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Vor 100 JahrenHier flog das erste Kölner Linienflugzeug ab

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Flugzeughalle auf dem Flughafen Butzweilerhof

Wo sich heute der Parkplatz eines schwedischen Möbelhauses befindet, startete Köln vor 100 Jahren in ein neues Kapitel der Luftfahrt. Am 15. August 1922, einem Dienstag, hob die „Vickers 66 Vimy Commercial“ namens „City of London“ auf dem Flughafen Butzweilerhof in Ossendorf in Richtung London und Brüssel ab. Bisher war der Flughafen nur militärisch genutzt worden, „nun begann der erste kommerzielle, zivile und regelmäßige Liniendienst Kölns“, so der Luftfahrt-Experte Werner Müller.

Natürlich kann man heute noch immer von Köln aus nach London fliegen – nur eben vom Airport Köln/Bonn in der Wahner Heide aus, der den Butzweilerhof ab den 1950er Jahren in die Bedeutungslosigkeit schickte.

Britisches Militär hatte das Sagen

„Einen Liniendienst gibt es nur mit festen Flughäfen an beiden Enden der Route“, so Werner Müller. Das war 1922 der Fall. Seit dem Ende des Ersten Weltkriegs hatte das britische Militär das Sagen auf dem Flughafen Butzweilerhof, den sie auch „Airstation Bickendorf“ nannte. Die „City of London“ gehörte der englischen Luftverkehrsgesellschaft „The Instone Air Line“, die von der Stadt Köln die Flugzeughalle 2 anmietete.

Auf der Frontseite stand der Schriftzug „Imperial Airways“, der aus vier Fluggesellschaften bestehenden Vorläufer-Gesellschaft von „British Airways“, der auch „The Instone“ angehörte. Für den Flugverkehr benötigte das Unternehmen die Landeerlaubnis der deutschen Regierung, die sie als einzige Fluggesellschaft auch erhielt, wenngleich jeweils nur für kurze Fristen.

Befördert wurden Personen und ab August 1923 auch Fracht. Zehn britische Pfund habe der Hin- und Rückflug gekostet, was heute in etwa 755 Euro entspreche, so Werner Müller. Aktuell liege der Flugpreis bei 45 Euro.

Wenig komfortabel

Bis zum Abzug der britischen Besatzung sei der Passagierverkehr stetig gewachsen. Als 1926 die Stadt Köln das Flughafenareal übernahm, setzte sich der Boom fort. Ossendorf wurde zum Drehkreuz des Westens ausgebaut, wo immer mehr Fluggäste, aber auch Waren abhoben und eintrafen. Aus Frankreich landeten zum Beispiel Saxofone oder Ersatzteile für Citroën-Automobile, die zeitweilig in Köln montiert wurden. Die Lufthansa übernahm den planmäßigen Flugverkehr im April 1926 mit der Strecke Berlin–Köln–Paris. 1936 entstand ein neues Flughafenterminal, das heute als „Motorworld“ genutzt wird.

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Die Gebäude aus den Anfangstagen der zivilen Luftfahrt in Köln gibt es längst nicht mehr. Beschrieben wurden sie als spartanisch und wenig komfortabel. So lange Wartezeiten vor dem Abflug wie zuletzt am Flughafen Köln/Bonn gab es vor 100 Jahren aber sicher nicht: „Die sechs bis acht Leute, die die Maschine fasste, hat man schnell abgefertigt“, so Werner Müller.