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Stadt KölnWarum Rekers Spitzenpersonal aus zwei Frauen und sieben Männern besteht

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Reker IV

Oberbürgermeisterin Henriette Reker

Köln – Sollte der Stadtrat am Donnerstag den Duisburger Andree Haack zum Dezernenten für Stadtentwicklung und Wirtschaft wählen, wird das Spitzenpersonal der Stadtverwaltung in Zukunft vor allem von Männern geprägt sein.

Neben Oberbürgermeisterin Henriette Reker sind mit Stadtdirektorin Andrea Blome und Stadtkämmerin Dörte Diemert lediglich zwei weitere Frauen vertreten – dem stehen sieben Männer gegenüber.

Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Grünen und die CDU zuletzt keine Frauen mehr für die städtischen Spitzenposten ausgewählt haben. Mit William Wolfgramm (Umwelt), Ascan Egerer, (Verkehr), Stefan Charles (Kultur) und nun voraussichtlich Andree Haack kamen stets Männer neu hinzu – und das, obwohl es gerade die Grünen sind, welche die stärkste Fraktion stellen und sonst immer sehr genau darauf achten, alle Posten paritätisch zwischen den Geschlechtern aufzuteilen.

Duisburger Andree Haack als Kandidat vorgeschlagen

Die Oberbürgermeisterin hatte Haack am Montag als Kandidat für das Amt des Dezernenten für Stadtentwicklung und Wirtschaft vorgeschlagen. Reker leitete das Auswahlverfahren nach eigenen Angaben alleine und ganz ohne Mitwirkung der Politik, wie es in der Vergangenheit üblich war. Das NRW-Kommunalministerium hatte entschieden, dass eine politisch besetzte Findungskommission nicht informell zusammenkommen darf. Der Stadtrat muss diese ganz offiziell beschließen – das geschah im vorliegenden Fall jedoch nicht. Bei der Besetzung der Kommission müsste zudem „die Grenze der Willkür“ beachtet werden. Das bedeutet, dass es im Zweifelsfall nicht möglich wäre, die Vertreter anderer großer Fraktionen im Stadtrat von einem solchen Gremium grundsätzlich auszuschließen.

In der Vergangenheit war das aber ganz offensichtlich der Fall. So wirkten an der Auswahl des neuen Kulturdezernenten Stefan Charles Vertreter der drei zum Ratsbündnis gehörenden Fraktionen von Grünen, CDU und Volt mit. Die SPD war hingegen nicht beteiligt, obwohl die Fraktion fast fünfmal so groß ist wie die von Volt.

Henriette Rekers Vorschlag dürfte der CDU gefallen

Die Oberbürgermeisterin sah sich daher gezwungen, für das Dezernat für Stadtentwicklung alleine nach einer Kandidatin oder einem Kandidaten zu suchen, obwohl die CDU das Vorschlagsrecht bei den Verhandlungen mit Grünen und Volt für sich gewonnen hatte. Dass sie mit Andree Haack nun ausgerechnet einen CDU-Mann vorgeschlagen hat, dürfte bei der CDU-Ratsfraktion auf großen Gefallen stoßen.

Haack stellte sich seinen Kölner CDU-Kollegen am Montagabend persönlich vor. „Herr Haack hat bei uns allen einen sehr guten Eindruck hinterlassen – er ist ein ausgewiesener Verwaltungsfachmann und hochqualifizierter Experte, der sehr gut zu Köln passt“, sagte CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau am Dienstag. Sein fundiertes Fachwissen und sein Mut, neue Wege zu beschreiten, werde in der gemeinsamen Arbeit helfen, die Herausforderungen in den Bereichen Stadtentwicklung, Wirtschaft, Digitalisierung und Regionales kraftvoll anzupacken und erfolgreich zu meistern. „Wir unterstützen den sehr guten Vorschlag der Oberbürgermeisterin und freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit ihm“, so Petelkau.

Die Grünen als Bündnispartner der CDU fanden am Dienstag ebenfalls lobende Worte, obwohl sie Haack noch nicht kennengelernt haben. „Wir freuen uns, dass das Auswahlverfahren offensichtlich erfolgreich abgeschlossen wurde – Andree Haack ist fachlich breit aufgestellt und bringt die nötigen beruflichen Erfahrungen mit“, sagte Fraktionschefin Christiane Martin. Die Grünen seien nun gespannt auf seine Vorstellung.

Kölner SPD will Auswahlverfahren genau prüfen

„Wir freuen uns, Herrn Haack in der Fraktion kennenzulernen und uns ein Bild machen zu können“, sagte SPD-Fraktionschef Christian Joisten. Neben der Person werde die SPD auch das Auswahlverfahren genau betrachten und prüfen. Über eine abschließende Bewertung sowie das weitere Vorgehen entscheide die Fraktion danach.

„Wir werden uns auf der sachlichen Ebene mit Herrn Haack auseinandersetzten – die Biographie des CDU-Manns weist kaum Erfahrung im Bereich Stadtentwicklung aus“, sagte Fraktionschefin Güldane Tokyürek. Der Bereich Wirtschaft sei mit der Kölner Wirtschaftsförderung bereits gut abgedeckt. „Es scheint als hätte das Parteibuch den Ausschlag gegeben“, so Tokyürek.

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„Herr Haack stellt sich uns am Mittwoch vor“, sagte FDP-Fraktionschef Ralph Sterck. Danach werde sich entscheiden, wie man sich bei der Wahl im Stadtrat verhalten werde. Die FDP hatte bereits die Gründung des neuen Stadtentwicklungsdezernat als unnötig abgelehnt.