eine Drehscheibe zur Betreuung und Vermittlung gerade angekommener Geflüchteter eingerichtet war, sind derzeit weder Aufbauten noch Versorgungsleitungen zu sehen. Die Veranstalter müssen alles Notwendige erst planen, genehmigen lassen, aufbauen, kontrollieren lassen, dokumentieren und den Platz anschließend wieder komplett räumen.
„Dazu gehören große Erfahrung, ein sehr gutes Netzwerk, enge Absprachen zwischen den Partnern und eine punktgenaue Zusammenarbeit mit den Genehmigungsbehörden“, zählt Roland Kulik auf. Mit seinem Sohn Tom und dem Sa Cova-Team gelte es, für die zwölf Meter lange Bühne samt Steg ins Publikum zu sorgen, für Ton- und Lichttechnik, Strom, Wasser, Abwasser, Absperrungen, Ausschilderung, Bewirtung, Sicherheit und vieles mehr. Der Flughafen unterstützt die Vorbereitung und Durchführung mit Hilfen aus unterschiedlichen Abteilungen.
„Wir haben am Flughafen ja quasi unsere eigenen kleinen Stadtwerke für Energie, Wasser und Abwasser“, schildert Torsten Schrank, das lasse sich für das Open-Airport-Festival nutzen. Roland Kulik spricht von komplizierten Genehmigungswegen, die jetzt, beim dritten Mal, allerdings schon deutlich reibungsloser abliefen. Diverse Ämter, vom Bauamt über das Umweltamt, vom Ordnungsamt über die Gewerbeaufsicht bis zur unteren Wasserbehörde, seien eingeschaltet. Zentimetergenau müssten die geplanten Standorte für Bühne, technische Einrichtungen, Versorgungsbuden, Absperrungen, Sicherheitszonen und vieles mehr eingehalten werden. Überraschungen gebe es dabei jedes Mal.
Beschattungs-Pilz mit 30 Metern Durchmesser soll in den Zuschauerraum
In diesem Jahr beispielsweise will der Flughafen einen so genannten Skyliner, einen Beschattungs-Pilz von 30 Meter Durchmesser, im Zuschauerraum installieren. Dafür brauchte es ein neues Entfluchtungskonzept, sagt Kulik, denn falls es regne und sich plötzlich sehr viele Zuschauer zum Schutz unter den Schirm drängten, könnte das gefährlich werden. Kulik befürwortet die Genauigkeit, mit der die Behörden für Sicherheit sorgen, das bedeute aber auch erhebliche Anstrengungen. Brandschutz, Evakuierungswege, Notfallmaßnahmen - alles muss haarklein geplant und überwacht werden.
Beim Schallschutz beispielsweise werden eigene Messanlagen noch in erheblicher Entfernung vom Flughafen eingerichtet. Wird die zulässige Dezibelstärke an einem Messpunkt überschritten, muss die Tontechnik die Lautstärke augenblicklich herunterregeln – oder das Konzert wird abgebrochen, schildert Tom Kulik. Hinzu kommen die besonderen Ansprüche, die renommierte Künstler rund um ihren Auftritt stellen. Das reicht vom Wunsch nach einem Hotelzimmer mit Badewanne bis zu einem eigenen Security-Trupp für den Künstler bis hin zu speziellen Anweisungen fürs Catering.
Am Airport kann man abheben, ohne wegzufliegen
Roland Kulik, der sonst viel mit bodenständigen kölschen Bands zu tun hat, sagt lächelnd: „Mit einem Fässchen Kölsch und einem Pott Ääzezupp ist es da nicht getan“. Die krassen Preissteigerungen für alles, was man im Veranstaltungsbereich mieten oder besorgen muss, lassen die Kosten für so ein Festival nach Kuliks Worten stark ansteigen, die Höhe der Investitionen sei, „schon eine Hausnummer“. Die langjährigen Erfahrungen mit Veranstaltungen beispielsweise im Eltzhof und ein starkes Partner-Netzwerk seien dem Sa Cova-Team in dieser Situation sehr zugutegekommen.
Wenn die Gäste im August aus dem direkt angrenzenden Flughafen-Bahnhof oder den Parkhäusern auf die Festivalfläche strömen, sollen sie nur mehr die Erfolge sehen und nichts von den Mühen spüren. Bei Milow, beim Kölschen Abend am Flughafen, dem Kinder Konzert mit der Band Pelemele, bei Synthie-Pop-Perlen mit Alphaville samt dem Deutschen Filmorchester Babelsberg oder beim Abschlussevent mit Johannes Oerding wird der Flughafen zu einer einzigartigen Kulisse. Dann ist der Airport ein Ort, an dem man abheben kann, ohne wegzufliegen. Informationen über die Konzerte und Eintrittskarten gibt es online.
Beim Open-Airport-Festival auf der Freifläche am Flughafen direkt am Zugang zum Flughafen- Bahnhof sind vom 11. bis 18. August fünf Konzerte geplant. Am Freitag, 11. Juni, 20 Uhr, tritt Singer-Songwriter Milow auf. Ein kölsches Konzert unter dem Motto „Üvverm Horizont“, bei dem unter anderem die Band Kasalla zu hören ist, beginnt am 12. August um 16.30 Uhr. Am Sonntag, 13. August, spielt die Band Pelemele ab 15 Uhr Rockmusik für Kinder und ihre Familien. Alphaville und das Film- Orchester Babelsberg als sinfonische Begleitung sind am Donnerstag, 17. August, 20 Uhr, im Rahmen der Tournee zum 40. Bandgeburtstag zu erleben. Für dieses Konzert wird der Zuhörerplatz vor der Bühne bestuhlt. Den Abschluss bildet am Freitag, 18. August, um 20 Uhr, ein Konzert mit Johannes Oerding, der im Rahmen seiner Open-Air-Tournee das Album „Plan A“ vorstellt.
Informationen über die Konzerte und Kartenvorbestellungen sind online oder unter Tel. 02203/599480 möglich. www.Sacova.de