Lindenthal/Müngersdorf – Michael Mronz hat sein Handy am Ohr, als er die Aachener Straße überquert. Er leitet eine Firma, die Sportveranstaltungen und Events organisiert und vermarktet, da gibt es immer etwas zu sagen und zu regeln. Als er uns begrüßt, hat er das Telefon aber weggesteckt. Er ist ganz bei der Sache – und hat sich vorab Gedanken gemacht. „Mein Leben in Köln“, sagt der Sportmanager, „spielt sich im Grunde in einem Radius von einem Kilometer ab.“
Den Mittelpunkt seines Kölner Kilometer-Kreises kann man etwa am Rautenstrauch-Kanal setzen, der eine Station unseres Spaziergangs sein wird. Von dort aus deckt man die Orte ab, die in Mronz' Kölner Leben wichtig sind: den Stadtteil Lindenthal, in dem er am 1. März 1967 geboren wurde und heute mit seinem Ehepartner, dem FDP-Politiker und ehemaligen Außenminister Guido Westerwelle lebt. Müngersdorf, wo sich Mronz' Elternhaus befindet. Und die Widdersdorfer Straße, in der seine Firma „MM Promotion“ ihren Sitz hat.
Zunächst erklärt der 47-Jährige aber, warum wir uns ausgerechnet an der Ecke Aachener/Klosterstraße getroffen haben, einem Ort, an dem Autos und Straßenbahnen laut vorbei brettern. „Dort oben“, sagt Mronz und deutet auf ein Eckhaus mit verspiegelter Fassade, „dort oben hatte ich damals mein erstes Büro.“
Damals heißt vor 22 Jahren, sein Unternehmen gründete Mronz 1992, gleichzeitig studierte er Betriebswirtschaft an der Universität Köln. Praktischerweise wohnte Mronz damals in der Aachener Straße – so hatte er sowohl die Uni als auch die Firma in direkter Reichweite.
Wir gehen die Aachener Straße ein Stück stadtauswärts und bleiben zunächst vor einem Gebäude stehen, in dem Mronz früher zur Realschule ging – die Lehranstalt gibt es aber nicht mehr. Vor der Bäckerei „Ecke“ hält Mronz wieder an. „Hier habe ich in meiner Studentenzeit meine Brötchen gekauft“, erzählt er. „Eine sehr gute Bäckerei.“ Wir kehren ein und trinken einen Kaffee.
Ab und an vibriert Mronz' Handy kaum hörbar in der Jacken-Tasche. Er wirft nur dezente Blicke darauf, ist ganz im Gespräch – und erinnert sich an früher. Kleine Geschäfte habe er schon als Kind gemacht, sagt er. „Bei Fußballspielen des 1. FC Köln habe ich Parkplätze vor unserem Haus in Müngersdorf an Autofahrer vermietet, ungefähr zwölf Jahre alt war ich da“, erzählt er. Bei Top-Begegnungen habe er einen Zuschlag kassiert. „Das war ein tolles Taschengeld.“
In Müngersdorf lebt heute noch seine Mutter Ute, eine Galeristin. Sein Vater Johannes, ein Architekt, starb 1998. Er war 1957 aus dem oberschlesischen Hindenburg (polnisch: Zabrze) im damals kommunistischen Polen geflüchtet. Aus dem ursprünglichen Namen Mroncz wurde in Deutschland Mronz.
Metzgerei in Hindenburg
Er sei nicht das einzige Familienmitglied mit ausgeprägtem Geschäftssinn, sagt Mronz und erzählt eine hübsche Familien-Anekdote; sein Großvater habe früher in Hindenburg eine Metzgerei betrieben. Als er den Laden eröffnet habe, habe er zwölf hübsche, brünette Damen als Verkäuferinnen eingestellt. Das sei eine sehr gute Idee gewesen. „Das Geschäft florierte, und die Damen waren alle bald verheiratet“, erzählt er. Michael Mronz war 21 Jahre alt, als er 1988 Abitur machte und seine erste Sportveranstaltung organisierte. Es war ein Tennis-Turnier auf dem Gelände von Rot-Weiß Köln in Müngersdorf. Nach Abzug der Kosten machte er auf Anhieb einen Gewinn von mehr als 500 Mark. Das ermutigte ihn, weiterzumachen. Heute vermarktet er mit seiner Firma nicht nur Sportveranstaltungen, sondern auch Events wie die Wok-WM von Stefan Raab.
