Köln – Nachtbürgermeister, das Wort klingt sexy. Als Hendrik Meier vor einem Jahr in Mannheim zum ersten deutschen Nachtbürgermeister gewählt wurde, um zwischen Anwohnern und Nachtschwärmern zu vermitteln, musste er viele Interviews geben. Aktuell findet in Mannheim eine „internationale Nachtbürgermeister-Konferenz“ statt – für Mannheim bedeutet die Schaffung des Postens auch einen Imagegewinn. Die Kölner SPD hatte vor drei Jahren den Vorschlag für einen Nachtbürgermeister in den Stadtrat eingebracht – um zwischen Anwohnern und der Clubszene zu vermitteln. Mit den Stimmen von CDU und Grünen war die Idee abgelehnt worden.
Vorbild aus Prag
„Wenn die Stadt Köln wollte, dass der Brüsseler Platz beruhigt wird, würden sie regelmäßig Ordnungsamt und Polizei kontrollieren lassen, und zwar auch in den frühen Morgenstunden“, sagt Detlef Hagenbruch, Sprecher des Bürgerbüros Brüsseler Platz. „Das würde viel mehr bringen als ein Nachtbürgermeister.“ Es gebe allerdings auch Beispiele für Nachtbürgermeister, die Sinn machten, so Hagenbruch. „Die Stadt Prag hat seit Januar einen Nachtbürgermeister, der hilft, die festgelegte Nachtruhe und das Alkoholverbot in einigen Orten im Stadtzentrum durchzusetzen. „Zusammen mit Plakaten, die Touristen auf das Alkoholverbot hinweisen, verschärften Kontrollen und Monitoren, die ständig auf den Lärmpegel hinweisen, ist so eine Stelle vielleicht ganz hilfreich.“
Hagenbruch kämpft seit vielen Jahren um mehr Ruhe am Brüsseler Platz. Er sagt zwar, mehr als 300 Anwohner zu vertreten – als Initiative zusammengetan haben sich die Lärmgeplagten allerdings nicht. „Die Menschen müssen sich organisieren, um etwas zu erreichen“, sagt Bezirksbürgermeister Andreas Hupke. „Die Bürgerinitiativen südliche und nördliche Altstadt gibt es nicht mehr. Auch die Anwohner vom Brüsseler Platz, die gegen Lärm klagen, gleichen einem gallischen Dorf.“ Hupke schlägt „Akteurskonferenzen“ vor, bei den die Anwohnerinitiativen mit Politik, Verwaltung und Vertretern der Nachtszene an einem Tisch sitzen. „Wenn man miteinander redet, kommt da immer etwas bei rum.“
Tägliche Nachtschichten der Ordnungsdienste würden „viel mehr bringen als ein Nachtbürgermeister“, glaubt Hupke. Wenn das Mannheimer Modell indes nachweislich funktioniere, „dann könnten wir es für Köln auch einfach kopieren“.
„Mehr Ordnungskräfte einsetzen“
Ähnlich denkt Ruth Wennemar vom Bürgerverein Eigelstein. „Die Idee ist grundsätzlich gut“, sagt die Sprecherin der Initiative. „Eine einzige Stelle für eine Stadt wie Köln wäre allerdings nicht mehr als ein Feigenblatt. Wie soll ein Nachtbürgermeister gleichzeitig am Ebertplatz, Brüsseler Platz, in Ehrenfeld und in der Altstadt sein?“ Wennemar schlägt vor, „mehr Ordnungskräfte in den frühen Morgenstunden einzusetzen. Es bräuchte auch mehr Fachleute, die dem ausufernden Tourismus begegnen – und Menschen darauf hinweisen, dass sie sich auch in einer fremden Stadt benehmen müssen.“
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Die Kölner SPD überlegt, das Thema Nachtbürgermeister noch einem in ihr Kommunalwahlprogramm zu nehmen. „Vor allem geht es um die Frage, wie wir die Straßen und Plätze solidarischer gestalten können“, sagt Ratsmitglied Klaus Schäfer.