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Visitatoren im Erzbistum KölnBericht an Papst entscheidet über Woelkis Zukunft

Lesezeit 4 Minuten
Visitatoren Vatiaken Köln

Die Apostolischen Visitatoren Anders Arborelius (l) und Hans van den Hende

Köln – Wenn es an irgendetwas fehlen sollte im Erzbistum Köln, dann nicht am himmlischen Beistand. Eine Woche lang, so teilte es die Sprecherin des Bistums Rotterdam, Daphne van Roosendaal, am Dienstag mit, hätten Bischof Hans van den Hende und der schwedische Kardinal Anders Arborelius bei ihrem Köln-Besuch als päpstliche Visitatoren das Erzbistum und „alle Personen im Gebet getragen“, mit denen sie über den Missbrauchsskandal und die aktuelle Lage sprachen. Am Dienstag seien die Inspektoren abgereist, so van Roosendaal. Die gewonnenen Erkenntnisse würden sie nun „Papst Franziskus zur Verfügung stellen“.

Aus ihren Gebeten weiß Gott bereits, was die Visitatoren zu hören bekommen haben. Öffentlich bekannt werden soll nichts davon. Die in den einzelnen Unterredungen erstellten Protokolle bekommen nicht einmal die Gesprächspartner zu Gesicht. Im Gegenteil: Sie mussten zu Beginn einen heiligen Eid auf die Bibel schwören, keine Inhalte nach draußen dringen zu lassen.

So sei das bei einer Apostolischen Visitation, habe man ihnen freundlich, aber bestimmt erklärt: Ohne Eid keine Anhörung. Einzig die Opfer sexuellen Missbrauch seien von dieser Selbstverpflichtung ausgenommen gewesen. Aus gutem Grund: Die Kirche sollte nicht versuchen, sie ein zweites Mal zum Schweigen zu bringen.

Großes Interesse, unvoreingenommenes Zuhören

Durch die Ex-Sprecher des Kölner Betroffenenbeirats, Patrick Bauer und Karl Haucke, wurde daher bekannt, was auch andere Angehörte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ einhellig schilderten: großes Interesse, unvoreingenommenes Zuhören und „eine angenehme Atmosphäre im Gespräch mit den Visitatoren – im Unterschied zu anderen Bischöfen, denen das nicht immer so gelingt“. Das wenigstens glaubt der Wuppertaler Stadtdechant Bruno Kurth dann doch mitteilen zu dürfen. Er hatte kurz vor der Entsendung der Visitatoren einen Brandbrief an Kardinal Rainer Woelki geschickt, in dem 14 der 15 Kreis- und Stadtdechanten dem Erzbischof die Stimmungslage in den Gemeinden darlegten und „persönliche Konsequenzen“ forderten.

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Es ist davon auszugehen, dass Kurth und seine Mitbrüder Norbert Hörter (Rheinisch-Bergischer Kreis) und Daniel Schilling (Kreis Mettmann) mit ihrer Sicht der Dinge auch gegenüber den Visitatoren nicht hinter dem Berg gehalten haben. Ebenso wenig wie die frühere Opferbeauftragte Christa Pesch oder der Diözesanratsvorsitzende Tim-O. Kurzbach, der Anfang des Jahres von der schwersten Krise im Erzbistum seit Menschengedenken gesprochen und der Bistumsleitung für die Laienvertretung bis auf Weiteres die Zusammenarbeit aufgekündigt hatte. Kurzbach übergab den beiden Bischöfen einen Aktenordner, gefüllt mit Protestschreiben aus Gemeinden und Verbänden, und drängte auf eine baldige Entscheidung aus Rom.

„Es gibt keine Spaltung“

Die Visitatoren nahmen dem Vernehmen nach auch die Position einer weiteren Initiative kritischer Pfarrer zur Kenntnis, sprachen mit der amtierenden Interventionsbeauftragten Malwine Marzotko und trafen sich mit Mitgliedern des Domkapitels, unter ihnen Kölns Stadtdechant Robert Kleine, der Woelkis Agieren bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals seit Monaten kritisiert und die Welle von Kirchenaustritten als Folge einer grassierenden Vertrauens- und Glaubwürdigkeitskrise beklagt.

Ein Gesprächspartner, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen wollte, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, er habe Tacheles geredet, „aber so was von“, und den Visitatoren geraten, sie sollten auf die Darstellung eines in Unterstützer und Gegner des Kardinals gespaltenen Bistums nichts geben. „Es gibt keine Spaltung. Das Bistum ist sich so einig wie seit 50 Jahren nicht: Besser geht es erst, wenn Woelki geht – und sein Generalvikar Markus Hofmann gleich mit.“

Der Kardinal selbst wird mutmaßlich eine andere Sicht vertreten haben. Er hatte zuletzt nach dem – inzwischen abgelehnten – Rücktrittsgesuch des Münchner Kardinals Reinhard Marx seinen Willen zum Verbleib im Amt betont und versprochen, seinen Kurs der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in Köln fortzusetzen.

„Entscheidend ist, dass sich etwas ändert im Erzbistum“

Ob er und andere Verantwortliche des Erzbistums hier Fehler gemacht haben, war der zweite Teil des Prüfauftrags, mit dem der Papst die Visitatoren an den Rhein entsandt hatte. Sie sprachen dazu mit den betreffenden Bischöfen. Dem Hamburger Erzbischof Stefan Heße, der früher in Köln Personalchef und Generalvikar war, wie auch den heutigen Weihbischöfen Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff legt das von Woelki in Auftrag gegebene Missbrauchsgutachten Pflichtverletzungen im Umgang mit Missbrauch zur Last.

Wann und wie der Papst auf den Bericht seiner Visitatoren reagieren wird, ist völlig offen. Kardinal Marx beschied er, er solle seiner Verantwortung für kirchliches Versagen gerecht werden, indem er in München weitermache und sich für eine Erneuerung der Kirche einsetze. „Entscheidend ist, dass sich etwas ändert im Erzbistum“, das betont auch Stadtdechant Bruno Kurth, „mit welchem Bischof auch immer.“

Ein Stück „Weiter so“ gab es in Köln noch während des Aufenthalts der Visitatoren zu besichtigen: An der Priesterweihe im Kölner Dom am vorigen Freitag nahmen die – bis zur Klärung der gegen sie erhobenen Vorwürfe beurlaubten – Weihbischöfe Schwaderlapp und Puff in ihrem Bischofsornat teil. Im Domkapitel wirken sie ohnehin uneingeschränkt weiter mit und dürften somit derzeit auch einen neuen Erzbischof wählen. Im Fall des Falles.

16.06.21 08:50 Vorname des Wuppertaler Stadtdechanten korrigiert, d.Red.