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Messe am PalmsonntagChor setzt mit Teilboykott im Kölner Dom Zeichen gegen Woelki

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Kölner Dom Messe

Messe im Kölner Dom (Archivfoto)

Köln – Wer am kommenden Palmsonntag zum Pontifikalamt mit Kardinal Rainer Woelki in den Dom geht oder die Messe via Domradio verfolgt, sollte ganz genau hinhören und -schauen: Das Vokalensemble, in einer Besetzung von rund 50 semiprofessionellen Sängerinnen und Sängern so etwas wie die Vorzeige-Formation der Domchöre, wird aus Protest gegen Woelkis Amtsführung sowie gegen Missstände in der katholischen Kirche nur in einer achtköpfigen Rumpfbesetzung auftreten.

Die anderen Chormitglieder würden an diesem Tag die musikalische Gestaltung der Gottesdienste in ihren Heimatgemeinden und damit die Basis stärken, das „Fundament unserer Kirche“. Chormitglied Edith Timpe, Religionslehrerin in Köln-Porz, sprach von diesem Teilboykott als einem Akt zivilen Ungehorsams: „Wir wollen mit unserem Gesang nicht ein ‚Weiter so‘ unterstützen, das wir nach der Rückkehr des Kardinals aus seiner Auszeit erleben.“

Vokalensemble soll besonders „bunt“ im Kölner Dom auftreten

Um ein zusätzliches Zeichen zu setzen, werde die „kleine, aber besonders ‚bunte‘ Abordnung“ des Vokalensembles überwiegend aus queeren und nicht-katholischen Chormitgliedern bestehen. Dies teilte der Chor Woelki am Donnerstag per Mail mit. „Diese Unterscheidung heben wir hier zwar hervor, sie ist uns als Chorgemeinschaft aber eigentlich überhaupt nicht wichtig“, schreibt das Ensemble.

Kardinal Woelki Gutachten

Kardinal Rainer Woelki, hier im Februar 2021 im Kölner Dom

Auf einen Brief vom 14. März mit einer ausführlichen Darstellung der Kritik und einem Gesprächsangebot hatte der Chor keine Antwort bekommen. Auf Nachfrage habe Woelkis Büroleiterin Gerlinde Schlüter entschuldigend erklärt, der Kardinal erhalte derzeit sehr viel Post. Den Brief des Ensembles habe er deshalb noch nicht lesen können.

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Zu der Aktion des Vokalensembles sagte Domkapellmeister Professor Eberhard Metternich dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, er könne und wolle „eine Diskussion im Chor über die Situation der Kirche nicht unterbinden“. Die Chorgemeinschaft sei ein Querschnitt der ganzen Gesellschaft. „Wir haben alle gern bei uns, die mit ihrem Gesang den Gottesdienst bereichern wollen. Und das tut ein Teil der Sängerinnen und Sänger, obwohl sie mit ihrer Lebensform von der Kirche ausgegrenzt werden“, hob Metternich hervor.

Metternich vor Auftritt im Dom: Es wird anders sein als gewohnt

Über die Aktion des Vokalensembles an Palmsonntag habe auch er persönlich den Kardinal unterrichtet – wiederum ohne Reaktion Woelkis. Einen Missbrauch des Gottesdienstes könne er im Vorhaben seiner Sängerinnen und Sänger nicht erkennen, so Metternich. „Wir werden singen, die Liturgie wird gestaltet. Das habe ich dem Erzbischof zugesichert. Aber es wird eben anders sein, als vielleicht erwartet und gewohnt.“

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In seinem Brief an Woelki berichtete das Vokalensemble von der Frage vieler Mitglieder „ob sie es noch mit ihrem Gewissen vereinbaren können, durch ihre aktive Teilnahme an den Hochämtern unter Ihrer Leitung das ‚System Erzbistum Köln‘ zu unterstützen“. Das Schreiben hebt insbesondere auf den Missbrauchsskandal ab und spricht von einem wohl unumkehrbaren Verlust des Vertrauens in die Bistumsleitung und namentlich in Woelki als den „letztendlich Verantwortlichen“. Viele Chormitglieder seien auch in ihren Stadtteilgemeinden engagiert und empfänden dabei, dass die Schere zwischen der Bistumsleitung und „der pastoralen Wirklichkeit jenseits des Doms immer weiter auseinanderklafft“. Die von Woelki nach dem Ende seiner Beurlaubung eingeräumten Fehler seien von ihm nur sehr allgemein angesprochen worden, bemängeln die Briefschreiber. „Deshalb ist dies für uns wenig aussagekräftig und in keiner Weise hilfreich.“

Katholische Kirche muss das „System der Angst“ beenden

Für einen Neuanfang sei es nötig, dass das „System Kirche“ bei sich selbst anfange und Homosexuelle oder wiederverheiratete Geschiedene nicht länger an den Rand drängt. Enden müsse auch ein „System der Angst“, das hauptamtliche Seelsorger daran hindere, in der pastoralen Arbeit nach ihrem Gewissen zu handeln. Der Brief wendet sich überdies gegen Klerikalismus, Verlogenheit und eine kirchliche Doppelmoral, die Missbrauchstäter im Klerus geschützt habe und schütze, „aber Menschen, die von der ‚reinen Lehre‘ abweichen, unbarmherzig verurteilt und systematisch ausschließt“.