Köln – Der Bagger steht schon. Er muss quasi nur noch aufgetankt werden – mit 250.000 Euro aus den Mitteln der landeseigenen NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege. Gleichsam vor der Baggerschaufel am Kölner Mühlenbach überreichte am Mittwoch Stiftungsvorstand Karl-Heinz Erdmann dem gemeinnützigen Antragsteller, dem Förderverein Kölner Römermauer, die Düsseldorfer Förderurkunde. „Ehrlicherweise muss ich sagen“, erklärte Erdmann, „dass ich überrascht war von dem Antrag, denn ich dachte, dass in Köln alle Dinge, die mit den Römern zu tun haben, nachhaltig für die Zukunft gesichert sind. Dem ist anscheinend nicht so, wenn man diese Mauer sieht.“
Nein, dem ist ganz und gar nicht so. Das 78 Meter lange Mauerstück – das längste oberirdisch erhaltene Teilstück der einst rund 4000 Meter langen römischen Stadtmauer – ist in desolatem Zustand und muss dringend statisch ertüchtigt und vor weiterem Verfall gesichert werden. „Wir sind glücklich, dazu einen Beitrag leisten zu können“, erklärte Erdmann für die NRW-Stiftung, die ihre Mittel aus Stiftungskapital, Lotterieeinnahmen und Mitgliedsbeiträgen seines Fördervereins bezieht.
Insgesamt 1,2 Millionen Euro Fördergelder
Für diese Pflichtaufgabe der Sicherung und Konservierung stehen nun insgesamt 1,2 Millionen Euro zur Verfügung, denn weitere Mittel kommen von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (400.000 Euro), vom NRW-Heimatministerium (200.000 Euro), von der Stadt Köln (250.000 Euro) und dem Kölner Förderverein Römermauer (100.000 Euro), dem die Initiative zur Sanierung und Wiederherstellung zu verdanken ist. Damit, so die Vereinsvorsitzende Barbara Schock-Werner, „fangen wir jetzt an“.
Zunächst werde mit dem Bodenradar der gesamte Grünstreifen vor der Mauer abgetastet. „Der Untergrund der Mauer ist sehr viel schlechter, als wir das vermutet haben“, so Schock-Werner. Unter der Erdschicht liegen „viele Löcher“, also Kellerräume vormaliger Häuser. In einem der bereits freigelegten Keller lagen sogar noch die Klütten und eine alte Singer-Nähmaschine. Die Kölner Bodendenkmalpflege werde also nach weiteren Hohlräumen suchen.
Gleichzeitig sollen zwei „Probeachsen“ angelegt werden: Abschnitte, in denen die Mauer vom Grund bis zur Krone konserviert werde. Erst auf dieser Grundlage sei eine solide Kostenrechnung für die Sanierung der gesamten Mauer möglich, so Schock-Werner. „Wir wollen ja nicht das ganze Geld, das wir haben, unter die Mauer stecken. Wir suchen nach einer bezahlbaren und statisch sicheren Absicherung. Das ist schwieriger als wir dachten.“
Wie der Mauerabschnitt eines Tages aussehen wird, ist indes noch längst nicht geklärt. Die Wunschvorstellung ist: ein römischer Garten als Endort der Via Culturalis. Dazu soll die Mauer stellenweise mit Grauwacke rekonstruiert werden. „Es soll aber nicht wie neu gemacht aussehen“, so Schock-Werner. Die 2000jährige Geschichte der Mauer soll lesbar bleiben. „Wie die Mauer aussehen wird, erarbeiten wir noch mit internationalen Sachverständigen“, erklärte Marcus Trier, Direktor des Römisch-Germanischen Museum.
Ein Turm, einer von einst 19 halbrunden Zwischentürmen der Römermauer, werde wiedererstehen. Das müsse schon aus statischer Sicht geschehen, damit er wie eine Art Strebepfeiler den Druck der Mauer auffange, so Schock-Werner. Die Originalhöhe der Mauer von acht Metern könne nicht wiedererrichtet werden und auch der Turm, so Marcus Trier, werde nicht so hoch werden, wie er einmal war. Aber es werde an diesem Ort ein außerschulischer Lernort erstehen, an dem sich die Menschen auch gerne aufhalten werden.