Ende der 80er Jahre wurde der Name Mronz erstmals deutschlandweit bekannt, allerdings durch Michaels zwei Jahre älteren Bruder Alexander. Er war ein Tennisprofi, der es bis auf Platz 73 in der Weltrangliste brachte – und für ein paar Monate der Freund der Starspielerin Steffi Graf war.
Inzwischen ist Alexander Mronz Geschäftsführer des Fußball-Viertligisten Alemannia Aachen und damit Nachbar seines Bruders. In den Gebäuden am Aachener Reitstadion, nur ein paar 100 Meter von der Fußball-Arena entfernt, hat Michael Mronz ein zweites Büro. Seit 1997 ist er Geschäftsführer des jährlich stattfindenden Reitturniers CHIO in Aachen. CHIO, Pferde? Ein sehr schönes Thema. Als wir den Spaziergang fortsetzen, darf Mronz erzählen, wie es eigentlich seinen berühmtesten Kunden geht: Dressurreiter Matthias Rath und dessen Rappen Totilas, der sich einst den Namen „Wunderhengst“ verdiente, aber lange schon nicht mehr an Turnieren teilgenommen hat. Erst war das Pferd verletzt, dann der Reiter, dann wieder das Pferd. Mronz glaubt dennoch an ein Comeback der beiden. „Es geht ihnen gut“, sagt er. „Ich habe eine Wette laufen, dass Totilas nächstes Jahr wieder Gold gewinnt.“ Und zwar bei den Europameisterschaften in Aachen, an deren Organisation Mronz ebenfalls beteiligt ist.
Seit 2010 verheiratet
Mronz ist selbst kein Reiter, er treibt anderen Sport. Wir erreichen den Rautenstrauch-Kanal, an dessen Ufer der Manager regelmäßig joggt – bis hinein in den Grüngürtel. Ab und zu spielt er ein bisschen Tennis. Gern aber auch Golf, diesen Sport übt er zusammen mit Guido Westerwelle aus, mit dem er seit 2010 verheiratet ist. „Wir haben etwas gesucht, das wir zusammen machen können, Golf passte am besten“, sagt Mronz. Häufig schlagen die beiden Herren auf Mallorca die Bälle, hier in der Gegend spielen sie auf dem schönen Golfplatz in Refrath.
Die beiden wohnen zwar in Lindenthal, wenn sie essen gehen, machen sie meistens aber einen Ausflug nach Junkersdorf zum „Ristorante Claudio“, Mronz' Kölner Stammlokal. „Ungefähr ein Drittel des Jahres verbringe ich in Köln“, sagt Mronz. Köln sei eine schöne Stadt, findet er. „Aber nicht der einzige Ort auf der Welt, an dem ich leben kann.“ In Berlin-Charlottenburg haben er und Westerwelle eine zweite Wohnung, zudem besitzen sie ein Haus auf Mallorca.
Wir gehen weiter – in Richtung Müngersdorf, zum Vereinsgelände von Rot-Weiß Köln. Dorthin also, wo Mronz einst seine Vermarkter-Karriere startete. Tennis gehört immer noch zu seinem Repertoire, Mronz war mit seiner Firma gerade beim ATP-Turnier in München engagiert, das am vergangenen Wochenende zu Ende ging. Als wir den Sandplatz von Rot-Weiß mit seinen hübschen, kleinen Zuschauer-Rängen erreichen, schaut sich Mronz lächelnd um. „Es ist schön hier, nicht wahr?“, fragt er. Klar, sehr schön.
Und dann ist es vorbei mit dem Müssiggang. „Es hat Spaß gemacht“, sagt Mronz zum Abschied. Vor dem Klubhaus wartet bereits ein Mitarbeiter, der den Chef zum nächsten Termin bringt.