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Rheinischer DrogenkriegDurchbruch bei Ermittlungen – Polizei weiß wohl, wer die 350 Kilo Cannabis geklaut hat

Lesezeit 3 Minuten
Bei einer Explosion am Montagmorgen am Nachtclub Vanity wurde eine Person verletzt.

Der Drogenkrieg hatte unter anderem eine Explosion vor dem Vanity am Ring zur Folge.

Die Polizei erweiterte einen Haftbefehl gegen einen 21-Jährigen. Der Raub löste Geiselnahmen und Explosionen in der Stadt aus. In den Niederlanden gab es außerdem eine weitere Festnahme.

Der Polizei ist ein entscheidender Durchbruch bei den Ermittlungen im rheinischen Drogenkrieg gelungen. Denn: Sie weiß wohl, wer die 350 Kilogramm Cannabis aus einer Lagerhalle in Hürth geraubt hat und damit eine Serie von Geiselnahmen und Explosionen vor Geschäften und Wohnhäusern auslöste. Ein 21-jähriger Deutsch-Algerier soll gemeinsam mit Verbündeten seine eigene Drogenbande ausgeraubt haben. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten, hat das Amtsgericht Köln den Haftbefehl gegen ihn neu gefasst.

Bereits am 7. Juli erließ ein Haftrichter einen Haftbefehl gegen den Mann wegen des Verdachts der Beihilfe zum bandenmäßigen Handeltreibens mit den mindestens 700 Kilogramm Marihuana. Nachdem die Ermittler weitere Beweismittel sichergestellt haben, wirft die Staatsanwaltschaft ihm nun auch vor, an dem Raub einer Teilmenge des Marihuanas beteiligt gewesen zu sein, teilten die Ermittlungsbehörden mit. Gemeinsam mit weiteren Personen und mit Maschinenpistolen bewaffnet, soll er in der Nacht auf den 23. Juni 350 von 700 Kilogramm Cannabis gestohlen haben.

Erste Anklagen eingereicht

Auf den Raub der Drogen folgte eine Welle der Gewalt, zu der zwei Geiselnahmen und mehr als ein Dutzend Sprengstoffanschläge vor Geschäften und Wohnungen unter anderem in Köln, Düsseldorf und Duisburg gehören. Von der Machart her ähnelten die selbstgebastelten Sprengsätze jenen Modellen, die auch die Drogennetzwerke in den Niederlanden benutzen, um Rivalen einzuschüchtern oder Geld einzutreiben.

Am Mittwochnachmittag wurde außerdem ein weiterer Tatverdächtiger auf der Autobahn 12 in den Niederlanden festgenommen. Der 22-Jährige wurde mit europäischem Haftbefehl gesucht. Er soll Mitglied der Kölner Drogenbande gewesen sein, die das Marihuana aus den Niederlanden angekauft haben soll. Er soll auch für den geplanten Weiterverkauf mehrerer Hundert Kilogramm verantwortlich gewesen sein. Zudem soll er laut aktuellen Erkenntnissen der Ermittler einer der Wächter gewesen sein, die bei der Geiselnahme in einer Lagerhalle in Hürth festgehalten worden waren.

Im Zentrum der Ermittlungen steht der Kalker Drogenboss Samir A. (Name geändert). Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll er die Fäden bei der brutalen Auseinandersetzung gezogen haben. Ein niederländisches Drogenkartell, von dem das Marihuana ursprünglich stammte, soll er zur Unterstützung angeheuert haben, um die Drogen wiederzuerlangen. Im Oktober wurde auch Samir A. auf dem französischen Flughafen Paris-Orly festgesetzt. Derzeit läuft noch das Auslieferungsverfahren gegen ihn. In dem Gesamtkomplex befinden sich derzeit 19 Personen in Untersuchungshaft.

Am Donnnerstag hatte die Staatsanwaltschaft die ersten Anklagen in dem Ermittlungskomplex eingereicht: Insgesamt vier Angeklagte müssen sich wegen den beiden Geiselnahmen verantworten. Die Anklage wirft drei von ihnen vor, am 25. Juni die fünf Bewacher der zuvor gestohlenen Drogen in der Lagerhalle in Hürth gefesselt und gefoltert zu haben. Laut Anklage sollen sie dadurch gemeinsam mit einer bisher noch unbekannten vierten Person versucht haben, herauszubekommen, wo sich das gestohlene Cannabis befindet. Sie sollen für die Geiselnahme beauftragt worden sein.

Dem vierten Angeklagten wird Beihilfe zu der Geiselnahme in Rodenkirchen zur Last gelegt. Gemeinsam mit anderen soll er an der Entführung einer Frau und eines Mannes in eine Villa in Rodenkirchen am 4. Juli beteiligt gewesen sein. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ handelt es sich bei den Entführten um einen Bochumer und seine Freundin. Die Entführer vermuteten, dass sie hinter dem Cannabisraub steckten. Die Familie des Entführten, so Erkenntnisse der Kriminalpolizei, soll im Drogenhandel im Ruhrgebiet mitmischen.