Die Umbenennung am vorigen Donnerstag ist monatelang geplant und vorbereitet worden.
Flughafen Köln/BonnStart- und Landebahnen haben jetzt neue Namen – Schuld ist der Nordpol
Es war nichts weniger als ein organisatorischer Kraftakt: Seit mehr als einem halben Jahr hatte der Flughafen Köln/Bonn die Umbenennung zweier seiner drei Start- und Landebahnen minutiös geplant und vorbereitet. Mehr als 60 Jahre lang trugen die beiden Pisten denselben, denkbar unspektakulären Namen, sie hießen 14L/32R und 14R/32L. Das galt es zu ändern.
Arbeitsgruppen wurden gebildet, Dokumente geändert und IT-Systeme aktualisiert. Meteorologische Anlagen brauchten Updates, die Technik des sogenannten Instrumentenlandesystems wurde neu kalibriert, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mussten geschult und jede Menge Schilder und Markierungen ausgetauscht werden. Der finanzielle Aufwand habe sich zwar im Rahmen gehalten, heißt es, aber die Organisation sei sehr aufwendig gewesen.
Flughafen Köln/Bonn: Namen der Pisten richten sich nach dem Kompass
Nun ist alles fertig. Die zwei Start- und Landebahnen haben seit vorigem Donnerstag (18. April) endlich neue Namen, sie heißen jetzt: 13L/31R und 13R/31L. Und dafür der ganze Aufwand?
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Es musste so sein, teilt der Flughafen mit. Denn hinter der Umbenennung steckt nicht etwa eine bürokratische Laune, sondern: der Nordpol. Genauer gesagt: das Magnetfeld der Erde. „Die Bezeichnungen der Start- und Landebahnen im internationalen Luftverkehr richten sich nach der Kompassrose“, erklärt der Abteilungsleiter für den Flugbetrieb am Köln/Bonn Airport, Markus Moi.
Das bedeutet: Die Zahlen auf den Pisten geben an, in welchem Winkel die jeweilige Bahn im Verhältnis zum sogenannten geomagnetischen Nordpol steht. Anders als der geografische Nordpol, der auf einer festen Position im Arktischen Ozean liegt, befindet sich der magnetische Nordpol über Nordkanada. Weil das Magnetfeld der Erde aber ständig in Bewegung ist, verschiebt sich auch der magnetische Nordpol, und zwar jedes Jahr um ca. 45 Kilometer in Richtung Sibirien – dadurch ändern sich auch die Winkel mit den Start- und Landebahnen der Flughäfen.
Flughafen Köln/Bonn: Wehmütige Posts auf Instagram
„Dies führt zu minimalen Abweichungen im Nachkommabereich, die toleriert werden“, erklärt Markus Moi vom Flughafen Köln/Bonn. „Wird die Abweichung jedoch zu groß, legt die Deutsche Flugsicherung eine Namensänderung fest.“ So geschehen jetzt in Köln. Auch der Flughafen in Zürich müsse dieses Jahr aus demselben Grund drei Start- und Landebahnen umbenennen, berichtet Aerotelegraph.
Das Luftfahrt-Nachrichtenportal erklärt auch, wie die Bezeichnung der Flughafenbahnen genau zustande kommt. „Eine genau nach Süden zeigende Start- und Landebahn würde 18 heißen, wobei das 18 für 180 Grad steht. In die Gegenrichtung würde sie als 36 bezeichnet, weil sie dann nach Norden zeigt. Eine genau nach Osten zeigende Bahn würde 09 heißen, wobei das 09 für 90 Grad steht, in Gegenrichtung wäre sie die 27.“
In Köln erhielt die große Landebahn nun die Kennzeichnung 13L/31R. Sie zeigt also in die eine Richtung ungefähr nach 130 Grad, in die Gegenrichtung nach 310 Grad. Bei der Errichtung vor mehr als 60 Jahren waren es noch 140 Grad beziehungsweise 320 Grad. Weil beide jetzt umbenannte Bahnen in Köln parallel verlaufen, wird zur Unterscheidung zusätzlich ein „L“ für links und ein „R“ für rechts verwendet.
Wichtig ist all das vor allem für die Fluglotsen und insbesondere für die Piloten, die die Startbahnkennung schon im Anflug aus der Luft erkennen können. Zwar sei der Kompass in der Luftfahrt längst durch GPS abgelöst worden, berichtet Aerotelegraph. Das „Weltmagnetmodell“ bleibe aber dennoch wichtig, nicht zuletzt, weil GPS-Signale wegen Hindernissen oder schlechtem Wetter ausfallen könnten.
Nicht nur die Benennung, auch Schriftgröße, Schriftfarbe und farblicher Untergrund der Markierungen auf den Flughafenpisten sind weltweit exakt vorgeschrieben. Spielraum: null. „Da folgen wir den internationalen Standards“, sagt Kölns Flughafensprecher Lukas Weinberger.
Auf dem Instagram-Profil des Airports Köln/Bonn hat der Post und ein Video zur Umbenennung in kurzer Zeit mehr als 120 Kommentare gesammelt. Während ein User hinter der Nachricht (fälschlicherweise) einen Aprilscherz vermutet, schlägt ein anderer vor, einfach die Bahnen zu drehen – „Ist billiger als neue Schilder“. Ein dritter regt an, das Magnetfeld zu reparieren. Und ein „Planespotter“, der Flugzeuge beobachtet, wird sogar melancholisch: „Wir Spotter“, schreibt er, „werden immer 14/32 in unseren Herzen tragen.“