Universität KölnAsbest in den Wänden des Hauptgebäudes gefunden
Köln – Im Hauptgebäude der Kölner Universität ist Asbest gefunden worden. Bei Bohrungen im Haupttrakt, also im Bereich der Aula, wurden in vier von insgesamt 24 Proben im Wandputz des Erd- und Untergeschosses das krebserregende Material Chrysotil-Asbest nachgewiesen. Da der Stoff in der Wand gebunden sei, gehe „keine akute Gefahr“ von ihm aus, sagte Uni-Sprecher Jürgen Rees. Schnelle Sanierungsmaßnahmen seien daher nicht geplant. Das Hauptgebäude der Universität wird täglich von tausenden Studenten und wissenschaftlichen Mitarbeiter besucht.
Billig, feuerfest und leicht zu beschaffen: Chrysotil-Asbest gehörte jahrzehntelang zu einem der beliebtesten Baumaterialien, sagt Umwelttechnik-Experte Heinz-Jörn Moriske vom Umweltbundesamt in Berlin. Der Asbestverbrauch in der Bundesrepublik Deutschland erreichte bis 1990 Maximalwerte von mehr als 180 000 Tonnen jährlich – der Großteil davon war Chrysotil. Weil Asbest aber mittlerweile als Auslöser von Krebs gilt, wurde es in Deutschland 1993 verboten. Für Asbest gibt es keine Grenzwerte, weil schon eine Faser tödlich sein kann. Sogenannte Toleranzwerte schreiben eine Höchstdosis von 100 bis 200 Fasern in der Raumluft vor, so Moriske.
Luft im Gebäude wird überwacht
Ähnlich wie die Kölner Universität hält auch Moriske die Situation in der Hochschule derzeit für unbedenklich. „Solange keiner den Putz beschädigt und die Fasern herumfliegen, droht keine Gefahr.“ Asbest habe nicht die Eigenschaft auszudünsten. Allerdings empfahl Moriske der Hochschule dringend, die Raumluft zu kontrollieren. Sollten sich dort mehr als 500 oder gar 1000 Fasern pro Kubikmeter Luft befinden, müsse umgehend gehandelt werden.
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Die Universität Köln hat mittlerweile verfügt, dass in den belasteten Bauteilen weder Nägel noch Schrauben oder Dübel entfernt oder angebracht werden dürfen. Auch das Schlitzen oder Öffnen der Wände soll vermieden werden, heißt es in einer Mitteilung. Die Innenluft soll ab sofort regelmäßig überwacht werden, führte Sprecher Rees aus.
Das Hauptgebäude wird seit 2013 fast ununterbrochen saniert. Nachdem die Fassade zunächst instand gesetzt wurde, muss auch der Innenbereich des 80 Jahre alten Gebäudes rundum modernisiert werden. 2019 ist der Haupttrakt des Hauptgebäudes an der Reihe. Die Hochschule kündigte an, dass die Umbauarbeiten auch nach dem Asbestfund nach Plan durchgeführt würden – und zwar im laufenden Betrieb. Die Trakte, in denen saniert wird, würden allerdings zeitweise geschlossen. Uni-Baudezernent Markus Greitemann ließ mitteilen, dass die „ordnungsgemäße Schadstoffsanierung durch einen externen Gutachter überwacht“ werde.
Baustelle muss hermetisch abgeriegelt werden
Die Entsorgung von Asbest ist aufwendig und kann nur erfolgen, wenn die betroffenen Bauteile sorgfältig abgeschirmt werden, erläutert Tom Berkefeld, Inhaber des Kölner Instituts für Energieberatung und Baubiologie. Der Bereich müsse hermetisch abgeriegelt und mit Luftschleusen und Absaugvorrichtungen versehen werden. Auch der bei den Arbeiten entstehende Bauschutt müsse anschließend – abgeschirmt von der Öffentlichkeit – abtransportiert und als Sondermüll entsorgt werden, so der Experte.
Für Unruhe hatte erst kürzlich der giftige Stoff Polychlorierte Biphenyle (PCB) gesorgt, der bereits im Jahr 2014 in den Physikalischen Instituten der Uni festgestellt worden war. Eine anschließende Sanierung hatte nicht geholfen: An einigen Messpunkten wird der gesetzliche Grenzwert von 300 Nanogramm pro Kubikmetern noch immer überschritten. Die PCB-Belastung ist mit Werten von bis zu 1590 Nanogramm pro Kubikmetern teilweise sogar mehr als fünfmal so hoch. Weil der giftige Stoff vor allem in Fluren und Treppenhäusern auftritt, hatte die Hochschule regelmäßiges Lüften empfohlen.