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Mit ehemaligen SpitzensportlernKardiologie-Chef lädt zum Talk ins Krankenhaus Porz

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Zehnkampflegende Jürgen Hingsen verewigt sich auf einem Trikot von Viktoria Köln.

Porz – Der Blick von Ulf Kirsten geht nach links. Was wird Mirko Lüdemann jetzt auf die Frage antworten, ob Eishockey-Spieler härter seien als Fußballer? Schließlich hätten die Kufen-Cracks alle paar Tage ein Spiel und nicht so viel Pause wie die Kicker. Doch der Rekordspieler der Deutschen Eishockey-Liga - 1197 Spiele - gibt sich neutral. Das könne man nicht vergleichen. „Von den 60 Minuten Spielzeit, stehen wir rund 20 Minuten auf dem Eis“, so Lüdemann, der von 1993 bis 2016 für die Kölner Haie spielte. Professor Marc Horlitz, Chefarzt der Kardiologie am Porzer Krankenhaus, der diese provokative Frage gestellt hatte, bescheinigte dann beiden Sportarten, dass man richtig fit sein muss.

Talkrunde im Porzer Krankenhaus

Horlitz war es auch der im Rahmen einer Sitzung des Wirtschaftsrates von Viktoria Köln zu einer illustren Talkrunde geladen hatten. Neben Kirsten und Lüdemann waren Viktoria-Trainer Olaf Janßen, Zehnkampflegende Jürgen Hingsen, Entertainer Guido Cantz und Arne Greskowiak, der als Athletik-Trainer mit dafür gesorgt hat, dass die deutsche Basketballmannschaft jüngst EM-Bronze gewann, auf dem Podium.

Die Themenvielfalt war groß. Greskowiak berichtete von der Stimmung bei der EM. Die sei bei den Spielen in Köln besser gewesen als in Berlin. Cantz erzählte von einer Folge „Verstehen Sie Spaß?“, in der sie versucht hätten, den Fußballer Thomas Helmer während eines nicht offiziellen Spiels reinzulegen. Doch Helmer haderte mit dem Schiedsrichter, der immer gegen ihn pfiff. „Er war einfach zu ehrgeizig.“ Das Filmchen für seine Sendung, sei dann auch nur so „halblustig“ gewesen. Olaf Janßen betonte, wie wichtig es sei, Haltung zu haben, immer wieder aufzustehen, sich zu motivieren, auch wenn etwas im Spiel nicht gut läuft. Ulf Kirsten kennt das.

Hingsen: „Motivation kann man nicht kaufen“

Der ehemalige Nationalspieler hat selbst durch seinen Einsatz so manches Spiel mit seinen Toren gedreht. Er kritisierte, dass sich die Mentalität geändert habe. Alles würde über einen Kamm geschert, kaum ein Fußballer würde mehr seine eigene Meinung vertreten. Das könne eine Erziehungssache sein, aber auch von Vereinen vorangetrieben werden. Mit dem Ergebnis, „dass dann eher Spieler entwickelt werden, die nicht mehr selbstständig denken“. Und Jürgen Hingsen sagte, dass man als Sportler ein Stück weit geboren, aber auch vom Elternhaus geprägt werde. Leistung sei nur durch Motivation möglich. „Und die steckt in einem drin.“ Mit Geld könne „man die nicht kaufen“.

Horlitz: „Falscher Ehrgeiz schadet der Gesundheit“

Auf die Themen Ehrgeiz, Haltung, Motivation ging Horlitz, der bei der Runde auch die Qualitäten eines Talkmasters bewies, auch ein. Betonte aber, „dass falscher Ehrgeiz der Gesundheit schadet“. Mit einem Infekt oder Fieber gehöre ein Mensch ins Bett und nicht auf den Fußballplatz, Eishockeyfeld oder die Laufbahn. Egal, ob Profi oder Hobbysportler. Denn durch einen Infekt können Bakterien auf den Herzmuskel gehen. Ist der entzündet, können Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen Folgen sein und im schlimmsten Fall zum plötzlichen Herztod führt.

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Ulf Kirsten (l.) und Mirko Lüdemann.

Wie schnell das gehen kann verdeutlichte Horlitz an dem Beispiel des dänischen Fußballers Christian Eriken, der bei der vergangenen EM zusammenbrach und mit Hilfe eines Defibrillators wieder ins Leben zurückgeholt werden konnte. Der Herzstillstand war durch Kammerflimmern ausgelöst worden. Dadurch sei ein Herz nicht in der Lage sich zusammenzuziehen, erklärte Horlitz. Nach sechs, sieben Sekunden sei man bewusstlos. „Man selbst ist nicht in der Lage zu reagieren und ist abhängig von anderen Menschen, die das sehen und handeln.“

Kammerflimmern durch geschädigte Herzmuskulatur

Kammerflimmern könne jeder bekommen, dessen Herzmuskulatur in irgendeiner Form geschädigt sei, so der Mediziner. Deswegen sei es vernünftig, das abchecken zulassen, denn es gäbe auch angeborene Probleme. So werden auch die Spieler von Viktoria, den Kölner Haien und auch die Basketball-Damen der Rheinland Lions aus Bergisch Gladbach, in der Sportkardiologie des Porzer Krankenhauses durchgecheckt. „Um zu sehen, ob das Herz in Ordnung ist“, so Horlitz.

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Er schloss die Runde mit der Frage nach den Aussichten der deutsche Fußballnationalmannschaft bei der WM in Qatar. Die stößt bei den Podiumsteilnehmern nicht auf helle Begeisterung. Und auch das Thema Haltung kommt wieder auf: „Diese Weltmeisterschaft ist die erste, die mir kein gutes Gefühl gibt“, sagte Olaf Janßen. Fußballer hätten eine exorbitante Stellung in der Gesellschaft und sollten Flagge zeigen. Ausbeutung von Menschen, Energiekrise hier, dort klimatisierte Stadien. „Das ist ein komplettes Eigentor, was sich der Fußball da geschossen hat.“