- Die Kölner Rheinuferpromenade war jahrzehntelang mit wertvollen Muschelkalkplatten gepflastert.
- Dann wurde der Altstadt-Abschnitt aus Sicherheitsgründen kurzfristig großflächig asphaltiert und damit optisch verunstaltet.
- Doch trotz Kritik der Politik wird sich an diesem tristen Zustand in naher Zukunft nichts ändern.
Köln – Das Rheinpanorama vor der Altstadt, aus dem der Dom, die Kirche Groß St. Martin und der Rathausturm herausragen, gehört für Touristen zum Pflichtprogramm. Die Uferpromenade war in diesem Bereich jahrzehntelang mit wertvollen Muschelkalkplatten gepflastert, um der besonderen Bedeutung des Ortes gerecht zu werden.
Diese Würdigung fand vor einem Jahr ein jähes Ende, als das Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung den Abschnitt zwischen Deutzer Brücke und Fischmarkt großflächig asphaltieren ließ, weil Radfahrer auf den über die Jahre beschädigten Platten ins Rutschen gerieten.
Das geschah ohne Rücksprache mit den Politikern im Stadtrat, die das Vorgehen der Stadt deutlich kritisierten und forderten, das Herzstück der Promenade nicht über Jahre hinweg unter Asphalt verschwinden zu lassen.
Hochwertiger Bodenbelag frühestens in fünf Jahren
Genau das wird nun aber geschehen. Die Altstadt-Promenade wird frühestens in fünf Jahren wieder über einen hochwertigen Bodenbelag verfügen, obwohl Verkehrsdezernentin Andrea Blome dafür sorgen wollte, dass die Sanierung 2020 beginnt.
Wie die Stadt jetzt bekannt gegeben hat, wird zunächst der Abschnitt zwischen Malakoffturm und Deutzer Brücke saniert – dort besteht der Belag bereits seit Jahrzehnten vor allem aus Schotter. Das soll bis zum Frühjahr 2022 dauern. Erst danach soll die Promenade vor der Altstadt an die Reihe kommen, weil die Verwaltung nicht beide Abschnitte parallel für Fußgänger und Radfahrer sperren will. Die Arbeiten dort werden voraussichtlich zwei weitere Jahre in Anspruch nehmen, also bis 2024 dauern.
Die von der Stadt 2018 als „Provisorium“ angekündigte Asphaltschicht vor der Altstadt erreicht bis dahin das stolze Alter von sechs Jahren. Der lange Winter hat allerdings bereits jetzt seine Spuren hinterlassen. Die Fläche ist längst nicht mehr so glatt wie in den ersten Monaten, und es haben sich an einigen Stellen Risse gebildet.
Besonderheit verkompliziert Instandhaltung
Im Bereich zwischen Deutzer Brücke und Hohenzollernbrücke liegt eine Besonderheit vor, die eine Instandsetzung verkompliziert. Der Abschnitt besteht einerseits aus dem von Landschaftsarchitekt Georg Penker Anfang der 1980er Jahre gestalteten Rheingarten sowie einer Kragplatte, die 1963 gebaut wurde.
Dabei handelt es sich um eine Art Balkon, der notwendig war, um neben der dort vor dem Bau des Rheinufertunnels oberirdisch verlaufenden Straße und der damaligen Rheinuferbahn Platz für die Promenade zu schaffen. Die im April 2018 von der Stadt asphaltierte Kragplatte ist mehr als 50 Jahre alt und muss grundlegend saniert werden – ein neuer Plattenbelag alleine reicht daher nicht aus.
Die Stadt hat die Kragplatte in den vergangenen Monaten untersuchen lassen und dabei festgestellt, dass ein Spannstahl der Sorte „Sigma oval St145/160“ verbaut wurde. Das Material neigt unter bestimmten Bedingungen zur sogenannten Spannungsrisskorrosion, teilte die Stadt auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit. Im schlimmsten Fall kann ein betroffenes Bauteil durchreißen, was in der Vergangenheit bereits zu schweren Unfällen geführt hat. Das zuständige Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau hat daher die zulässige Höchstbelastung der Rheinuferpromenade für Lieferfahrzeuge von 16 Tonnen auf vier Tonnen reduziert.
Vorlage bis zu den Sommerferien
„Gleichzeitig wurden die Vorplanungen für diesen prominenten Promenadenbereich fortgeführt“, sagte eine Stadtsprecherin. Der bauliche Zustandes der Kragplatte sei im vergangenen Jahr vollständig erfasst worden. In den ersten Monaten dieses Jahres hätten die Mitarbeiter der Stadt die Erkenntnisse ausgeweitet, um eine Entscheidung zur weiteren Vorgehensweise treffen zu können. „Es wurden Wirtschaftlichkeitsberechnungen durchgeführt, um unterschiedliche Planungsvarianten gegenzustellen“, so die Sprecherin.
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Derzeit werde eine Beschlussvorlage vorbereitet, in der die Varianten dargestellt sind. Es gilt als wahrscheinlich, dass als Belag Platten aus Basaltlava zum Einsatz kommen, die auch für den Abschnitt zwischen Deutzer Brücke und Malakoffturm vorgesehen sind. Die Verwaltung will die Vorlage bis zu den Sommerferien anfertigen, damit die Politiker im Stadtrat einen Beschluss fassen können.
Eine Neugestaltung der linksrheinischen Uferpromenade wird seit vielen Jahren diskutiert, passiert ist bislang aber nur wenig. Der inzwischen verstorbene Architekt Albert Speer hat dem Rhein in seinem Masterplan für die Innenstadt eine wesentliche Rolle eingeräumt. Der Fluss mit seinen Uferflächen sei „Entree, Mitte und urbane Bühne“.