4600 Erstis beginnen am Montag (9. Oktober) ein Studium an der Universität Köln. Wir waren bei der Begrüßung dabei und haben mit ein paar Studis gesprochen.
„Sehr aufgeregt“Uni Köln begrüßt 4600 Erstis – Wohnsituation „dramatisch“
Fröhliches Stimmengewirr in der Aula um kurz vor neun Uhr: Die Lichter gehen aus, der Countdown auf der Leinwand läuft. Lichtstrahler und Musik setzen ein. Vor der ersten Vorlesung hat die Uni Köln am Montag ihre Erstsemester – „Erstis“ – begrüßt. Rund 4600 Studierende nehmen zum Wintersemester 23/24 ihr Studium auf. Als der neue Uni-Rektor Joybrato Mukherjee die Bühne im Hauptgebäude am Albertus-Magnus-Platz betritt, ist alles ruhig.
Auch für ihn markiert der Semesterstart einen neuen Lebensabschnitt. Mukherjee hat erst Anfang Oktober seine Amtsgeschäfte aufgenommen und damit den ehemaligen Rektor Axel Freimuth abgelöst.
Uni-Rektor Mukherjee mit Appell an neue Studenten
„Sie sind Teil von etwas Großem“, sagt Mukherjee bei seiner Begrüßungsrede. Und meint dabei einerseits die Wissenschaft, deren Habitus die Studierenden am Ende des Studiums idealerweise beherrschen werden; mit einer „Forscherpersönlichkeit“ sollen sie dann „rausgehen in die Welt“, so Mukherjee. Das Große stehe andererseits auch für die Stadt Köln. „Wir stehen kurz vor der 5. Jahreszeit, dem Karneval.“
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Köln, betont Mukherjee, sei für seine Weltoffenheit und Toleranz bekannt. „Hier kann jeder und jede leben, wie er oder sie will. Genießen Sie das.“ Sein eindringlicher Appell an die neue Studierendenschaft lautet: „Sie sind kein Kunde, die Uni ist kein Kino. Sie sind gleichwertige Mitglieder wie ich oder die anderen Professoren und genauso verantwortlich wie wir. Bringen Sie sich ein, gestalten Sie die Uni mit.“
Kölner Erstis sind aufgeregt
Freudige Aufregung herrscht bei den neuen Studierenden selbst: „Jetzt geht es richtig los. Ich habe die Erwartung, dass ich gut mitkomme und eine gute Lerngruppe finde“, sagt die 20-jährige Sophie Ernst aus Bonn. Sie hat sich für ein Studium der Betriebswirtschaftslehre entschieden. Vorbereitet habe sie sich nicht. „Ich habe den Sommer stattdessen nochmal gut genutzt.“
Sila Tokbas ist ebenfalls nervös. Sie beginnt nun ein Studium der kindlichen Frühforderung. „Ich habe gerade erst mein Abi gemacht. Ich hatte Pädagogik-Leistungskurs und liebe Kinder.“ 100 Prozent sicher sei sie sich aber noch nicht bei ihrer Wahl. Einen neuen Anlauf probieren ihre Kommilitoninnen Ina Lang und Luisa Ochmann. „Ich habe letztes Jahr Sonderpädagogik für das Lehramt begonnen, das war jedoch nicht mein Ding. Ich möchte aber im pädagogischen Bereich bleiben“, erzählt Lang, die aus Aachen herpendelt.
Auch Ochmann hat bereits erste Studienerfahrung. „Ich habe Soziale Arbeit an der Fresenius studiert und wollte jetzt an die Uni wechseln.“ Ochmann ist in einer WG im Kwartier Latäng untergekommen. Ihr Zimmer koste monatlich 390 Euro, was für hiesige Preise noch in Ordnung sei. „Ist ein kleines Zimmer in der Nähe des Zülpicher Platzes, es gibt auch Zimmer für 600 Euro.“ Sie empfinde die Lage vor Ort als recht entspannt. „Ich laufe dann immer zur Uni. Laut ist es bei mir nicht.“
Kölner Studierendenwerk verwaltet 5000 Zimmer
So ideal läuft die Wohnungssuche dennoch nicht bei jedem ab, weiß Klaus Wilsberg vom Studierendenwerk. „Die zwei großen Themen bei den Studenten sind seit Jahrzehnten das Wohnen und zweitens das Bafög, also die Finanzierung des Studiums.“ Im September und Oktober sei die Situation auf dem Wohnungsmarkt für Studierende besonders „dramatisch“.
Das Studierendenwerk kann mit seinen 5000 Zimmern auf 83.000 Studierenden, die in seinen Zuständigkeitsbereich fallen, die Not auch nur wenig lindern. „Im Moment haben wir große Überhänge. Da warten acht bis neun Studierende auf ein Zimmer. Im Jahresschnitt ist das Verhältnis drei zu eins.“ Trotz Erhöhung des Bafögs im vergangenen Jahr seien Studierende von der Inflation und der Teuerung des Lebens in besonderem Maße betroffen.
Bei der Erstsemesterbegrüßung kamen neben Rektor Mukherjee auch Prorektorin Beatrix Busse zu Wort, die von der Bildung als der „neuen Superpower“ sprach. In der postdigitalen Welt komme es darauf an, „die richtigen Fragen zu stellen“, so Busse. Der rechtswissenschaftliche Dekan Bernhard Kempen klärte über die Unterteilung der Uni in sechs Fakultäten auf und schließlich stellte der Asta-Vorstand sein Gremium vor. Am Rande der Erstibegrüßung kam es zu einem Polizeieinsatz: Die Aktivistengruppe der „Letzten Generation“ hat das Albertus-Magnus-Denkmal vor dem Hauptgebäude mit Farbe besprüht.